Torfestival in Leverkusen Bayer und Dortmund suchen nach Balance

Leverkusen · Der 4:3-Sieg von Borussia Dortmund bei Bayer Leverkusen offenbart offensive Qualität auf beiden Seiten, aber auch Defizite in der Defensive.

 Erling Haaland steht nach seinem Doppelpack in Leverkusen nun bei 65 Toren in 65 Spielen für Dortmund.

Erling Haaland steht nach seinem Doppelpack in Leverkusen nun bei 65 Toren in 65 Spielen für Dortmund.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der Unterhaltungswert von Leverkusens 3:4-Niederlage gegen Dortmund ließ sich an den Reaktionen auf das 90-minütige fußballerische Feuerwerk ziemlich genau ablesen. „Es war alles drin, was so ein Kracher mit sich bringt“, sagte Bayers Mittelfeldspieler Robert Andrich. Sein Kapitän Lukas Hradecky sah ein „wahnsinniges Spiel auf ganz, ganz hohem Bundesliganiveau“. Gerardo Seoane ordnete das mitreißende West-Duell als „Spektakel für die Zuschauer“ ein und fügte hinzu: „Dafür lieben wir diesen Sport.“

Weniger begeistert war der Trainer der Werkself freilich von der Tatsache, dass seine Mannschaft drei Mal in Führung ging, am Ende aber doch mit leeren Händen dasteht. „Darüber ärgern wir uns und es gibt natürlich viel zum Aufarbeiten – individuell und auch als Mannschaft. Wir haben in einigen Situationen zu viel zugelassen.“ Das ist eine Einschätzung, die sein Gegenüber Marco Rose auch für seine Mannschaft teilte. „Wir fahren glücklich nach Hause, wissen aber auch, dass wir über ein paar Dinge noch zu reden haben. Natürlich machen mich die Gegentore als Trainer sauer.“

Nach vier Spieltagen hat Dortmunds neuer Schlussmann Gregor Kobel nun schon neun Mal hinter sich greifen müssen. Mehr Gegentreffer haben die Schwarz-Gelben zu diesem Zeitpunkt der Saison seit 30 Jahren nicht mehr kassiert. Nicht die Abwehr, sondern die defensive Haltung insgesamt müsse besser werden, betonte Rose.

Leverkusen – Dortmund: die Werkself in der Einzelkritik - Noten
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Leverkusen – Dortmund: die Werkself in der Einzelkritik

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Foto: AP/Martin Meissner

Die erste Szene, die den BVB-Coach sauer aufgestoßen sein dürfte, war das 1:0 durch Florian Wirtz nach knapp zehn Minuten. Der 18-Jährige nutzte den viel zu großzügigen Raum zwischen Marin Pongracic und Manuel Akanji für einen Vorstoß nebst Abschluss mit der Pike. Zwar glich Erling Haaland per Kopfball aus (37.), doch Patrik Schick brachte Leverkusen noch unmittelbar vor der Halbzeit wieder in Front. Nach der Pause folgten das technisch überragende 2:2 von Julian Brandt, der Jonathan Tah alt aussehen ließ (49.), der präzise Abschluss von Moussa Diaby zum 3:2 (55.) und Raphael Guerreiros Freistoß-Kunstwerk in den rechten Winkel (71.). Haalands sicher verwandelter Elfmeter entschied schließlich die Partie (77.), die eigentlich keinen Verlierer verdient gehabt hätte.

Die Entscheidung auf Strafstoß, nachdem sich Schiedsrichter Daniel Siebert sich den vorangegangenen Zweikampf zwischen Odilon Kossounou und Marco Reus nochmal angesehen hatte, sorgte allerdings für Diskussionen. Zwar erwischte der Leverkusener Dortmunds Kapitän mit der Hand im Gesicht, aber eher aus der Dynamik der Bewegung heraus und nicht mit Absicht. „Für mich war der Elfmeter eine Frechheit“, echauffierte sich Hradecky. „Der Schiedsrichter hat einen Interpretationsspielraum und das ist auch gut so“, sagte hingegen Seoane. „Bei solchen Situationen soll er seine Linie fahren und wir akzeptieren das sportlich.“

So bleibt nach dem Duell der Champions-League-Aspiranten vor allem die Erkenntnis, dass Leverkusen und Dortmund noch auf der Suche nach der richtigen Balance sind. Die offensive Qualität ist auf beiden Seiten herausragend, aber sie hat auch jeweils die defensive Anfälligkeit offenbart. Reus brachte das nach dem Schlusspfiff auf einen einfachen Nenner. „Wir stehen nicht kompakt genug und bekommen einfache Gegentore“, bemängelte der Nationalspieler. „Wir können nicht in jeder Partie drei oder vier Tore schießen. Der Sieg hat sehr viel Kraft gekostet.“

Viel Zeit zur Aufarbeitung und Regeneration bleibt beiden Mannschaften nicht. Während es für Leverkusen in der Europa League am Donnerstag mit dem Heimspiel gegen Ferencvaros Budapest weitergeht, ist Dortmund bereits am Mittwoch in der Champions League zu Gast bei Besiktas Istanbul. Anpfiff beider Partien ist jeweils um 18.45 Uhr.

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