Aufholjagd unterbrochen Bayer droht das graue Mittelmaß
Leverkusen · Das 0:2 gegen Dortmund beendet die Serie der Werkself und sorgt für eine Äquidistanz zu Europapokalplätzen sowie Abstiegsrängen. Die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso ist vorerst im Niemandsland der Tabelle gestrandet.
Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic weiß ganz genau, warum der 2:0-Sieg in Leverkusen für seine Mannschaft so wichtig ist. Es war nicht nur der dritte Erfolg im dritten Spiel des Jahres für den BVB, die drei Punkte hievten die Westfalen auch auf Platz vier der Bundesliga. In der Winterpause habe er sich 72 Tage lang anschauen müssen, dass seine Mannschaft nur Sechster gewesen sei, monierte der 40-Jährige, „aber jetzt haben wir wieder drei Punkte eingefahren und die Tabellensituation ist besser. Der Abstand zu den für uns wichtigen Plätzen hat sich verringert – und der Abstand auf Leverkusen vergrößert. Das sind Dinge, die wir gerne mitnehmen, aber das funktioniert nur mit Siegen.“
Bei der Werkself bietet sich hingegen aktuell ein anderes Bild. Sie bleibt auf Platz neun, der Abstand auf Platz sechs beträgt acht Punkte, der auf den Relegationsplatz ebenfalls. Mehr Niemandsland geht kaum. Die Gute Nachricht: Die Saison ist noch lang, es sind erst 18 von 34 Spieltagen ausgetragen. Das ist auch Xabi Alonso bewusst. „Wenn wir jetzt schon an Mai denken, wäre das ein Fehler von uns“, betonte Bayers Trainer. „Natürlich haben wir die Ambition, den Europapokal zu erreichen und es sind noch viele Punkte zu vergeben.“
Dennoch war die Niederlage gegen den Vizemeister – auch, wenn sie freilich keine Sensation ist – ein Dämpfer für die gerade erst entfachte Aufbruchsstimmung. Nach drei Siegen in Serie gegen Union Berlin, in Köln und gegen Stuttgart ging Leverkusen in die Winterpause, mit zwei weiteren in Gladbach und gegen Bochum startete die Werkself verheißungsvoll ins neue Jahr. Diese Serie und der mit ihr verbundene Durchmarsch nach oben ist nun vorerst unterbrochen. „Wir haben viel probiert, hatten aber nicht so viele klare Chancen“, analysierte Alonso das West-Duell zutreffend. „Uns hat ein Tor gefehlt, um das Gefühl zu haben, dass ein Comeback möglich ist. Unsere Leistung war nicht gut, aber auch keine Katastrophe.“
Moussa Diaby hatte eine Großchance zur Führung (16.), ein Ballverlust von Nadiem Amiri leitete das 0:1 durch Karim Adeyemi ein (33.). Das Eigentor von Edmond Tapsoba (53.) war bereits so etwas wie eine Vorentscheidung. Die Gastgeber bemühten sich zwar redlich und blieben bis zum Schlusspfiff engagiert, konnten den Rückstand gegen abgeklärte Dortmunder aber nicht mehr verkürzen.

Bayer 04 – Borussia Dortmund: die Werkself in der Einzelkritik
Zudem wurde deutlich, wie sehr Bayer aktuell ein Zielspieler im Angriff fehlt – und ein Stürmer mit Torinstinkt. Patrik Schick ist einer, der beide Eigenschaften an guten Tagen miteinander vereint. Der Tscheche fehlte zwar weiterhin im Kader, ist aber nach überstandenen Leistenproblemen bereits wieder im Mannschaftstraining. Sein Comeback wird nicht nur von den Fans des Werksklubs herbeigesehnt. „Natürlich will auch ich, dass Patrik dabei sein kann. Er ist ein Topspieler“, sagte Alonso. „Aber wir müssen abwarten, bis der richtige Moment gekommen ist. Ich weiß nicht, ob es schon für Augsburg reicht. Er fühlt sich besser und hat in dieser Woche jetzt vier Tage Zeit, um zu trainieren. Dann werden wir entscheiden. Das Wichtigste ist aber, dass er komplett fit ist – und nicht, dass er einfach nur dabei ist.“
Bereits am Freitag steht für Bayer die Partie beim FC Augsburg an (20.30 Uhr). Geht es nach Robert Andrich, war die Niederlage in Dortmund eine wichtige Lektion für den Weg zurück nach oben in der Tabelle. „Wir können viel Positives aus dem Spiel ziehen“, sagte er. „Klar geht es am Ende um Punkte und die haben wir nicht geholt, aber es waren auch viele gute Sachen dabei.“ Nun gelte es, auch die weniger guten Dinge zu analysieren, weil es für die Mannschaft noch einiges zu tun gebe: „Wir brauchen noch sehr, sehr viele Punkte – und damit wollen wir in Augsburg weitermachen.“