Rückschlag im Kampf um die Champions League Bielefeld beendet Bayers Zwischenhoch
Leverkusen · Die vorsichtig positive Stimmung nach dem Sieg in Mönchengladbach ist bei Bayer Leverkusen verflogen. Arminia Bielefeld reicht eine Mischung aus engagierter Abwehrarbeit und gutem Umschaltspiel, um die Punkte mit nach Hause zu nehmen. Patrik Schicks Anschlusstreffer kommt zu spät.
Wer in die Champions League will und sich selbst als natürliches Mitglied der Spitzengruppe der Bundesliga definiert, muss seine Heimspiele gegen Abstiegskandidaten gewinnen – vor allem, wenn die Saison langsam aber sicher auf die Zielgerade einbiegt. So banal diese Feststellung ist, so schwierig ist sie offenbar umzusetzen, denn Bayer Leverkusen musste sich Arminia Bielefeld 1:2 (0:1) geschlagen geben.
Peter Bosz setzte auf die gleiche Startelf, die schon in Mönchengladbach zum Erfolg führte. Eine kleine Überraschung gab es auf der Ersatzbank: Florian Wirtz stand nach überstandener Corona-Infektion wieder im Kader, obwohl der 17-Jährige noch am Freitag nur Einzeltraining machen konnte. Für Sven Bender hat es indes noch nicht gereicht. Der Routinier ist wohl frühestens für das Gastspiel bei Hertha BSC am kommenden Sonntag ein Thema.

Bayer - Bielefeld: die Werkself in der Einzelkritik
Die Stoßrichtung der Anfangsphase war schnell klar: Nach rund sieben Minuten kam Moussa Diaby mit viel Tempo über die rechte Seite, legte schön in den freien Raum im Strafraum ab, wo Nadiem Amiri auftauchte. Doch der 24-Jährige ließ die 100-prozentige Chance liegen. Die Werkself begann aber auch trotz der ungenutzten Gelegenheit vielversprechend und kontrollierte das Geschehen. Phasenweise erreichte die Ballbesitzquote Werte jenseits von 80 Prozent.
Und doch gingen die Gäste in Führung. Über Manuel Prietl gelangte der Ball schnell zu Christian Gebauer, der von rechts scharf in die Mitte spielte. Dort schaltete Ritsu Doan einen Tick schneller als Edmond Tapsoba, kam vor dem Verteidiger an den Ball und beförderte ihn an die Unterkante des Querbalkens – und von da ins Tor. Tapsoba fälschte den Abschluss des Japaners indes noch leicht ab (18.).
Kurz danach fand eine relativ selten genutzte Regel ihre Anwendung: Wendell und Lennart Grill missverstanden sich, der Abwehrmann spielte den Ball unter Druck zum Schlussmann, der die Kugel aufnahm – Rückpass. Nach einem Doppelpass mit Gebauer versuchte sich Doan an einem Doppelpack, doch der Schuss ging leicht abgefälscht rechts am Tor vorbei (24.).
Und was kam von Bayer? Nicht genug. Leverkusen wollte sich freilich nicht mit dem Rückstand abfinden und kam durch Patrik Schick sowie Demarai Gray zu einigen im Ansatz guten Situationen vor dem Bielefelder Tor, wirklich zwingend war aber letztlich nur die Riesenchance in der 37. Minute, bei der sich Gray wohl noch heute Abend fragen wird, wie Stefan Ortega dieses Ding halten konnte. Über Amiri und Tapsoba landete der Ball bei Gray, der per Volley aus sieben Metern gar nicht mal schlecht den Abschluss suchte. Aber eine starke Parade des Bielefelder Schlussmanns verhinderte den eigentlich fälligen Ausgleich (37.).
Insgesamt war zu wenig Tempo im Spiel der Werkself, um die meist gut organisierte Defensive der Arminia auseinander zu reißen und Räume zu schaffen. Vorne wie hinten fehlte in den ersten 45 Minuten zudem oft (und einmal mehr) die letzte Entschlossenheit und der letzte Wille, einen spielerisch unterlegenen Gegner in die Schranken zu weisen. Bosz nahm zur zweiten Halbzeit zwei Wechsel vor: Lucas Alario ersetzte Kerem Demirbay und Leon Bailey den glücklosen Gray.
Die erste gute Gelegenheit des zweiten Durchgangs hatte indes Bielefeld. Jeremie Frimpongs Arm verirrte sich ins Gesicht von Masaya Okugawa – unmittelbar vor dem eigenen Strafraum. Das gab die Gelbe Karte und eine erstklassige Freistoßposition. Arne Maiers Versuch blieb an Amiri hängen, Doans Nachschuss parierte Grill souverän (50.). Kurz danach verpassten die Gäste Bayer dennoch die nächste kalte Dusche neben den einsetzenden Hagelschauern: Okugawa schloss den sauber vorgetragenen Konter zum 2:0 ab (57.). Vorausgegangen war ein langer Ball von Maier, den sich Anderson Lucoqui schön erlief und in die Mitte spielte. Von da an hatte der Japaner nur noch wenig Mühe mit der Vorentscheidung.
Noch bitterer als das Ergebnis ist indes die Erkenntnis, dass es nicht unverdient ist. Bielefeld machte seine Sache gut und nutzte die sich bietenden Chancen, Bayer hingegen ließ viel von dem vermissen, was das Team an guten Tagen eigentlich auszeichnet. Daran änderten auch der videobeweisgeprüfte Anschlusstreffer von Patrik Schick (85.), die hektisch wirkende Schlussoffensive der Werkself sowie sechs Minuten Nachspielzeit nichts.
Statistik:
Leverkusen: Grill - Frimpong, Tah, Tapsoba, Wendell - Aranguiz - Amiri, Demirbay (46. Alario) - Diaby (65. Wirtz), Schick, Gray (46. Bailey). - Trainer: Bosz
Bielefeld: Ortega - Brunner, Pieper, Nilsson, Lucoqui (76. Voglsammer) - Prietl, Arne Maier - Gebauer (88. van der Hoorn), Okugawa (81. Kunze) - Klos (81. Schipplock), Doan (88. Cordova). - Trainer: Kramer
Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)
Tore: 0:1 Doan (17.), 0:2 Okugawa (57.), 1:2 Schick (85.)
Zuschauer: keine
Beste Spieler: Grill - Ortega, Prietl, Doan
Gelbe Karten: Frimpong, Wendell (2) - Pieper (4)
Torschüsse: 20:10
Ecken: 9:5
Ballbesitz: 70:30 %