Bayer verliert Top-Spiel Leipzig verdrängt Leverkusen von Platz drei

Leverkusen · Die Werkself hat gegen RB Leipzig lange die Kontrolle, leistet sich aber einen Fehler zu viel und muss sich knapp geschlagen geben. Der Kampf um die Champions League spitzt sich durch das 0:1 weiter zu.

 Leipzigs Christopher Nkunku und Leverkusens Piero Hincapie (r.) im Laufduell.

Leipzigs Christopher Nkunku und Leverkusens Piero Hincapie (r.) im Laufduell.

Foto: AFP/UWE KRAFT

Beinahe ein Drittel der Saison verharrte Bayer Leverkusen auf Platz drei der Tabelle, wehrte Angriffe der Verfolger ab, konnte den Abstand nach unten aber nie wirklich ausbauen. Das hat sich im Heimspiel gegen RB Leipzig gerächt. Das 0:1 (0:0) gegen den Pokal- und Europa League-Halbfinalisten ist ein Dämpfer im Rennen um einen Champions-League-Platz, in dem nun auch der SC Freiburg mit nur einem Zähler Rückstand wieder voll mitmitscht.

Die Partie, die in der Vergangenheit meist ab der ersten Minute eine Garantie für Spektakel war, begann sehr verhalten. Das lag vor allem an Gerardo Seoanes auf Vorsicht bedachten Ansatz. War Leipzig in Ballbesitz, stand es einer Fünferkette gegenüber, davor spielten in Robert Andrich, Charles Aránguiz und Exequiel Palacios gleich drei Sechser, deren Vorwärtsdrang eher unterentwickelt ist. So blieb das Duell der Champions-League-Aspiranten zunächst eine biedere Angelegenheit

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Foto: dpa/Marius Becker

.Andrich probierte es nach einer knappen Viertelstunde mit einem nicht sonderlich gut gezielten Distanzschuss aus rund 18 Metern (13.), Leipzig hatte bis dahin nur eine semigefährliche Szene nach einer Hereingabe in Bayers Strafraum, die Edmond Tapsoba allerdings mühelos zu klären wusste. Nach 22 Minuten kam ein Freistoß aus dem linken Halbfeld von Palacios bei Tapsoba am zweiten Pfosten an, doch die Kopfball-Ablage des Verteidigers landete letztlich in den Armen von RB-Keeper Peter Gulasci.

Kurz danach flog ein Distanzschuss von Charles Aránguiz über den Kasten der Gäste – und der Kopfball von Jonathan Tah nach einer Ecke von Moussa Diaby war zwar ebenfalls zu unplatziert, um den Schlussmann der Leipziger zu überwinden, verdeutlichte aber, dass die Werkself inzwischen etwas besser im Spiel war (25.). Es blieb indes ein von Taktik geprägtes Duell, in dem Diaby nach Zuspiel von Patrik Schick die erste richtig gute Chance verbuchte. Der Franzose nahm den Ball mit in den Strafraum, schloss aus spitzem Winkel ab, fand in Gulasci aber seinen Meister.

Auf der Gegenseite sorgte André Silva nach gut einer halben Stunde und einem langen Ball aus der eigenen Hälfte im Sprint-Duell mit gleich drei Bayer-Verteidigern für Aufsehen – nicht, weil er sich durchsetzen konnte, sondern weil er zu Boden ging und vielleicht einen Tick zu melodramatisch seine Hände vor das Gesicht schlug. Die Zeitlupe offenbarte: Es gab einen leichten Kontakt mit Tahs Hand, aber eher aus der Laufbewegung als aus einer Absicht heraus. Die Pfeife von Schiedsrichter Daniel Siebert blieb stumm, der Leipziger berappelte sich dann auch recht zügig und wurde reichlich mit Pfiffen bedacht.

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Foto: AP/Martin Meissner

Fußballerisch aufregend wurde es nochmal kurz vor der Halbzeit als Schick eine Flanke von Piero Hincapie nicht gut genug mit dem Kopf erwischte, um ihn gefährlich aufs Tor zu bringen (40.). So ging es ohne Zählbares in die Kabinen. Bayer war bis dahin die etwas bessere Mannschaft, hatte mehr vom Spiel und Leipzig unter Kontrolle, aber für Fußballästheten war im in den Vorjahren meist so aufregenden West-Ost-Duell wenig dabei.

Nach dem Wiederanpfiff sah das schon anders aus. Das lag unter anderem an Christopher Nkunku, den RB-Trainer Domenico Tedesco für den wirkungslosen Silva ins Spiel brachte. Der Topscorer der Leipziger sorgte gleich mit seiner ersten Szene für Gefahr. Zentral im Strafraum angespielt setzte er zu einem Haken an, kam zu Fall, aber Willi Orbán an den Ball – und der klatschte nach dem Schuss des Abwehrspielers an den linken Pfosten (46.). Anschließend flog ein Freistoß von Marcel Halstenberg von der Strafraumkante noch knapp über das Tor der Rheinländer (49.) Zuvor hatte Hincapie den vorstoßenden Nkunku nur mit einem Trikotzupfer stoppen können und dafür die fünfte Gelbe Karte gesehen. Am kommenden Samstag in Fürth ist der Ecuadorianer damit gesperrt.

Leipzig investierte nun mehr und spielte variabler, Bayer hielt dagegen, kam aber nicht zu sauber strukturierten Angriffen. Je weiter die Uhr voranschritt, desto mehr lauerten beide Seiten auf den einen, entscheidenden Fehler des Gegners. Doch weder Diabys Außennetz-Treffer nach etwas mehr als einer Stunde, noch Nordi Mukieles am langen Eck vorbei gechippte Großchance nach schönem Pass des eingewechselten Konrad Laimer (69.) brachten Zählbares.

Aber es lag etwas in der Luft – und das bestätigte sich postwendend: Dominik Szoboszlai war mit dem letztlich entscheidenden 1:0 per Außenrist für die Gäste zur Stelle. Dem Treffer des Tages vorausgegangen war ein schludriger Fehlpass von Odilon Kossounou, der im Leipziger Mittelfeld hängenblieb und über Tyler Adams und Nkunku zügig beim Torschützen landete.

Leverkusen: Hradecky - Tapsoba, Tah (74. Demirbay), Hincapie (88. Azmoun) - Andrich (80. Alario), Aranguiz - Kossounou, Bakker - Palacios (74. Paulinho) - Diaby, Schick. - Trainer: Seoane

Leipzig: Gulacsi - Klostermann, Orban, Gvardiol - Mukiele, Adams (83. Henrichs), Halstenberg (73. Angelino) - Forsberg (58. Olmo), Szoboszlai - Poulsen (58. Laimer), Silva (46. Nkunku). - Trainer: Tedesco

Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin)

Tor: 0:1 Szoboszlai (70.)

Zuschauer: 26.119

Beste Spieler: Kossounou, Andrich - Nkunku, Orban

Gelbe Karten: Hincapie (5), Andrich (5) - Gvardiol (6)

Torschüsse: 12:4

Ecken: 7:1

Ballbesitz: 47:53 %

Zweikämpfe: 71:89

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