Nach Kollaps im Vorjahr Werkself spielt auch gegen das Trauma

Leverkusen · In der vergangenen Saison stürzte Bayer 04 nach der Niederlage gegen Bayern München in der Tabelle ab. Damit sich die Geschichte nicht wiederholt, setzt der Werksklub alles daran, das Lokalderby am Sonntag in Köln zu gewinnen.

In der vergangenen Saison schickten die Bayer-Fans die Profis der Werkself mit Pyrotechnik zum Derby nach Köln.

In der vergangenen Saison schickten die Bayer-Fans die Profis der Werkself mit Pyrotechnik zum Derby nach Köln.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Alles begann mit einer Niederlage gegen die Bayern. Für Bayer 04 und Coach Peter Bosz lief zunächst alles nach Plan, doch beginnend mit dem 1:2 gegen München im letzten Spiel vor der Winterpause erlitt die Werkself vergangene Saison Schiffbruch. Von den darauffolgenden zehn Ligaspielen gewann Leverkusen nur noch zwei, verabschiedete sich peu á peu aus dem Rennen um die Champions-League-Plätze und schied im Pokal sowie der Europa League aus. Auch in dieser Saison lief bis zum 1:5 vergangenen Sonntag gegen den Rekordmeister vieles richtig. Dass das Team nun erneut abstürzen könnte, glaubt vor dem Nachbarschaftsduell beim 1. FC Köln in Leverkusen am Sonntag (15.30 Uhr) aber niemand.

Was den Fans und Verantwortlichen unter dem Bayer-Kreuz Mut macht, ist zum Beispiel die Reaktion, die die Mannschaft am Donnerstag beim 1:1 in der Europa League bei Betis Sevilla gezeigt hat. Das Team von Coach Gerardo Seoane begann stark, geriet in Rückstand, glich durch Robert Andrich acht Minuten vor dem Spielende aus und hätte mit etwas mehr Fortune in der Schlussphase beinahe sogar noch drei Zähler mit auf den Rückflug genommen. „Das Bayern-Spiel hat natürlich Spuren hinterlassen. Deswegen war wichtig, dass wir in Sevilla kompakt stehen, den Rhythmus variieren und nicht auf Teufel komm raus nach vorne spielen“, erklärt Seoane. Das sei gelungen. „Die Mannschaft hat eine gute Balance gefunden.“

Auch wenn der Schweizer das Bayern-Trauma der vergangenen Spielzeit freilich nicht aus nächster Nähe miterlebt hat, da er noch bei den Young Boys Bern unter Vertrag stand, dürften die schmerzhaften Erfahrungen beim Großteil seines Kaders noch präsent sein. Für den 42-Jährigen spielt es hingegen keine Rolle. „Mich interessieren weniger Statistiken oder geschichtliche Vorkommnisse. Ich fokussiere mich voll auf die Aufgabe auf dem Platz.“

Mit Blick auf die Konkurrenz aus Köln hat Seoane derweil viel Lob parat. „Sie spielen energie- und kraftvoll, mutig, sind intensiv im Pressing“, sagt er. Unter dem neuen Trainer Steffen Baumgart sei Köln „extrem aktiv“, biete dadurch aber auch Räume an. „Ich bin überzeugt, dass uns diese aggressive Spielweise entgegenkommen kann, wenn wir es schaffen, uns aus den Drucksituationen zu lösen, das extreme Pressing überspielen und in unsere Geschwindigkeit kommen.“

Die Derby-Bilanz der vergangenen Saison spricht klar für den Werksklub. Zuletzt gewann Bayer daheim mit 3:0 und feierte in der Domstadt einen berauschenden 4:0-Erfolg. In den Jahren zuvor ging es in den meisten Fällen deutlich enger zu. „Ich rechne mit vielen Zweikämpfen und einer hohen Intensität“, betont Seoane. Mit schwindenden Kräften könnten sich nach Ansicht des Trainers Gelegenheiten auf beiden Seiten ergeben. „Es ist schon möglich, dass es zu einem offenen Schlagabtausch kommt.“

In der Fairness-Tabelle belegen seine Leverkusener mit einer Roten und 18 Gelben Karten derzeit den vorletzten Platz. „Emotionskontrolle ist ein wichtiges Thema“, sagt Seoane. Sorgen, dass sich einer seiner Profis beim erfahrungsgemäß hitzigem Duell auf der anderen Seite des Rheins zu einer Dummheit hinreißen lässt, macht er sich aber nicht und betont mit schweizerdeutschem Einschlag: „Unsere Spieler sind stressresistent, was die Ambiance anbetrifft.“ Wichtig werde sein, dass seine Elf die Ruhe bewahre – und trotzdem ihren Mann stehe.

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