Bayer Leverkusen Bayer träumt vom nächsten Kagawa

Leverkusen · Vom Schnäppchen zum Transfer-Coup: Ryu Seung-Woo schürt im Werksklub Hoffnungen.

 Ryu Seung-Woo kommt Anfang 2014 für eine Leihgebühr von 100.000 Dollar zu Bayer 04 und macht von Beginn an mächtig auf sich aufmerksam.

Ryu Seung-Woo kommt Anfang 2014 für eine Leihgebühr von 100.000 Dollar zu Bayer 04 und macht von Beginn an mächtig auf sich aufmerksam.

Foto: ksmedianet

Die Geschichte von Shinji Kagawa geht als Märchen des modernen Fußballs durch. Der Traum eines jeden Kaderplaners ist sie sowieso: einen unbekannten Spieler aus einer wirtschaftlichen potenten Ecke der Welt für 350 000 Euro zu verpflichten, wie es Borussia Dortmund 2010 tat, und ihn nach zwei sportlich äußerst erfolgreichen Spielzeiten für 16 Millionen nach Manchester weiterzuverkaufen.

Diesen Coup versuchen seither viele Klubs zu wiederholen — allein, noch ohne vergleichbaren Ertrag. Bei Bayer 04 blühen spätestens seit diesem Wochenende die ersten, zarten Hoffnungen, dass der neue Koreaner Ryu Seung-Woo Kagawas Pfade wird beschreiten können.

Die Ausgangssituation ist schon mal ähnlich. 100.000 US-Dollar (knapp 74.000 Euro) zahlte der Werkslub für eine einjährige Leihe samt Kaufoption für den 20-Jährigen. Eine Investition, die jegliches Risiko-Potenzial unterschreitet. Jonas Boldt, Leiter der Scouting-Abteilung, war am Ball geblieben, als Ryus Wechsel zum BVB im vergangenen Sommer geplatzt war. Dieser lange Atem zahlte sich am Ende aus.

Und gab man sich im Lager der sportliche Verantwortlichen zu Jahresbeginn noch abwartend, wie der wuselige Offensivspieler sich an das neue Spielniveau gewöhnen würde, ist dieser nun auf dem besten Wege, zeitnah eine Option in den Überlegungen Sami Hyypiäs darzustellen. "Man hat ja heute gesehen, welche Qualitäten er hat, auch wenn es nur 45 Minuten in einem Testspiel waren", sagte Sportdirektor Rudi Völler beim Wintercup in Düsseldorf.

Ryus Fähigkeiten, das sind, gepaart mit asiatischem Fleiß, Schnelligkeit, Wendigkeit, enorme Ballsicherheit — alles Qualitäten, die das Portfolio im Kader ergänzen und ihn zu einer Waffe gegen tief verteidigende Gegner machen. "Wir sind gerade nach dem Ausfall von Robbie Kruse froh, dass wir mit Julian Brandt und Ryu zwei Spieler haben, die diese Position ausfüllen können", sagte Völler, der dafür warb, Levin Öztunali doch bitte bei der Aufzählung der hoffnungsvollen Talente nicht zu vergessen, "auch wenn er schon ein halbes Jahr bei uns ist".

Die Freude der sportlichen Führung über Ryu — ausgesprochen "Lü" — sind das eine, aber der Traum von neuen Kagawa lebt nicht minder auf der Etage, auf der das Finanzielle beim Werksklub geregelt wird. Ryu stellt als Koreaner die perfekte Ergänzung für einen erstrebenswerten Werbemarkt zu einem Hauptsponsor LG und einem Heung-Min Son im Kader dar. "Zunächst einmal entscheidet das Leistungsvermögen und nicht die Nationalität. Richtig ist aber, dass Spieler mit den gesuchten sportlichen Qualitäten noch interessanter sind, wenn sie Randaspekte erfüllen — etwa eine interessante Herkunft mit Blick auf neue Sponsoren", hatte Geschäftsführer Michael Schade schon im Oktober im Interview mit unserer Redaktion gesagt.

(RP)
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