Drei Siege in Folge Die Werkself zeigt Fußball zum Verlieben

Leverkusen · Trainer Peter Bosz gerät nach dem 4:1-Sieg in Augsburg ins Schwärmen. „Das ist der Fußball, den ich liebe“, sagt der Niederländer nach einer der reifsten Leistungen unter seiner Leitung. Der Saisonendspurt kann für Bayer 04 kommen.

 Traumtor: Kai Havertz lässt den Ball kurz nach der Halbzeit im hohen Bogen über Augsburgs Keeper Gregor Kobel hinweg zum 2:1 ins Netz segeln.

Traumtor: Kai Havertz lässt den Ball kurz nach der Halbzeit im hohen Bogen über Augsburgs Keeper Gregor Kobel hinweg zum 2:1 ins Netz segeln.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Peter Bosz ist nicht unbedingt bekannt dafür, besonders emotional auf Fußballspiele zu reagieren. Nach Siegen oder Niederlagen bleibt er gleichermaßen sachlich. Seinen ruhigen Tonfall behielt er freilich auch nach dem 4:1 (1:1) beim FC Augsburg bei, doch seine Worte glichen einer Liebeserklärung. „Es hat mir Spaß gemacht, meine Mannschaft zu sehen“, sagte der 55-Jährige. „Ich mag offensiven Fußball, dass wir den Ball laufen lassen und uns Torchancen erspielen – das alles haben wir gemacht. Das ist der Fußball, den ich liebe.“ Auch seinen Spielern habe er den Spaß an dieser Partie angesehen.

In der Tat zeigte Bayer 04 eine seiner bislang reifsten Saisonleistungen. Abgesehen von dem 3:1-Heimsieg gegen Bayern München kommen einem nur wenige Spiele seit der Winterpause in den Sinn, in denen die Mannschaft über 90 Minuten konsequent umgesetzt hat, was ihr Trainer verlangt. Die Werkself war in Augsburg sicher in den Pässen, stabil in der Abwehr, hat ihre Chancen genutzt und ließ sich auch von einem frühen Rückstand sowie zwei per Videobeweis aberkannten Toren nicht aus der Ruhe bringen. Der offensive und ballbesitzbetonte Ansatz des Trainers griff auf ganzer Linie. Nicht nur Lukas Hradecky war entsprechend glücklich: „Wenn wir so spielen, können wir jede Mannschaft in der Bundesliga schlagen“, sagte der Schlussmann.

Kevin Volland, der mit zwei Vorlagen und dem Treffer zum 1:1 der überragende Mann in einer kollektiv starken Mannschaft war, sah es ähnlich. Er stellte bei sich und seinen Teamkollegen eine besondere Willensstärke fest und richtete den Blick bereits auf den kommenden Sonntag, wo ein „brutales Endspiel“ gegen Eintracht Frankfurt auf Bayer 04 warte. Der Gewinner dieses Duells kann sich berechtigte Hoffnungen darauf machen, bis zum Saisonende Platz vier erobern zu können – und damit die Teilnahme an der Champions League. „Wir sind ganz gut drauf für den Endspurt“, sagte Volland. „Wir genießen den Sieg und spätestens ab Montag legen wir den Fokus auf Frankfurt. Das ist eines der wichtigsten Spiele der Saison.“

Der dritte Sieg in Folge ist auch insofern erstaunlich, weil in Karim Bellarabi und Leon Bailey eigentlich zwei eminent wichtige und in ihrer Schnelligkeit kaum ersetzbare Spieler ausgefallen sind. Bayer 04 scheint das aber mühelos zu kompensieren – auch dank einer Systemanpassung von Bosz, der aus der Personalnot heraus aus seinem 4-3-3 eher eine Art 3-6-1 machte, mit Mitchell Weiser als zentraler Figur auf der rechten Seite. Den Gegner mit Ballbesitz mürbe machen, bei Ballverlusten sofort nachsetzen, im richtigen Moment in die Tiefe spielen – so geht Fußball zum Verlieben. „Je länger wir mit dem Trainer arbeiten, desto besser wird es“, sagte Hradecky. „Alle wollen den Ball haben, zeigen sich und haben Selbstbewusstsein. So muss es sein.“

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