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Bayers Coach Wie Xabi Alonso die Werkself prägt

Analyse | Leverkusen · Der 2:1-Sieg gegen den FC Bayern ist vor allem ein Verdienst des Trainers von Bayer Leverkusen. Sportgeschäftsführer Simon Rolfes lobt die taktischen Kniffe von Xabi Alonso, Amine Adli die Ansprache des Spaniers in der Halbzeit.

Bayer Leverkusens Coach Xabi Alonso dirigiert seine Mannschaft zum Heimsieg gegen München.

Bayer Leverkusens Coach Xabi Alonso dirigiert seine Mannschaft zum Heimsieg gegen München.

Foto: AP/Martin Meissner

Es ist nicht allzu lange her, dass Bayer Leverkusen mindestens knietief in der Krise steckte. Mit 2:3 hatte die Werkself das Heimspiel gegen Mainz verloren und war kurz davor, im Niemandsland der Tabelle zu versinken. Zudem drohte durch das gleiche Ergebnis ein paar Tage zuvor gegen Monaco das Aus in der Europa League. Einen Monat später sieht die Lage komplett anders aus. Die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso hat sechs der vergangenen sieben Spiele gewonnen, in der Liga den Rückstand zu Rang sieben auf einen Punkt verkürzt, Monaco sowie Ferencváros Budapest hinter sich gelassen und steht im Viertelfinale der Europa League. Das 2:1 gegen den FC Bayern am Sonntag krönt die jüngste Entwicklung. Wie konnte das passieren?

Es ist nicht das erste Mal in dieser Saison, dass Bayer einen guten Lauf hat. Vor und nach der Winterpause entledigte sich Leverkusen durch fünf Siege in Folge der gröbsten Abstiegssorgen. Doch im Gegensatz zu der Serie damals wirkt die heute wesentlich stabiler und weniger von Glück abhängig. Sie ist von Leistung getragen, von Überzeugung, Willen und klugen taktischen Entscheidungen. Aber auch durch sichtbar stärkeren Teamgeist. „Es war ein sehr, sehr starker Auftritt von uns über 90 Minuten“, sagte Robert Andrich nach dem Coup gegen den Rekordmeister. „Wir waren dominant, aggressiv, laufstark und leidenschaftlich. Der Sieg war verdient.“

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Und er war vor allem Alonsos Werk. Beim 1:1 in Freiburg übernahm Andrich aus einer Personalnot heraus die Rolle des Liberos, der als freier Mann zwischen Abwehrreihe und defensivem Mittelfeld seine Zweikampfstärke einsetzte, aber auch bei der Spieleröffnung glänzte. Gegen München, wo Alonso 2017 seine Karriere als Profi beendete, setzte der Coach erneut auf den raffinierten Plan. „Die Idee dahinter war, dass wir variabler mit dem Ball sind“, erklärte Andrich. „Die Bayern haben ein bisschen gebraucht, um sich darauf einzustellen. Es hat jetzt zwei Mal ganz gut geklappt auf der Position.“

Der taktische Kniff des Spaniers war ein Schlüssel zum Sieg gegen den Dauermeister. Ein anderer war die Leidenschaft, mit der die Leverkusener auf dem Rasen unterwegs waren. Die Abwehr warf sich in jeden Ball und verteidigte (fast) alles konsequent weg, die Offensive suchte immer wieder mutig den Weg nach vorne und kreierte Chancen. Das Mittelfeld war griffig, aufmerksam und verteilte den Ball mit Umsicht. Die Führung der Gäste nach etwas mehr als 20 Minuten fiel aus dem Nichts, doch davon ließ sich Alonsos Team nicht sonderlich beeindrucken. Der Coach hatte auch daran entscheidenden Anteil.

„Wir sind gut und ins Spiel gekommen und hatten das Gegentor nicht verdient“, sagte Amine Adli. „Aber in der Halbzeit hat der Trainer die richtigen Worte gefunden. Wir kamen aus der Kabine und wussten, dass etwas geht. Wir haben als Team sehr gut verteidigt und angegriffen – das müssen wir bis zum Ende der Saison durchziehen.“

Der Franzose war zudem ein entscheidender Faktor im kuriosen Spielverlauf. Zwei Mal wurde er elfmeterwürdig gefoult, sah wegen einer vermeintlichen Schwalbe die Gelbe Karte, ehe der Videobeweis eingriff und die beiden Fehlentscheidungen von Schiedsrichter Tobias Stieler korrigierte – und zwei Mal versenkte Exequiel Palacios den fälligen Strafstoß sicher. Es war eine bemerkenswerte Doppelung von Ereignissen, gleichzeitig aber auch ein Beleg für die Sinnhaftigkeit des Video Assistant Referee (VAR). Ohne die Technik wäre es beim Stand von 0:1 geblieben und Adli wäre mit Gelb-Rot vom Platz geflogen. „Es war eine komische Situation, aber am Ende war der VAR zur Stelle und hat dem Schiedsrichter geholfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, gab sich der 22-jährige Offensivspieler diplomatisch.

„Wir haben es hervorragend gemacht und das Spiel in vielen Phasen kontrolliert – auch in der ersten Halbzeit als wir zurückgelegen haben“, fasste Sportgeschäftsführer Simon Rolfes Bayers Erfolg zusammen. Er betonte, dass der Sieg vor allem ein Verdienst von Alonso sei. „Die Bayern haben nach 20 Minuten umgestellt – und wir hatten trotzdem die Flexibilität, darauf zu reagieren“, erklärte Rolfes vor allem mit Blick auf die Sonderrolle von Andrich. „Wir hatten nie die Situation, dass sie im Mittelfeld eine Überzahl gewinnen konnten, weil Rob dann eine andere Positionierung eingenommen hat. Das war hervorragend von Xabi.“

Insgesamt sei die positive Entwicklung der Mannschaft klar zu erkennen. „Es zeigt sich immer mehr, dass wir gut verteidigen, aber auch klare Abläufe haben und immer besser in der Lage sind, mit Ball das Spiel zu kontrollieren. Das ist die Handschrift des Trainers.“

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