Bayer Leverkusen Kohr ist der Mann fürs Grobe

Leverkusen · Nach dreieinhalb Jahren beim FC Augsburg kehrt Dominik Kohr als gestandener Bundesliga-Profi unters Bayer-Kreuz zurück. Der variable Mittelfeldspieler soll Druck auf die Etablierten ausüben - und überrascht gleich mit klaren Ansagen.

 Kohr (r.) stammt aus der Jugend von Bayer 04. 2012 debütierte er in der Bundesliga für die Werkself.

Kohr (r.) stammt aus der Jugend von Bayer 04. 2012 debütierte er in der Bundesliga für die Werkself.

Foto: Ksmedianet

Noch hat Dominik Kohr Zeit, um die Beine etwas hochzulegen und gemeinsam mit Freundin Melissa zu entspannen. Doch schon am Donnerstag ist die kurze Ruhephase für den ersten Sommertransfer von Bayer 04 vorbei. Der Rückkehrer vom FC Augsburg wurde von DFB-Trainer Stefan Kuntz ebenso wie Teamkollege Jonathan Tah für die U21-Europameisterschaft in Polen nominiert (16. bis 30. Juni). Nicht nur für das Turnier, auf das sich die Auswahl ab dieser Woche vorbereitet, hat sich der 23-Jährige ("Ich traue uns den Titel zu") viel vorgenommen. Auch mit der Werkself will der variabel einsetzbare Profi schon bald durchstarten. Vorab sendet er eine Kampfansage an die Mittelfeldkonkurrenz um Lars Bender, Julian Baumgartlinger und Co.: "Ich möchte den neuen Trainer von mir überzeugen und möglichst von Beginn an Stammspieler werden."

Sein Bundesliga-Debüt hatte Kohr, der 2008 in die Jugend von Bayer 04 wechselte, 2012 als Leverkusener erlebt. Bis Januar 2014 kamen elf weitere Kurzeinsätze unterm Bayer-Kreuz hinzu, doch der der gebürtige Trierer wollte mehr - und wurde zum FCA verliehen. Zwar musste der in Leverkusen zum Sport- und Fitnesskaufmann ausgebildete Jungprofi sich auch dort zunächst mit der Reservistenrolle zufrieden geben, doch seine Geduld zahlte sich aus.

In der Spielzeit 2015/16 hatte sich der zweifache Gewinner der Fritz-Walter-Ehrenmedaille in Bronze -die der DFB den besten Nachwuchsspielern des Landes verleiht - endgültig zum Stammspieler emporgearbeitet. Für den FCA, der ihn vor der Saison fest verpflichtet hatte, sammelte er zudem weitere Erfahrungen auf internationalem Parkett. In der Europa League musste sich sein Team erst in der Zwischenrunde nach einem 0:1 beim späteren Final-Teilnehmer FC Liverpool geschlagen geben. Ein durch Kohr verursachter Handelfmeter hatte das Aus bedeutet. Eine Episode, die inzwischen längst vergessen ist.

Augsburg wird den Sohn von Ex-Bundesligaprofi Harald Kohr (1. FC Kaiserslautern) als Kämpfertypen in Erinnerung behalten - eine in der Bundesliga rar gewordene Spezies, die die Werkself vergangene Saison oft schmerzlich vermisste und nicht unerheblich dazu beigetragen haben dürfte, dass Sportdirektor Rudi Völler und Manager Jonas Boldt die Rückkehr Kohrs für kolportierte zwei Millionen Euro vorantrieben. "Dominik hat sich in Augsburg zu einem gestandenen Bundesliga-Profi entwickelt. Das Konzept, unseren Spielern bei anderen Klubs Spielpraxis zu geben und sie so auf ein anderes Niveau zu heben, ist auch in diesem Fall voll aufgegangen", sagte Völler.

Die größten Stärken des Rückkehrers, der in der vergangenen Saison zwei Tore in 26 Spielen für den FCA erzielte, liegen im Zweikampfverhalten. So gewann der Rechtsfuß in seinem letztem Jahr in Augsburg mehr als die Hälfte seiner direkten Duelle und schreckt oft auch nicht vor einer Grätsche zurück. Bester Beweis dafür sind seine 13 Gelben und die eine Gelb-Rote Karte vergangene Saison - Ligahöchstwert. Kein Wunder, dass er den Spitznamen "Hard-Kohr" in Anlehnung an den englischen Begriff "hardcore" ("zum harten Kern gehörend") trägt.

Bevor Kohr jedoch den zweiten Teil seines Kapitels bei Bayer 04 aufschlägt, steht zunächst die U21-EM auf dem Programm. Der Titelgewinn wäre sicherlich ein gutes Argument für einen Stammplatz bei der Werkself.

(sb)
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