Bayer Leverkusen Bayer 04 setzt Boenisch Guardado vor die Nase

Leverkusen · Der Mexikaner soll die Dauerbaustelle hinten links schließen. Sein Transfer ändert die Perspektive der Konkurrenten fundamental.

 Andres Guardado war am vergangenen Wochenende noch für den FC Valencia im Meisterschaftsspiel gegen Espanyol Barcelona am Ball.

Andres Guardado war am vergangenen Wochenende noch für den FC Valencia im Meisterschaftsspiel gegen Espanyol Barcelona am Ball.

Foto: imago

Am Bremer Osterdeich soll schon ein leichtes Zittern ausgemacht worden sein. Ein Zittern vor dem rheinischen Facebook-Orkan, der sich so bedrohlich und schier unaufhaltsam von hinten nähert. Nur noch knapp 100 000 "Likes" lag Bayer 04 gestern hinter den Werderanern. Nordrivale HSV wurde in dieser Woche überholt. Inzwischen ist der Werksklub schon Fünfter in der Sozialen Netzwerktabelle der Bundesliga.

Ein Ende des wundersamen Booms ist nicht abzusehen. Im Gegenteil: Vom Transfermarkt her dürfte Bayers Facebook-Auftritt neuerlichen Rückenwind erfahren. Schließlich haben sich die Leverkusener kurz vor Transferschluss die Dienste des mexikanischen Linksverteidigers Andres Guardado vom FC Valencia gesichert — und immerhin stammen schon jetzt knapp 20 000 "Gefällt mir"-Klicks für Bayer 04 aus dessen Heimat.

Dass der 27-jährige Guardado in Rückserie im Dress der Werkself seinem Job nachgehen wird, hing zwischenzeitlich am seidenen Faden. Am Mittwochabend galt der Transfer quasi als gescheitert, weil Valencia sich nur auf einen Verkauf, nicht aber auf eine von Bayer 04 als einzige Option ins Spiel gebrachte Ausleihe einlassen wollte. Erst eine letzte Verhandlungsrunde in der Nacht zu gestern brachte den Durchbruch.

Die Spanier stimmten einem Leihgeschäft zu, Bayer 04 sicherte sich zudem eine Kaufoption ab Sommer, und Guardado, der 1,69 Meter "kleiner Prinz" ("El Principito") stieg in den Flieger, um in Leverkusen den Medizincheck zu absolvieren. Am Abend bestätigte Bayer 04 den Wechsel. "Andrés war in Valencia Stammspieler. Wir sind überzeugt, dass er unserer Mannschaft nochmals einen Schub geben wird", sagte Sportdirektor Rudi Völler. Guardado selbst sagte: "Die Offerte aus Leverkusen war eine tolle Chance für mich, etwas Neues zu beginnen."

Mit der Erfahrung von mehr als 90 Länderspielen, zwei WM-Teilnahmen (2006 und 2010) sowie 149 Ligaspielen für Valencia und Deportivo La Coruña geht Guardado die Aufgabe an, sich als nächster dabei zu versuchen, die Dauerbaustelle auf der Linksverteidigerposition zu schließen. Der momentane Platzhirsch Sebastian Boenisch vermag dies nicht adäquat zu tun — diese Erkenntnis hat sich in Leverkusen nach einem guten Beginn des Deutsch-Polen in den vergangenen Monaten ziemlich zementiert. Youngster Kostas Stafylidis hatte zuletzt zwar einen Sprung gemacht, in die Startelf hat ihn seine Entwicklung indes noch nicht gespült.

Für beide muss die Verpflichtung Guardados ein klares Signal sein: Während Boenisch sich darauf einstellen dürfte, auf Sicht nur die zweite Geige zu spielen, rücken Einsatzzeiten für Stafylidis bei realistischer Betrachtung in immer weitere Ferne. Und der "polyvalente" Emre Can mag sich künftig vornehmlich darauf konzentrieren können, den Konkurrenzkampf um eine von ihm ohnehin präferierte zentrale Mittelfeldposition zu bestreiten.

(RP)
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