Bayer Leverkusen Korkut — Retter auf Zeit

Leverkusen · Tayfun Korkut bleiben elf Spiele, um eine verkorkste Leverkusener Bundesliga-Saison zu retten. Allzu viel verändern will der neue Trainer unterm Bayer-Kreuz dennoch nicht. Die Frage, was im Sommer auf der Trainerbank passiert, verspricht Spannung.

Bundesliga: Alle Trainerwechsel der Saison 2016/17
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Alle Trainerwechsel der Saison

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Foto: dpa, crj kno hak

Keine 24 Stunden nach dem Rauswurf von Roger Schmidt hat Bayer Leverkusen den Mann präsentiert, der die Werkself zurück in die Erfolgsspur führen soll: Tayfun Korkut. Im schicken Anzug stellte sich der 42-Jährige gestern in der BayArena vor, wirkte dabei offen, freundlich und fokussiert. "Wir werden alles daran setzen, um das Ziel, international dabei zu sein, in Angriff zu nehmen", erklärte Korkut. Sein Vertrag gilt zunächst bis zum Saisonende. Sportchef Rudi Völler schloss einen langfristigen Verbleib aber nicht aus.

In der Bundesliga ist Korkut kein Unbekannter. Im Januar 2014 hatte ihn der damalige Erstligist Hannover 96 überraschend als neuen Cheftrainer eingestellt. Bei den Niedersachsen verbrachte der 42-malige türkische Nationalspieler ein durchaus erfolgreiches Jahr, ehe er in seiner zweiten Saison nach einer Serie von 13 Spielen ohne Sieg entlassen wurde. Im vergangenen Sommer heuerte Korkut dann beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern an. Auch dort sollte sein Engagement von kurzer Dauer sein: Bereits im Winter verließ Korkut den finanziell angeschlagenen Traditionsverein auf eigenen Wunsch. Jetzt also Leverkusen.

Die Entscheidung zugunsten Korkuts fiel offenbar schnell. "Ich kenne ihn noch aus seiner Zeit als CoTrainer der türkischen Nationalmannschaft. Ich hatte immer ein gutes Gefühl bei ihm", erklärte Völler. Dass die Wahl auf den in der Branche eher als "kleinere Lösung" geltenden Korkut fiel, mag "für den ein oder anderen vielleicht überraschend sein", mutmaßte Völler. In Leverkusen sei man jedoch von der Wahl überzeugt.

Korkut und Schmidt machten zusammen den Trainerschein

Die Werkself befindet sich derzeit in einer Negativspirale: Die vergangenen drei Spiele gingen verloren, insgesamt kassierte das Team dabei ein Dutzend Gegentore. Alles neu machen will der Retter auf Zeit, der gemeinsam mit Schmidt 2011 an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln den Fußballlehrerschein gemacht hat und seinen Vorgänger als "guten Freund" einstuft, dennoch nicht. "Das Team ist stark geprägt von der Art und Weise, wie Roger Schmidt Fußball spielen lässt. Jetzt alles umzukrempeln, wäre nicht der richtige Ansatz", sagte der gebürtige Stuttgarter. Vielmehr wolle er Änderungen im Detail vornehmen und - was einige Bayer-Fans mit Wohlwolln zur Kenntnis nehmen dürften - "vielleicht einen Ticken kontrollierter spielen".

Bayers Sportdirektor Rudi Völler wirkte bei der Präsentation des Schmidt-Nachfolgers sichtlich angeschlagen. Bis zum Schluss hatte er dem geschassten Coach die Treue gehalten. "Ich habe bis vor wenigen Tagen fest daran geglaubt, dass wir es zumindest bis zum Ende der Saison hinbekommen", erklärte der Weltmeister von 1990. Man habe überlegt, noch das Heimspiel am Freitag gegen Bremen abzuwarten, sei jedoch zu dem Schluss gekommen, dass es so nicht mehr weitergehen könne. "Ich hätte es gerne so gemacht. Aber der Druck war zu groß."

Zwar sprach auch Völler davon, die Europa-League-Plätze noch einmal anzugreifen, sagte aber: "Wir müssen auch schauen, dass wir in der Tabelle nicht weiter abrutschen." Auf die Frage, ob er sich auch ein Engagement Korkuts über den Sommer hinweg vorstellen könne, antwortete er: "Es ist eine Chance für ihn und für uns." Und: "Nach der Saison ist alles möglich."

Sollte Korkut sich nicht nachhaltig empfehlen können, steht unter anderem ein Trainer auf dem Bayer-Wunschzettel, der sich in der Bundesliga bestens auskennt: Lucien Favre. Der ehemalige Coach von Borussia Mönchengladbach trainiert derzeit in Frankreich OGC Nizza. Da der 59-Jährige dort noch einen Vertrag bis 2019 hat, müsste Bayer wohl eine hohe Ablöse zahlen. Weitere Medienberichte bringen den Hoffenheimer Julian Nagelsmann und Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann mit der Werkself in Verbindung. Es bleibt spannend bis zum Sommer.

(sb)
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