Bayer Leverkusen Bayer zittert nach 0:1 um die Königsklasse

Rom · Nach einer Viertelstunde hatte der Europäische Fußball-Verband genug gehört. Per Stadiondurchsage forderte die Uefa den Anhang von Lazio Rom auf, Gesänge und Rufe mit rassistischem Inhalt sofort zu stoppen, sonst würde das Hinspiel der Play-offs um den Einzug in die Gruppenphase der Champions League gegen Bayer Leverkusen abgebrochen werden.

Bayer 04 Leverkusen: Werkself bei Lazio Rom in der Einzelkritik
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Lazio - Leverkusen: Einzelkritik

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Der brasilianische Werkself-Verteidiger Wendell wurde kurz zuvor bei einem Einwurf mit Affenlauten beleidigt. Große Teile der Lazio-Anhänger bekennen sich seit Jahren offen zu ihrer faschistischen und rassistischen Gesinnung und nutzten die große Bühne des europäischen Fußballs, um ihre verabscheuenswerte Grundhaltung nach außen zu tragen.

Schade, dass Karim Bellarabi acht Minuten nach der Durchsage die geistig irrgeleiteten Lazio-Fans nicht bestrafte: Sein Schuss aus guter Position im Strafraum zischte über die Latte. Am Ende sorgte der eingewechselte Keita, ein Senegalese, für den 1:0-Sieg, den die Römer Anhänger ausgiebig feierten. Die Werkself muss diesen Rückstand nun im Rückspiel am 26. August in der BayArena wettmachen, um in die Königsklasse einzuziehen.

Dass die Lazio-Anhänger nach der Durchsage ihre Gesänge in der ersten Hälfte nahezu einstellten, lässt allem Anschein nach darauf schließen, dass Liedgut ohne rechten Hintergrund in der Römer Kurve wenig verbreitet ist — eine traurige Nachricht für den Fußball, der danach bis zum Ende der Partie gespielt wurde.

Bayer 04 Leverkusen unterliegt im Hinspiel der Play-offs bei Lazio Rom
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Lazio Rom - Bayer Leverkusen: Pressestimmen

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Eine gute Nachricht erhielt Trainer Roger Schmidt hingegen vor der Partie: Sein Kapitän war mit an Bord. Lars Bender meldete vor dem Spiel Einsatzbereitschaft, eine Rückenstauchung hinderte den Mittelfeldspieler nicht am Einsatz. Coach Schmidt schenkte so der Elf das Vertrauen, die er bereits am Samstag beim Bundesliga-Auftakt gegen Hoffenheim (2:1) zu Beginn aufs Feld geschickt hatte. Heung-Min Son erhielt den Vorzug vor Julian Brandt auf der linken Außenbahn und Stürmer Admir Mehmedi musste auch zunächst auf der Bank Platz nehmen.

In einer zerfahrenen ersten Hälfte, in der erst Rom leichte Feldvorteile hatte, danach Leverkusen, spielten sich die beiden Höhepunkte innerhalb der 26. Spielminute ab: Erst scheiterte Bender mit einem strammen Fernschuss am Pfosten, im Gegenzug verhinderte Aluminium ein Römer Tor des deutschen WM-Rekordtorschützen Miroslav Klose. Sehenswert war zudem der Versuch von Leverkusens Edeltechniker Hakan Calhanoglu kurz vor dem Seitenwechsel den Römer Torhüter Etrit Berisha mit einem gefühlvollen Fernschuss von der Mittellinie zu überlisten.

Zur zweiten Hälfte blieb Klose, den Jonathan Tah gut im Griff hatte, in der Kabine. Für ihn wurde Keita eingewechselt, der kurz später im Zweikampf mit Bernd Leno im Strafraum von den Beinen geholt wurde. Der Leverkusener Torwart hatte aber die Hand zuvor am Ball, eine korrekte Entscheidung von Schiedsrichter Jonas Eriksson weiterspielen zu lassen. Weniger korrekt war, bei einer brutalen Attacke von Maurício gegen Bellarabi nur die Gelbe Karte zu zeigen.

Miroslav Klose trifft den Pfosten und muss verletzt raus
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Klose trifft den Pfosten und muss verletzt raus

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Foto: dpa, dc ss

Die Werkself-Spieler, die mit einem Trauerflor zu Ehren des am Montag gestorbenen Ex-DFB-Präsidents Gerhard Mayer-Vorfelder aufliefen, wurden nun etwas zielstrebiger. Mehmedi, der in der Halbzeit für den erneut enttäuschenden Son kam, verpasste mit einem Flachschuss nur knapp das Ziel, ein Auswärtstor aus Rom mitzunehmen.

Calhanoglu scheiterte zweimal per Freistoß an Berisha. Nach einer Stunde Spielzeit entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit besten Torchancen auf beiden Seiten. Keita scheiterte am überragend reagierenden Leno und Stefan Kießling hatte Pech, als er einen Ball ins Tor abfälschte, dabei aber knapp im Abseits stand. Dann lief Kita im Laufduell Tah weg und erzielte den Siegtreffer.

"Ich glaube, dass wir hier ein gutes Spiel gemacht haben. Wir waren über weite Strecken des Spiels die dominiernde Mannschaft. Ich bin für das Rückspiel ganz zuversichtlich und glaube fest daran, dass wir auch diese Saison wieder Champions Leauge spielen."

"Ich glaube, dass wir hier ein gutes Spiel gemacht haben. Wir waren über weite Strecken des Spiels die dominiernde Mannschaft. Ich bin für das Rückspiel ganz zuversichtlich und glaube fest daran, dass wir auch diese Saison wieder Champions Leauge spielen", sagte Trainer Roger Schmidt.

Und Stefan Kießling erklärte: "Das Ergebnis passt nicht. Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht und einen sehr hohen Aufwand betrieben. Wir glauben aber fest daran, dass wir es im Rückspiel noch schaffen."

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