Bayer Leverkusen Lob mit Konsequenzen

Leverkusen · Bayer-Manager Jonas Boldt versteht den Wechsel von Chefscout Laurent Busser zum Liga-Primus Bayern München auch als Kompliment für die Scoutingabteilung der Werkself. Ersatz für den Franzosen ist bereits gefunden.

 Die Tribünen dieser Welt sind sein Arbeitsplatz: Bayer-Manager Jonas Boldt (Mitte) schaut sich gemeinsam mit dem ehemaligen Kölner und Leverkusener Patrick Helmes (links daneben) die Partie zwischen dem FC und Borussia Mönchengladbach an. Heute feiert Boldt seinen 36. Geburtstag.

Die Tribünen dieser Welt sind sein Arbeitsplatz: Bayer-Manager Jonas Boldt (Mitte) schaut sich gemeinsam mit dem ehemaligen Kölner und Leverkusener Patrick Helmes (links daneben) die Partie zwischen dem FC und Borussia Mönchengladbach an. Heute feiert Boldt seinen 36. Geburtstag.

Foto: imago

Der Zeitpunkt des Wechsels von Bayer 04-Chefscout Laurent Busser zum FC Bayern München mag für viele überraschend sein. Sonderlich verwundern dürfte der Abgang jedoch niemanden. Denn es ist nicht das erste Mal, dass der Rekordmeister einen Spezialisten des Werksklubs abgeworben hat. 2014 hatten die Münchner bereits Michael Reschke (jetzt Stuttgart) als Kaderplaner von Leverkusen an die Isar gelockt. Kurz darauf folgten auch Fitnesstrainer Dr. Holger Broich und Scout Marco Neppe dem Ruf der Bayern. Jetzt also der 45-jährige Franzose Busser, der als treibende Kraft hinter der Verpflichtung von Shootingstar Leon Bailey gilt. Das Werben um die Bayer-Experten fasst Bayer-Manager Jonas Boldt zwar "absolut" als Kompliment für den Klub auf, doch es führt auch zu Veränderungen.

Wer wird der Nachfolger des Chefscouts? Die freigewordene Stelle des gewechselten Franzosen soll intern und im Team aufgefangen werden. Der ehemalige Düsseldorfer Zweitliga-Profi Claus Costa (33), der erst im Sommer als Mittelsmann zwischen Scouting-Abteilung und sportlicher Führungsebene nach Leverkusen kam, soll nun mehr Verantwortung übernehmen. Manager Jonas Boldt bezeichnet den 33-Jährigen als seine "rechte Hand". Zum Chefscout rückt Adrian Babic auf, der bereits seit rund zehn Jahren für Bayer 04 auf Talentsuche ist. Boldt: "So schade der Abgang von Laurent auch ist - wir können damit umgehen."

Wie viele Scouts sind für Bayer 04 tätig? Die Zahl der Festangestellten und Honorarkräfte in der Scoutingabteilung des Werksklubs liegt in etwa bei zehn Mitarbeitern, die weltweit auf Spielersuche sind. Von jedem Profi, den Bayer 04 verpflichtet, hat sich zuvor einer der Späher im Stadion ein detailliertes Bild gemacht und dessen Stärken, Schwächen sowie das Entwicklungspotenzial erfasst und prognostiziert.

In welchen Regionen sichtet Leverkusen Spieler? Eher als andere Klubs erkannte Bayer die Wichtigkeit weltweiten Scoutings und baute früh ein Netzwerk auf, von dem der Verein noch heute profitiert. Früher stand vor allem Südamerika im Fokus, inzwischen ist die Talentsichtung noch globaler aufgestellt. "Der Schwerpunkt liegt nach wie vor in Deutschland", betont Boldt, auch wenn Südamerika "immer eine Rolle" spiele. Boldt: "Aber die Schwerpunkte verschieben sich auch. Mal hat die ganze Bundesliga nach Asien geschaut, dann hat sich der spanische Markt geöffnet und momentan hat man das Gefühl, dass Frankreich im Kommen ist."

Was ändert sich für Jonas Boldt? Der studierte Betriebswirt (Schwerpunkt Sportmanagement) startete seine Karriere beim Werksklub als Scout und schaute sich pro Jahr rund 250 Spiele live im Stadion an. Zu seinen größten Entdeckungen zählt Arturo Vidal und Dani Carvajal. 2009 machte ihn Sportdirektor Rudi Völler zu seinem persönlichen Assistenten und Leiter der Scouting-Abteilung. Seit 2014 ist Boldt Manager der Werkself. Für ihn ändert sich durch den Wechsel von Busser zum Branchenprimus nicht viel. Über Transfers entscheidet er weiterhin gemeinsam mit Völler, Geschäftsführer Michael Schade und Trainer Heiko Herrlich.

(sb)
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