Die Aufgabe, die sich Leverkusens Trainerduo Sascha Lewandowski (40) und Sami Hyypiä (38) stellt, ist im Prinzip ganz simpel. Die beiden müssen nur dafür sorgen, dass ihre Spieler die Qualität, die ihnen auf dem Papier niemand abspricht, auch auf dem Platz in Leistung und Ergebnisse ummünzen. Eine überschaubare Herausforderung, mag man meinen, und doch sind an ihr bis auf Jupp Heynckes letztlich alle Leverkusener Trainer der vergangenen Jahre gescheitert.

"Wir haben ein übergeordnetes Ziel. Das heißt, wieder besseren Fußball zu spielen", sagt Lewandowski. Den Weg dorthin wollen er, der frühere A-Jugend-Trainer, und Hyypiä, der beliebte Teamchef, über ein verändertes Spielsystem bestreiten. Eines, in dem die Außenverteidiger die Außenbahn für sich allein haben und in dem für die hängenden Spitzen der Weg zum gegnerischen Tor geringer werden soll. Für Sportdirektor Rudi Völler resultieren die Umbauarbeiten seines Trainerduos aus der Erkenntnis, "dass man sein System immer auch nach den Spielern ausrichten muss, die man zur Verfügung hat".

Vorgänger Robin Dutt war diese Erkenntnis wohl verwehrt, denn gravierend hat sich die Wunschelf im Sommer nicht verändert. Neu sind Daniel Carvajal (21) aus der Reserve von Real Madrid. Der Fünf-Millionen-Euro-Mann soll mit seinem Offensivdrang die rechte Seite beleben. Neuer Abwehrchef ist Philipp Wollscheid (23), der für sieben Millionen Euro aus Nürnberg kam. "Er hat eine hohe Qualität und wird uns allein wegen seiner Zweikampf- und Kopfballstärke weiterhelfen", sagt Lewandowski.

Stürmer Junior Fernandes (23, von Universidad de Chile), der die Planstelle des nach Hoffenheim abgewanderten Eren Derdiyok ausfüllt, dürfte dagegen vorerst kein Kandidat für längere Einsatzzeiten sein. Zu groß ist der Nachholbedarf zum Bundesliganiveau. Jens Hegeler (Nürnberg) und Hajime Hosogai (Augsburg) verstärken Bayer 04 eher in der Breite.

"Die Europa League ist ein Muss"

Der hehre Wunsch von besserem Fußball geht einher mit der Verpflichtung, sich erneut für den Europapokal zu qualifizieren. Das haben alle Beteiligten verinnerlicht. "Die Europa League ist ein Muss, die Champions League ein Wunsch", sagt Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Wobei er nur zu gut weiß, dass ein Gewinn der Europa League genauso viel an Uefa-Prämien brächte, wie die Teilnahme und ein Sieg in der Gruppenphase der Königsklasse: knapp zehn Millionen Euro.

Insofern ist ein Platz unter den Top vier doch mehr als ein Wunsch, denn jedes Jahr ohne Champions-League-Einnahmen wirft Bayer im Konkurrenzkampf der Bundesliga zurück und macht es schwerer, den teuren Kader zu finanzieren. Doch solange man es sich leisten kann, schwindelerregende Millionen-Angebote für Stars wie André Schürrle (von Chelsea) und Lars Bender (aus München) abzulehnen, stellt man sich in Leverkusen dem Ehrgeiz, in der Spitze mitzumischen.

"Wir haben eine sehr gute Mannschaft — besser als in der vergangenen Saison", sagt Schürrle. Abgänge wie Michael Ballack, Rene Adler oder Tranquillo Barnetta werden es registrieren. Ein anderer Routinier wittert derweil eine neue Chance: Simon Rolfes bleibt Kapitän und wohl auch feste Größe. Zunächst nur auf dem Papier. Auf dem Platz müssen er und seine Kollegen sich erst wieder dauerhaft beweisen.

Zugänge Wollscheid (Nürnberg), Carvajal (Real Madrid II), Junior Fernandes (Universidad de Chile), Carlinhos (Desportivo Brasil), Hegeler (Nürnberg), Hosogai (Augsburg).

Abgänge Adler (HSV), Barnetta (Schalke), Derdiyok (Hoffenheim), Giefer (Düsseldorf), Oczipka (Frankfurt), Ballack (unbekannt), Corluka (zurück nach Tottenham).