Frimpong mit Doppelpack Bayer deklassiert Schalke bei Alonsos Debüt

Leverkusen · Leverkusens neuer Trainer Xabi Alonso legt einen Start nach Maß gegen den Aufsteiger aus Gelsenkirchen hin, der den Beweis seiner Bundesligatauglichkeit schuldig bleibt. Jeremie Frimpong und Moussa Diaby ragen beim 4:0-Sieg der Werkself heraus.

 Leverkusens zweifacher Torschütze Jeremie Frimpong (l.) bei einer der unzähligen Szenen, in denen er an Schalkes Tobias Mohr vorbeizieht.

Leverkusens zweifacher Torschütze Jeremie Frimpong (l.) bei einer der unzähligen Szenen, in denen er an Schalkes Tobias Mohr vorbeizieht.

Foto: AFP/ROBERTO PFEIL

Als Xabi Alonso kurz vor dem Anpfiff Richtung Bank ging, schnatterte das mechanische Klicken dutzender Kameras los. Die Premiere des Spaniers als neuer Trainer von Bayer Leverkusen dürfte das am besten dokumentierte Ereignis des Spieltags sein. Die Fotografen bekamen nicht genug von dem 40-jährigen Debütanten beim Platznehmen, doch kurz danach mussten sie auch schon wieder das Feld räumen. Denn Schiedsrichter Tobias Reichel schickte sich an, die Partie gegen den FC Schalke anzupfeifen. Die Gäste aus Gelsenkirchen waren ein dankbarer Gegner für Alonsos Auftakt. Er sah einen ungefährdeten 4:0 (2:0)-Sieg seines Teams.

Spannend war natürlich die Frage, wie Alonso die Werkself im ersten Spiel nach Gerardo Seoane ins Rennen schicken würde. Der Weltmeister von 2010 setzte auf eine Aufstellung im 3-4-3. Edmond Tapsoba, Jonathan Tah und Piero Hincapie bildeten die Dreierkette hinter den beiden Sechsern Robert Andrich und Charles Aránguiz. Als eine Art Mischung aus Außenverteidiger und Flügelspieler waren Mitchell Bakker und Jeremie Frimpong unterwegs, Moussa Diaby und Callum Hudson-Odoi kamen über die offensiven Halbpositionen und flankierten dabei Patrik Schick als zentrale Spitze.

Bayer 04 Leverkusen - Schalke 04, Einzelkritik: Die Werkself in Noten
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Bayer 04 - Schalke: die Werkself in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Marius Becker

Die weit über den Gästeblock hinaus verteilten Fans der Schalker machten in der Anfangsphase aus dem Heim- ein Auswärtsspiel. Dominant und dynamisch wolle Alonso Bayer spielen lassen, kündigte er bei seiner Vorstellung an. Und tatsächlich war Leverkusen spielbestimmend, teilweise sogar mit allen Spielern in der Hälfte der Gäste unterwegs, doch klare Torchancen gab es bis auf Diabys Schuss ans Außennetz nach Pass von Frimpong zunächst nicht zu sehen (6.).

Das Traumtor von Aránguiz, der den Ball aus der Distanz volley trocken in den linken Winkel hämmerte, zählte zudem nicht, weil Hincapie im Vorfeld Marius Bülter gefoult hatte (9.). Schade um den sehenswerten Treffer, doch Reichels Pfiff war schon zu hören, ehe der Chilene zu dem wuchtigen Schuss ausholte. Von den Gästen kam indes nicht viel. Es bahnte sich eine reine Abwehrschlacht für den Aufsteiger an, dem keine Entlastungsangriffe gelingen wollten. Schick verbuchte hingegen noch einen Abschluss im Schalker Strafraum, der aber geblockt wurde (25.).

So ungefährlich die Gelsenkirchener auch waren, Bayer brannte keineswegs ein fußballerisches Feuerwerk ab. Das Spiel der Werkself war ordentlich bis zum Strafraum, dann allerdings fehlten vorerst die Ideen, Löcher in das Bollwerk der Gäste zu reißen. Gerade als die Partie in den Plätschermodus abzudriften drohte, traf Diaby aus knapp 20 Metern zum 1:0 (38.). Dem platzierten Geschoss war ein starker Pass von Andrich vorausgegangen, der den Raum erkannte – und öffnete. Kurz danach ließ Frimpong das 2:0 folgen, aus spitzem Winkel flach ins lange Eck nach einem Durchstecker von Diaby (41.).

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Foto: dpa/Swen Pförtner

Die Fans des FC Schalke waren nun ruhiger, die Partie im Grunde entschieden. Das bot die Gelegenheit, Alsonso an der Seitenlinie zu beobachten. Der Spanier coachte sehr engagiert, tigerte hin und her, gestikulierte bisweilen wild und trieb die Werkself immer wieder mit weit schwingenden Armen nach vorne, wenn ihm das Geschehen auf dem Rasen etwas behäbig wurde. Auffällig oft holte er sich Aránguiz für Anweisungen an die Seitenlinie. Die Sprachbarriere ist mit dem Chilenen freilich nicht ganz so hoch für den Weltmeister von 2010, der durch seine Zeit als Profi des FC Bayern und FC Liverpool aber auch Deutsch und Englisch spricht.

Mit Bundesliga-Fußball hatte der Auftritt der Gäste indes auch in der zweiten Halbzeit nur bedingt etwas zu tun. Vor allem die rechte Seite der Schalker war mit Diaby und Frimpong heillos überfordert, aber auch sonst präsentierte sich das Team von Trainer Frank Kramer wie ein Absteiger. Offensiv ging so gut wie nichts, defensiv fehlte trotz gefühlter zehn Spieler hinter den Ball bisweilen der Zugriff. So war es auch beim 3:0 durch Frimpong, dem ein kluger Steilpass von Diaby vorausging. Der Niederländer platzierte den Ball frei vor Alexander Schwolow im Netz (52.).

Leverkusen begnügte sich mit der Führung und verwaltete fortan das Ergebnis. Alsonso nahm nach einer guten Stunde die ersten Wechsel vor, wohl auch mit kräfteschonender Absicht. Immerhin steht bereits am Mittwoch das Rückspiel in der Champions League gegen den FC Porto an (21 Uhr), am Samstag folgt das Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr).

Dass in der Schlussphase der von Seoane aussortierte Paulinho auch noch auf 4:0 erhöhte, machte den versöhnlichen Nachmittag bei Bayers erstem Heimsieg in der Liga perfekt. Der Brasilianer nutzte die Chance nur wenige Augenblicke nach seiner Einwechslung (90.) – und im Gästeblock ertönten „Kramer raus!“-Rufe, während die Nordkurve feierte.

Leverkusen: Hradecky - Tapsoba, Tah, Hincapie (88. Kossounou) - Frimpong, Aranguiz (64. Demirbay), Andrich, Bakker - Diaby (64. Adli), Hudson-Odoi (88. Paulinho) - Schick (72. Hlozek). - Trainer: Alonso

Schalke: Schwolow - Brunner, Greiml, Yoshida (79. Latza), Mohr (46. Ouwejan) - Krauß, Flick (64. Kral) - Drexler (64. Mollet), Bülter - Polter (46. Aydin), Terodde. - Trainer: Kramer

Schiedsrichter: Tobias Reichel (Stuttgart)

Tore: 1:0 Diaby (38.), 2:0 Frimpong (41.), 3:0 Frimpong (53.), 4:0 Paulinho (90.)

Zuschauer: 30.210

Beste Spieler: Diaby, Frimpong - keiner

Gelbe Karten: Hincapie (2) - Yoshida

Torschüsse: 13:2

Ecken: 3:3

Ballbesitz: 60:40 %

Zweikämpfe: 117:80

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