Bayer Leverkusen Bayer gegen United weckt Erinnerungen

Leverkusen · Das Champions-League-Halbfinale 2002 klingt bei Bayer 04 bis heute nach – als Festakt im Konzert der ganz Großen.

Das Champions-League-Halbfinale 2002 klingt bei Bayer 04 bis heute nach — als Festakt im Konzert der ganz Großen.

Die Gänsehaut hatten sich Oliver Neuville, Jens Nowotny, Michael Ballack und Co. an diesem Abend des 24. April 2002 selbst zuzuschreiben. Sie hatten in den 90 Minuten zuvor im ehrwürdigen Old Trafford zu Manchester einfach so fantastisch gespielt, dass selbst die englischen Fans nach dem famosen 2:2 den Gästen aus dem Rheinland Applaus spendeten. "So etwas Intensives habe ich selten erlebt", sagte Neuville, der damals eine Viertelstunde vor Schluss das wichtige 2:2 erzielt hatte.

Es war ein Ergebnis, das weit über die Stadtgrenzen von Leverkusen für Furore sorgte, wie RP-Redakteur Udo Bonnekoh schrieb: Das ist ganz nett, wenn ein einstmals mäßig bekannter Mittelstürmer des SV Talle, Gerhard Schröder mit Namen, nach einem kurzweiligen Abend per Handy liebe Wünsche und heißen Dank an Leverkusens Manager auf die Insel übermittelt. Die beschwingte Reisegesellschaft fand auch fein, dass die flotte Besatzung des Condor-Charters fröhlich von laufend eingehenden Faxen mit Glückwünschen für eine großartige Leistung berichtete. Und es hob das Selbstwertgefühl der Leverkusener zudem, "datt uns bei dem Gigantenspiel im Old Trafford weltweit 'ne Milliarde Menschen zojekuck hätt", wie Reiner Calmund schnell verbreitete, "datt es jot för de Reputation".

"I smell the Glory", (Ich kann den Ruhm förmlich riechen) hatte United-Trainer Sir Alex Ferguson im Vorfeld des Spiels noch getönt, die Aussicht gegen den Underdog aus Deutschland ins Finale der Königsklasse in seiner Heimatstadt Glasgow einzuziehen, lag für ihn auf dem Silbertablett. Doch es sollte bekanntlich anders kommen, und so ganz wird es "Sir Alex" den Leverkusenern nie vergessen, dass sie ihm diesen Traum zerstört haben.

Vor dem Rückspiel erlitt die gute Leverkusener Stimmung indes einen Dämpfer, weil man soeben mit einer Niederlage in Nürnberg die Chance aus der Hand gegeben hatte, aus eigener Kraft Deutscher Meister zu werden. Es lag am allgegenwärtigen Calmund, emotional gegenzusteuern. "Vorschlussrunde in der Königsklasse gegen ManU mit guten Chancen aufs Endspiel, spannendes Bundesliga-Finale am Samstag mit noch einigen Hoffnungen auf den Titel und in einer Woche in Berlin Pokalfinale, wer angesichts dieser Situation nicht noch mal Gas geben kann, der gehört in die Klinik, zum Psychiater", befand er eilends.

In die Klinik mussten nach dem Rückspiel dann auch nur die, die die Spannung nicht mehr aushalten konnten. Das waren viele, denn das 1:1, das letztlich reichte, stand auf wackeligen Füßen. "Das ist ein Moment für die Ewigkeit, den es zu genießen gilt", sagte Meinolf Sprink, damals Sportbeauftragter der Bayer AG, heute Mediendirektor von Bayer 04.

Ferguson sah es naturgemäß anders, versicherte indes, "Leverkusen hat gegen Real eine reelle Chance im Finale". Ob es dennoch für ihn eine Genugtuung war, dass Real gewann, ist nicht überliefert.

(RP)
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