Personalnot in den Englischen Wochen Herrlich wähnt sich in der Rotationsfalle

Leverkusen · Am Donnerstag trifft Bayer 04 Leverkusen in der Europa League auf AEK Larnaka. Es ist das fünfte Spiel innerhalb weniger Tage für die kriselnde Elf von Heiko Herrlich. Der Trainer der Werkself gibt dem schmalen Kader zumindest eine Mitschuld an der Ergebniskrise.

 Bayers Trainer Heiko Herrlich steht nach dem 2:4 gegen Dortmund in der Kritik.

Bayers Trainer Heiko Herrlich steht nach dem 2:4 gegen Dortmund in der Kritik.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Was haben Wendell, Kai Havertz, Dominik Kohr, Julian Brandt und Jonathan Tah gemeinsam? Sie sind die Dauerläufer im Kader der Werkself und haben bisher die meisten Pflichtspielminuten hinter sich. Die meisten Stammspieler im Kader haben einschließlich des 2:4 gegen Dortmund zuletzt vier Partien in zehn Tagen absolviert – eine körperliche Höchstbelastung. Englische Wochen sind hart. Das ist jedem Profifußballer klar und dennoch ist es immer ihr großes Ziel, sich auf der internationalen Fußballbühne zu präsentieren. Dort hat die Werkself am Donnerstag ihren nächsten Auftritt: Ab 18.55 Uhr geht es in Gruppe A gegen AEK Larnaka in der BayArena um die nächsten Punkte in der Europa League.

Für Trainer Heiko Herrlich ist der eng getaktete Spielplan indes einer der Gründe, warum es so schwer war, in den letzten 25 Minuten der Partie dem Dortmunder Dauerdruck standzuhalten. Punktgenau analysiert er im Gespräch die entscheidenden Szenen und referiert über Ballkontakte, Sprints sowie Stellungsspiel. Der 46-Jährige weiß genau, wie und warum die Niederlage zustande kam, die Bayer 04 im Kampf um einen Platz im oberen Tabellendrittel der Bundesliga zurückwirft. Eine der Ursachen verortete er neben individuellen Fehlern seiner Spieler und der Klasse des Gegners auch im Kader: „Wir haben nicht die Möglichkeit, zu rotieren wie es andere Mannschaften haben und müssen die Belastung voll durchziehen.“

Die personelle Situation ist durch die Langzeitausfälle von Charles Aránguiz, Julian Baumgartlinger, Panagiotis Retsos und Joel Pohjanpalo angespannt. Hinzu kommt die Sperre von Karim Bellarabi, die erst nach dem nächsten Ligaspiel in Freiburg (Sonntag, 13.30 Uhr) überwunden ist. Dem Trainer fehlen damit zur Unzeit die Alternativen für Wechsel ohne großen Qualitätsverlust. Im Subtext schwingt der Gedanke mit, dass der Kader zu schmal für die Dreifachbelastung sein könnte.

Eine Erklärung für die drei Niederlagen zum Auftakt der Liga ist das aber freilich nicht. Als Bayer 04 den Start in die Saison verschlief, waren Englische Wochen noch nicht angesagt. Nun ist die Werkself nur dank eines kleinen Zwischenhochs gegen Mainz und Düsseldorf Tabellenvierzehnter und der Trainer steht unter Druck. Das Saisonziel Champions League ist in ernsthafter Gefahr. Die üblichen Mechanismen des Geschäfts sind längst in Bewegung.

Herrlich geht die Situation nüchtern an. „Wir haben das wie immer sachlich aufgearbeitet und müssen jetzt weiter an den Details feilen“, sagt er. Die Mannschaft sei mit Blick auf Donnerstag „positiv gestimmt“ und „willig“, einen „Riesenschritt“ auf dem Weg zum Gruppensieg zu machen. Ein Erfolg gegen Larnaka wäre nach dem 3:2-Sieg in Rasgrad zum Auftakt der Europa League aber wohl auch aus psychologischer Sicht wichtig – trotz oder gerade wegen der Favoritenrolle des Bundesligisten.

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