Umworbener Bayer-Profi Tauziehen um Charles Aránguiz
Leverkusen · Da der Vertrag des umworbenen Bayer-Profis Charles Aránguiz im Sommer endet, brodelt die Gerüchteküche. Klub und Fans müssen jetzt geduldig sein. Ein Verbleib ist weiterhin die realistischste Option.
Die Rollen innerhalb der Werkself sind vergleichsweise klar verteilt. Kai Havertz ist das größte Talent in den Reihen von Bayer 04, Kevin Volland Torjäger Nummer eins, Lars Bender die Identifikationsfigur und Lukas Hradecky der unangefochtene Stammtorhüter. Der Profi, der in der Gunst vieler Fans jedoch am weitesten oben steht, ist Charles Aránguiz. Mit seinem bescheidenen, fast schon schüchternen Auftreten abseits des Platzes und seinen konträr dazu leidenschaftlichen Leistungen auf dem Rasen, hat er sich seit seinem Wechsel ins Rheinland 2015 viele Freunde in Deutschland gemacht. Am Freitag feierte er seinen 31. Geburtstag – und ist offenbar begehrter als je zuvor.

Das ist Charles Aranguiz
Die Liste der Klubs, die am Mittelfeldspieler interessiert sein sollen, ist lang. Aus Spanien soll Atlético Madrid angefragt haben. In der Türkei sind es die beiden Istanbuler Top-Klubs Galatasaray und Fenerbahce, mit denen Aránguiz in Verbindung gebracht wurde. Darüber hinaus wurden auch Paris St. Germain (Frankreich), Atalanta Bergamo, Inter Mailand, der AC Florenz (Italien) und Aránguiz’ Ex-Klub CF Universidad de Chile bereits in Zusammenhang mit dem Schlüsselspieler der Werkself genannt. Chilenische Medien verkündeten zuletzt sogar, dass ein Wechsel zum Rekordmeister aus München kurz bevorstehe.
Müssen sich Bayer-Fans also auf einen leisen Abschied ihres Lieblings vorbereiten? Wohl eher nicht . . . Die Chancen, dass Aránguiz den Verein verlässt, sind weiterhin gering. Sportdirektor Simon Rolfes und Sportgeschäftsführer Rudi Völler wissen freilich, dass Aránguiz’ Fähigkeiten, ein Spiel zu gestalten und zu lenken, Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen wecken. Seit Anfang der Saison sind sie daher bemüht, den in diesem Sommer endenden Vertrag des Chilenen zu verlängern. „Es gibt gute Gespräche mit ihm und auch positive Signale, was eine Vertragsverlängerung betrifft“, hatte Rolfes Ende März im Gespräch mit unserer Redaktion betont. Weil Aránguiz’ Berater Fernando Felicevich wegen der weltweiten Corona-Krise derzeit Chile nicht verlassen kann, ruhen die Gespräche aber. Felicevich, der unter anderem auch den ehemaligen Leverkusener Arturo Vidal berät, gilt als enger Vertrauter von Aránguiz.
Fest steht: Den Vertrag, den der 78-malige chilenische Nationalspieler bald unterschreibt, wird vermutlich der letzte hoch dotierte seiner Karriere sein. Dem Vernehmen nach würde der Werksklub den Mittelfeldregisseur gerne bis 2023 binden – inklusive einer Gehaltserhöhung als Anreiz. Anschließend könnte Aránguiz dann wie geplant seine Laufbahn in der Heimat ausklingen lassen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Spieler und Verein auf dieses Szenario einigen, ist nach wie vor hoch. Nicht zuletzt auch, weil Bayer-Trainer Peter Bosz große Stücke auf den Confed-Cup-Sieger von 2017 hält. „Ich habe selten einen Mittelfeldmann gesehen, der das Spiel so beschleunigen kann. Er ist ein wunderbarer Spieler“, sagte Bosz zuletzt in niederländischen Medien.
Doch selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass Aránguiz nicht mehr lange das Bayer-Trikot tragen sollte: In Kerem Demirbay, Nadiem Amiri und zuletzt Exequiel Palacios hat der Werksklub innerhalb der vergangenen Monate gleich mehrere Mittelfeldspieler verpflichtet, die das Erbe des Leistungsträgers antreten könnten – und darüber hinaus mit langfristigen Verträgen ausgestattet wurden. Allerdings hätten in Leverkusen weder Klub noch Fans etwas dagegen, wenn Aránguiz den Staffelstab erst in ein paar Jahren abgeben würde.