Bayer gegen Atético Seoane will totale Entschlossenheit sehen

Leverkusen · Nach dem verpatzten Start in die Champions League gerät die Partie gegen Atlético Madrid zu einem Schlüsselspiel für Bayer Leverkusen. Abwehrspieler Piero Hincapie gibt vor dem Duell einen Einblick in die Stimmung bei der kriselnden Werkself.

 Bayer Leverkusens Trainer Gerardo Seoane (l.) erklärt Piero Hincapie, was er auf dem Platz von ihm sehen will.

Bayer Leverkusens Trainer Gerardo Seoane (l.) erklärt Piero Hincapie, was er auf dem Platz von ihm sehen will.

Foto: IMAGO/Fotostand/Racocha

Unter dem Bayer-Kreuz ist es ungemütlich geworden. In der Liga rangiert das Team von Trainer Gerardo Seoane auf dem vorletzten Platz, im DFB-Pokal war in Runde eins Schluss und auch der Start in die Champions League ist mit dem 0:1 in Brügge missglückt. Als wäre das nicht genug, schießt vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Atético Madrid an diesem Dienstag (21 Uhr) nun auch noch Paulinho quer.

Der Brasilianer hatte schon rund um seinen möglichen, aber letztlich geplatzten Wechsel zurück in die Heimat vor dem Ende der Transferfrist mit fragwürdigen Äußerungen bei Twitter auf sich aufmerksam gemacht. Nun ordnete er seine Abwesenheit im Spieltagskader am Samstag bei Hertha BSC (2:2) als „politische Entscheidung“ ein. Seoane sprach hingegen von sportlichen Gründen. Zudem irritierte der 22-Jährige Offensivspieler, der 2018 für 18,5 Millionen Euro von Vasco da Gama ins Rheinland wechselte, mit einem Video, das ihn beim Hanteltraining zeigt. Zeitgleich kämpften seine Mitspieler in Berlin um wichtige Punkte – zumindest ein kleiner Affront gegen Klub und Team. Dazu schrieb er später, dass er sein Training fortsetzen wolle, um zu zeigen, ob es eine sportliche oder politische Entscheidung sei, ihn nicht in den Kader zu berufen.

Für Bayer ist das in der aktuellen Situation ein unangenehmes Störfeuer. „Die Anzahl der Spieler, die man in den Kader nehmen kann, ist beschränkt“, erklärte Seoane. „Das war keine Entscheidung gegen Paulinho, sondern eine für jemand anderen.“ Training, Körpersprache, Energie, Leistung und taktische Überlegungen seien die entscheidenden Kriterien. „Jeder Spieltag ist eine Chance, sich anzubieten.“ Mehr will der Trainer der Werkself dazu nicht sagen.

Stattdessen richtet sich der Fokus auf Atlético. Die Madrilenen gelten als extrem unangenehmer Gegner. Seoane hebt die physische Spielweise der Spanier hervor. „Sie haben eine sehr kompakte und aggressive Haltung auf dem Platz. Wir müssen uns viel konsequenter in beiden Strafräumen verhalten und bei Abschlüssen, aber auch in der Defensive resoluter sein.“ Der Coach fordert „totale Entschlossenheit“ von seinen Spielern.

Einer, der das umsetzen soll, ist Piero Hincapie. Der Abwehrmann aus Ecuador freut sich auf das Duell, blendet die Probleme seines Teams aber nicht aus. „Wir machen eine schwierige Zeit durch, aber wir stehen zusammen und arbeiten hart“, betont der 20-Jährige. „In der Mannschaft sind wir sehr offen mit Kritik, um uns zu verbessern, aber das klären wir von Angesicht zu Angesicht. Natürlich machen wir uns Gedanken, aber das verschlechtert nicht die Stimmung in der Kabine. Wir wollen den Fans ein tolles Spiel bieten.“

Für Seoane bietet sich gegen den wohl stärksten Gruppengegner die Chance, etwas von dem Ballast der vergangenen Wochen loszuwerden. „Es ist klar, dass der Druck bei dieser Anhäufung von Resultaten immer mehr steigt, auch auf den Trainer, der die Gesamtverantwortung hat“, sagt der Schweizer. „Es gibt nichts zu beschönigen, wenn man Resultate und Tabelle sieht. Aber meine persönliche Situation steht in der Hierarchie für mich auf dem letzten Platz. Die der Mannschaft, des Klubs und der Spieler ist viel entscheidender.“

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