Niederlage bei Wirtz-Comeback Bayer patzt im Test bei den Rangers

Glasgow · Im ersten Testspiel der Wintervorbereitung liegt die Werkself früh mit 0:2 zurück verliert am Ende 0:3 gegen die Glasgow Rangers. Florian Wirtz kehrt nach 272 Tagen Verletzungspause auf den Rasen zurück.

Leverkusens Florian Wirtz (l.) bei seinem Comeback auf dem Rasen des Ibrox-Stadions.

Leverkusens Florian Wirtz (l.) bei seinem Comeback auf dem Rasen des Ibrox-Stadions.

Foto: Bayer 04/Chai

In der 62. Minute war es endlich soweit. Florian Wirtz machte sich an der Seitenlinie bereit, klatschte mit Kerem Demirbay ab und betrat den Rasen des Ibrox-Stadions. Es war zwar nur ein Testspieleinsatz gegen die Glasgow Rangers, doch der 19-Jährige dürfte sich noch lange an diesen Moment erinnern. Neun Monate musste der dabei zusehen, wie der Werksklub ohne ihn die Champions League erreichte, dann aber in die neue Saison stolperte, sich plötzlich im Abstiegskampf wiederfand, den Trainer wechselte und nun unter Xabi Alonso eine Aufholjagd nach der Winterpause anstrebt – im Idealfall mit Wirtz in seiner alten Rolle als Regisseur der Offensive.

Doch bis dahin ist es freilich noch ein weiter Weg, auf dem die Einwechslung bei der 0:3 (0:2)-Niederlage in Glasgow der nächste Meilenstein ist. „Erstmal bin ich sehr platt, weil ich die Belastung nicht mehr so gewöhnt bin“, sagte Wirtz. „Es war alles in allem ein enttäuschendes Spiel von uns. Deswegen bin ich auch nicht so gut gelaunt. Aber ich denke, es kommt noch im Laufe des Tages, dass mir klar wird, was das heute eigentlich für ein Tag für mich war.“

Das Comeback in der schottischen Hauptstadt war lange angekündigt, aber wann er wieder auf dem herausragenden Leistungsstand vor dem Kreuzbandriss sein wird, ist offen. Ausgerechnet bei der 0:1-Derbyniederlage gegen seinen Ausbildungsverein 1. FC Köln zog sich der gebürtige Pulheimer im März die schwere Verletzung zu. Im Januar 2020 war er aus der Jugend der „Geißböcke“ nach Leverkusen gewechselt, zunächst in die U19, dann zügig zu den Profis, wo er einen raketenartigen Aufstieg zum für die genialen Momente zuständigen Spielmacher hinlegte.

Das Testspiel bei den Rangers, bei denen in Michael Beale ein neuer Coach an der Seitenlinie stand, war das erste von vier in der Winterpause angesetzten Partien. Der ehemalige Co-Trainer von Steven Gerrard und Nachfolger von Giovanni van Bronckhorst sah einen guten Beginn seines Teams, aber bei Jonathan Tahs Kopfball nach einer Ecke von Kerem Demirbay die bis dahin beste Chance der Partie (12.). Torwart-Routinier Allan McGregor war mit einer starken Parade zur Stelle.

Kurz danach münzten die Gastgeber aber ihre gute Leistung in Zählbares um. Vor allem Malik Tilmann stellte die Defensive der Werkself vor ernsthafte Probleme. Die Leihgabe des FC Bayern traf nach einer Viertelstunde zum 1:0. Bei einer Flanke von James Tavernier über die rechte Seite kam Ayman Azhil am kurzen Pfosten einen Schritt zu spät, um den Rechtsschuss des in Nürnberg geborenen US-Amerikaners zu unterbinden.

Bayer offenbarte einige Probleme mit dem Flügelspiel der Schotten, aber es war eine Ecke, die das 2:0 für die Gastgeber brachte. Wieder war es Tillman, der sich mit guter Sprungkraft zwischen Adam Hlozek und Edmond Tapsoba in die Höhe schraubte und die Hereingabe per Kopfball in Netz beförderte (21.). Als Rabbi Matondo nach einem guten Sololauf rechts am Kasten von Lukas Hradecky vorbeischlenzte, war klar, dass die Glasgower ihre Generalprobe vor dem Ligastart am Donnerstag gegen Hibernian Edinburgh sehr ernst nehmen (24.).

Das war auch am Zweikampfverhalten der Gastgeber erkennbar, die phasenweise durchaus rustikal zur Sache gingen. Von Leverkusen kam zunächst zu wenig, um das Ergebnis positiver zu gestalten. Ein weiterer Kopfball von Tah wurde von McGregor locker abgefangen (34.), ansonsten blieb der Bundesligist blass in der Offensive. Der Ball lief zwar etwas besser und fand nicht mehr so schnell den Weg in Bayers Strafraum, noch vorne fehlte es aber an Ideen und Durchschlagskraft. Amine Adli traf vor der Halbzeit noch das Außennetz (38.) und so blieb es beim verdienten 0:2-Rückstand zur Pause. Die zweiten 45 Minuten begannen mit einigen Wechseln auf beiden Seiten. Am Spielgeschehen änderte sich aber vorerst nicht viel. Hradecky hielt die Werkself mit einer starken Parade gegen den plötzlich frei vor ihm abschließenden Scott Arfield in der Partie (55.), echter Spielfluss wollte bei den Gästen aber nach wie vor nicht aufkommen.

So blieb die Einwechslung von Wirtz vorerst das Erwähnenswerteste in einer ansonsten weitgehend ereignisarm dahinplätschernden Partie. Alex Lowry verpasste von der Strafraumgrenze das 3:0 für Glasgow, zielte bei seinem Abschluss aber etwas zu weit nach rechts (72.), der ebenfalls eingewechselte Noah Pesch verpasste nach einem schönen Pass von Wirtz den Anschlusstreffer (76.). Es war ein erstes Aufblitzen der so lange vermissten Fähigkeiten des Nationalspielers, der durch seine Wege und Ideen auf Anhieb das lahmende Spiel der Werkself bereicherte – auch ohne Zählbares.

Als Mitchel Bakker in der Schlussphase gegen Alfredo Morelos einen Foulelfmeter verursachte, dachten wohl alle der etwa 17.000 Zuschauer im bei Minus zwei Grad frostigen Ibrox, dass nun der dritte Treffer der Gastgeber folgen würde. Doch Tavernier setzte den Strafstoß an den rechten Pfosten (81.). Wenig später ließ Arfield nach unübersehbaren Abstimmungsproblemen in der Hintermannschaft der Leverkusener dann aber doch das Tor zum 3:0-Endstand folgen (84.). Hradecky bewahrte sein Team schließlich mit einer starken Parade gegen Morelos noch vor dem 0:4 (89.).

Am Samstag geht es für Alonso und sein Team mit dem Test gegen den FC Zürich weiter. Anstoß ist um 13 Uhr im Ulrich-Haberland-Stadion.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort