Bayer Leverkusen Aufholjagd abgeblasen

Leverkusen · Das 2:3 im Derby gegen Borussia Mönchengladbach ist ein herber Rückschlag im Rennen um die internationalen Plätze. Bayer 04 tritt auf der Stelle. Die Aufbruchstimmung nach dem 3:1-Sieg gegen Berlin ist verflogen - zumindest vorerst.

Bayer 04 Leverkusen - Borussia Mönchengladbach: Werkself in der Einzelkritik
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Bayer - Gladbach: die Werkself in der Einzelkritik

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Foto: dpa, fg

Die Schlüsselszene des Spiels war wohl die Großchance von Thorgan Hazard in der 50. Minute. Beim Stand von 2:0 für die Werkself kam der Mönchengladbacher Mittelfeldspieler plötzlich völlig frei vor dem Tor von Bernd Leno zum Abschluss - und scheiterte an einer starken Parade des Leverkusener Schlussmanns. Es war der Startschuss für eine furiose zweite Halbzeit der Borussia, die das Derby letztlich für sich entscheiden konnte. Bayer 04 steht hingegen nach klarer Führung zur Halbzeit mit leeren Händen da - und muss anerkennen, dass die Gäste das in Leverkusen zuletzt oft genutzte Wort "Aufholjagd" deutlich besser umsetzten.

Roger Schmidt ging in seiner Analyse des Spielgeschehens mit seinem Team hart ins Gericht. "Wir haben als Mannschaft Mist gebaut und verloren, weil wir nicht in der Lage waren, aus der ersten Halbzeit zu lernen", analysierte der Trainer der Werkself. Denn die beiden Treffer von Jonathan Tah (31.) und Chicharito (34.), der seine knapp fünfmonatige Pflichtspieltorflaute beendete, übertünchten die Tatsache, dass Bayer 04 schon in der ersten Halbzeit Probleme mit Mönchengladbach hatte.

"Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht und sie haben das mit ihrer Spielintelligenz ausgenutzt", sagte Schmidt. Der 49-Jährige flüchtete sich in altbekannte Erklärungsmuster: Man dürfe nicht vergessen, dass seine Mannschaft noch sehr jung sei. Das Wort "naiv" sei ihm aber zu hart, um die Spielweise zu beschreiben: "Ein 2:0 ist immer ein gefährliches Ergebnis, weil es schnell kippen kann."

In Roger Schmidts Nachbetrachtung war hingegen oft von einer ominösen Macht die Rede - das "Momentum", das mit dem Wiederanpfiff die Seiten gewechselt habe. Mitte der ersten Halbzeit hatte Leverkusen das Spiel zunächst weitgehend im Griff. "Wir hatten uns vorgenommen, weiter diszipliniert und konsequent zu spielen, kompakt zu bleiben und Stabilität zu gewährleisten. Leider haben wir das nicht gemacht, sondern haben die Inkonsequenz aus der Anfangsphase fortgesetzt."

Spätestens nach dem Anschlusstreffer durch Lars Stindl (52.) sei das Momentum dann auf der Seite der Gäste gewesen. Dass der Torschütze dabei im Abseits stand, war nach der Partie kein Thema - und es ist auch keine Erklärung für die darüber hinaus desolate zweite Hälfte der Werkself, in der sich vor allem die Defensivabteilung teils haarsträubende Fehler leistete. Auch offensiv ging nicht mehr viel. Ein selbsternannter Aufholjäger agiert anders - nämlich in etwa so, wie die Gladbacher.

Für die Ziele in der Liga ist die Niederlage ein Rückschlag. Freiburg zog gestern durch den 2:1-Sieg gegen Berlin in der Tabelle an Bayer 04 vorbei. 24 Punkte und Platz neun stehen in der Bilanz. Der Rückstand auf das obere Tabellendrittel, das bei Hertha BSC auf Platz sechs beginnt, beträgt sechs Punkte. Von der direkten Qualifikation für die Champions League - also Platz drei - redet kaum noch jemand. Rudi Völler sprach zuletzt davon, sich an die Europa-League-Plätze heranzuarbeiten. "Ich glaube, dass wir gut daran tun, jedes Spiel für sich zu bewerten", entgegnet Schmidt auf die Frage, inwiefern sich nun der Druck, am kommenden Freitag in Hamburg (20.30 Uhr) gewinnen zu müssen, erhöhe. Es sei "extrem ärgerlich", die gute Ausgangslage nach dem gelungenen Auftakt ins neue Jahr verspielt zu haben.

Das sieht auch Rudi Völler so. "Die Niederlage tut definitiv weh", betonte der Sportchef. Nach dem 2:1 habe man die Unsicherheit in der Mannschaft gemerkt. "Wir hätten gerne eine Aufholjagd gestartet, aber die ist jetzt erstmal unterbrochen worden."

(RP)
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