Bayer Leverkusen Worauf es jetzt in Orlando ankommt

Leverkusen · Für Bayer 04 geht es im Wintertrainingslager darum, die Fehlerquellen der bisher eher holprigen Saison zu beheben. Auf das Team um Roger Schmidt wartet im meist sonnigen Südosten der USA viel Arbeit.

Roger Schmidt und sein Stab stehen in den kommenden neun Tagen vor der Aufgabe, in Orlando Schwung für die zweite Saisonhälfte zu holen.

Roger Schmidt und sein Stab stehen in den kommenden neun Tagen vor der Aufgabe, in Orlando Schwung für die zweite Saisonhälfte zu holen.

Foto: MISERIUS

Platz neun, 21 Punkte, sieben Niederlagen - so schlecht stand Bayer 04 zuletzt vor elf Jahren nach 16 Spieltagen in der Bundesliga da. Damals war die Ausbeute allerdings noch dürftiger, bevor es in die Winterpause ging. Am Ende allerdings belegte die Werkself Platz fünf und qualifizierte sich doch wieder für das internationale Geschäft. Auf einen ähnlichen Saisonverlauf dürfte Roger Schmidt hoffen, wenn er sich mit seinem Team in Florida auf die zweite Hälfte der Spielzeit vorbereitet. Damit das klappt, muss der Trainer der Werkself allerdings an einigen Stellschrauben drehen. Immer wieder wurden in der Liga die Baustellen im Team sichtbar.

Standardsituationen Sieben Gegentore hat Bayer 04 in dieser Spielzeit bereits nach Eckbällen kassiert. Das ist ein Negativrekord. Hinzu kommt, dass die Werkself bei eigenen Ecken oder Freistößen meist harmlos bleibt - ganz zu schweigen von Elfmetern. Von vier Strafstößen in der Liga konnte kein einziger genutzt werden. Wie viele Punkte das insgesamt gekostet haben könnte, ist freilich eine theoretische Überlegung, aber es dürften so wohl um die fünf oder sechs Zähler gewesen sein. Chicharito (2), Charles Aránguiz und Hakan Calhanoglu vergaben in der Bundesliga vom Punkt.

Kreativität Gegen Mannschaften, die tief stehen, konsequent verteidigen und sich dem von Roger Schmidt favorisierten Pressing weitgehend entziehen, fällt es der hochkarätig besetzten Offensive schwer, Torchancen zu kreieren. Bis zum gegnerischen Strafraum läuft es meist gut, aber dann mangelt es oft an Lösungen, die zum erhofften Erfolg führen. Bisweilen fehlt auch der Mut, einfach mal aus der zweiten Reihe abzuziehen oder einen riskanten Steilpass zu spielen. Gegen Teams, die "mitspielen", klappt das deutlich besser. Das wurde bei den Siegen gegen Dortmund (2:0), Mainz (3:2) und den AS Monaco (3:0) sichtbar.

Torgefahr Während sich Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang (16), Kölns Anthony Modeste (13) und Münchens Robert Lewandowski (12) fröhlich durch die Liga knipsen, ist Chicharito (5) Bayers bester Torschütze. Seinen letzten Treffer erzielte er beim 2:0 gegen Dortmund. Das war am 1. Oktober. Es folgte eine bis heute anhaltende Durststrecke. In Florida wird es auch darum gehen, ihn wieder in Form zu bringen. Aber er ist freilich nicht der einzige, der Tore schießen kann. Insgesamt strahlt die Offensive zu wenig Gefahr aus - was wiederum mit der fehlenden Kreativität zusammenhängt.

Absicherung Verliert Bayer 04 in der Vorwärtsbewegung den Ball, wird es sehr schnell brandgefährlich für das Tor von Bernd Leno. 24 Gegentore musste der Keeper bereits hinnehmen. Beim 0:3 gegen Hoffenheim war gar Angreifer Kevin Volland zu einer Notbremse gezwungen, weil die Viererkette zu weit aufgerückt war - und sah die Rote Karte. Gegen konterstarke Teams wurde das mitunter fahrlässige Abwehrverhalten immer wieder zum Verhängnis. Zu oft reichen ein, zwei gute Pässe, um die Defensive auszuhebeln.

Stimmung Zuletzt wirkte die Stimmung in Team und Umfeld angespannt, was nicht nur an der sportlichen Situation liegt. Die Entlassung des Athletik-Trainers Oliver Bartlett, einen von Schmidts engsten Vertrauten, brachte ebenso Unruhe in den Verein, wie der verbale Aussetzer des Cheftrainers gegen den Hoffenheimer Kollegen Julian Nagelsmann und die Irritationen um Kevin Kampls Fußverletzung, die nur ein paar Tage statt acht Wochen zur Genesung erforderte. Orlando bietet die Gelegenheit, diese Nebenkriegsschauplätze zu vergessen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Die Aufholjagd in der Liga und das Achtelfinale in der Champions League gegen Atlético Madrid.

Ohnehin ist die Königsklasse ein Stimmungsaufheller. Erstmals gelang es Bayer 04 in der Vereinsgeschichte, die Gruppenphase ohne Niederlage zu überstehen - bei der elften Teilnahme.

(RP)
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