0:4-Pleite beim BVB Was Bayer Leverkusen zum Top-Team fehlt

Leverkusen · Der Werksklub bekommt beim 0:4 im Spitzenspiel bei Borussia Dortmund die Grenzen aufgezeigt. Beim BVB wurde deutlich, was Bayer zum Top-Team fehlt.

Unter Druck: Marco Reus (rechts) attackiert Jonathan Tah.

Unter Druck: Marco Reus (rechts) attackiert Jonathan Tah.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Wer vom Spielertunnel in Dortmund zur Pressekonferenz möchte, kommt nicht daran vorbei. Über der Ausgangstür in den Katakomben des Stadions hängt ein Flachbildfernseher, auf dem per Videotext die aktuelle Bundesliga-Tabelle eingeblendet wird. Auch Peter Bosz verharrte nach der Pleite seiner Werkself beim BVB für einige Sekunden vor eben jenem Bildschirm. Und was er darauf sah, gefiel ihm nicht. Durch ein verdientes 4:0 hatte Dortmund seine Leverkusener überholt. „Wir haben zu viele Fehler gemacht“, sagte der Niederländer. „Am Ende waren wir keine Mannschaft mehr, da waren wir viel zu offen.“

Deutliche Worte nach der ersten Saisonniederlage fanden auch die Bender-Zwillinge Lars und Sven, die zunächst auf dem Rasen und anschließend auf dem Weg zur Gästekabine ihrem Ärger über das verlorene Spitzenspiel lautstark Luft machten. „Uns tun Niederlagen weh. Wir können das auch nicht einfach akzeptieren“, betonte Lars Bender. Man könne verlieren, „aber nicht so“, bekräftigte der Kapitän. „Mein Bruder und ich sind so aufgewachsen, uns auch mal gegenseitig verbal die Schnauze einzuschlagen. Fünf Minuten später ist das vergessen.“

Auch ihm missfiel die Art und Weise, wie sich der Werksklub in der Schlussphase präsentierte. In der veredelten die Hausherren den durch Paco Alcacer (28.) und Marco Reus (50.) eingeleiteten Sieg durch weitere Treffer von Raphael Guerreiro (83.) und Reus (90.). „Was hängen bleibt, sind die letzten zehn bis 15 Minuten. Da sind wir ein bisschen zerfallen“, sagte Lars Bender.

Borussia Dortmund gegen Bayer 04 Leverkusen - die Werkself in der Einzelkritik
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Dortmund - Bayer 04: die Werkself in der Einzelkritik

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Sein zwölf Minuten jüngerer Bruder Sven bemängelte vor allem die „fehlende Cleverness“, die Bayer 04 bei seinem ehemaligen Arbeitgeber offenbarte und sich an einigen schlampig ausgespielten Kontern sowie naiven Verteidigungsmustern festmachen ließ. „Es gibt genug Sachen, die wir besser machen können und müssen“, sagte der Innenverteidiger.

Die Statistik des Werksklubs liest sich auf den ersten Blick gar nicht schlecht: Ein deutliches Plus beim Ballbesitz (66 Prozent), mehr Torschüsse (12:9) sowie eine bessere Zweikampfquote (53 Prozent) spiegeln die wahren Kräfteverhältnisse allerdings nur bedingt wider. Denn die von Lucien Favre trainierten Dortmunder, die sich im Vergleich zum 1:3 zuletzt bei Aufsteiger Union Berlin stark verbessert zeigten, erspielten sich weitaus mehr klare Torchancen und nutzten diese auch konsequenter. „Der Knackpunkt lag definitiv im letzten Angriffsdrittel. Das, was uns gegen Union gefehlt hat, nämlich die Chancen zu nutzen, das haben wir nun hervorragend gemacht“, sagte der Neu-Borusse und Ex-Leverkusener Julian Brandt.

Um auf Dauer als Top-Team in der Liga anerkannt zu werden, darf sich Bayer Leverkusen keine Partien mehr wie die in Dortmund erlauben. Der Werkself fehlte es an Effizienz, Abwehrbereitschaft und Kreativität. Sich auf konstant herausragende Leistungen des 20-jährigen Kai Havertz zu verlassen, der in der ersten Halbzeit vom starken Thomas Daleney an die Kette gelegt wurde und komplett neben sich stand, kann keine Lösung sein.

Während sich Bosz bis zum Auftakt in der Champions League am Mittwoch gegen Lokomotive Moskau (21 Uhr) also etwas einfallen lassen muss, geht der BVB gestärkt ins Duell mit dem FC Barcelona (Dienstag, 21 Uhr).

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