Bayer Leverkusen Leverkusen spielt um Hyypiäs Zukunft

Leverkusen · Diese Woche entscheidet wohl über die Weiterbeschäftigung des Bayer-Trainers. Es kursieren bereits die Namen Thomas Schaaf und Armin Veh im Leverkusener Umfeld.

 Sami Hyypiä steht unter Druck.

Sami Hyypiä steht unter Druck.

Foto: dpa, shp jai

Am Tag nach dem Offenbarungseid herrschte vordergründig Alltag bei Bayer Leverkusen. Die Startelf vom tristen 2:3 gegen Hoffenheim regenerierte im Innern der BayArena, die Reservisten trainierten eine Stunde lang auf dem Platz. Sami Hyypiä war auch zugegen. Dem Trainer hatte über Nacht kein Verantwortlicher gesagt, er solle zu Hause bleiben. Also kam er zum Dienst. So lapidar hatte der Finne am Sonntagabend seine Lage dargestellt. Doch Hyypiä dürfte spüren, ja wissen, dass der vorbehaltlose Rückhalt für seine Person im Verein brüchig geworden ist. Man glaube weiterhin an den Trainer. Aber der Trainer sei natürlich angeschlagen. Man werde versuchen, mit ihm aus der Ergebniskrise zu kommen, hatte Sportdirektor Rudi Völler unter der Einwirkung der elften Niederlage in den vergangenen 14 Pflichtspielen formuliert. Es waren Aussagen, aus denen für viele Zuhörer die Zweifel nur zu deutlich vernehmbar waren.

Hyypiäs Problem liegt darin, dass ihm die Argumente für ein "Weiter so" ausgehen. Die Werkself wartet nun schon seit neun Pflichtspielen auf einen Sieg — das war Leverkusen zuletzt vor 18 Jahren passiert. Angesichts einer solchen Negativserie hätte sich manch anderer Verein schon längst von seinem Chefcoach getrennt. In Leverkusen ging man anders vor: Erst wies man die Krise von sich, dann legte man der Öffentlichkeit nahe, einfach mal davon auszugehen, dass man in der Hinserie ein bisschen zu oft gewonnen habe und jetzt ein bisschen zu oft verliere, also alles ganz normal sei. Und schließlich legte man sich einen Plan mit neun Endspielen zurecht, in denen die Kehrtwende zurück zum Guten gelingen solle. Doch der freie Fall, den die Mannschaft im ersten dieser Endspiele gegen Hoffenheim unbedingt stoppen wollte, bleibt weiter ungebremst. "Die Ergebniskrise ist alarmierend", sagte Geschäftsführer Michael Schade. Da war das Hoffenheim-Spiel noch nicht einmal angepfiffen.

Die Beobachter in Leverkusen sind sich einig, dass die nächsten beiden Spiele über Hyypiäs Zukunft entscheiden dürften. Aus den Duellen in Augsburg (Mittwoch, 20 Uhr/Live-Ticker) und gegen Braunschweig (Samstag) müssen mindestens vier Punkte her, sonst könnten auch Bayers Verantwortliche — allen voran Völler — wohl zum im Fußballzirkus üblichen Allheilmittel des Trainerwechsels greifen. Spekulationen um einen möglichen Nachfolger wabern bereits durchs Bayer-Umfeld. Die zwei meistgenannten Namen: Thomas Schaaf und Armin Veh.

Schaaf ist seit dem Ende seiner Ära in Bremen im Sommer ohne Verein, und Leverkusen wäre aus Sicht des 52-Jährigen wohl der bestmögliche Arbeitsplatz, jetzt, wo Jens Keller auf Schalke in ungeahntem Maße die Kurve bekommen hat. Völler und Schaaf kennen sich noch aus gemeinsamen Jahren beim SV Werder (1982 bis 1987). Vehs Abschied aus Frankfurt zum Saisonende wurde unlängst publik. Lange galt er als Favorit auf die Keller-Nachfolge in Gelsenkirchen, aber in der Bundesligaszene gibt es nun Stimmen, die den 53-Jährigen mit Bayer 04 in Verbindung bringen. Klar ist: Veh brennt darauf, wieder bei einem Spitzenklub zu arbeiten. Das hat er deutlich gesagt.

Bayers Krise ist aber nicht nur eine Krise von Hyypiä, dem Kritiker vorwerfen, er setze bei den Aufstellungen zu sehr auf Bewährtes und scheue auf der Suche nach Besserung mutige Veränderungen wie einen Startelf-Einsatz des 17-jährigen Julian Brandt. Bayers Krise ist auch (wie in den Vorjahren) eine der Einstellung der Leverkusener Profis, die ihren Trainer mit der Leistung in der ersten Hälfte gegen Hoffenheim maßlos enttäuschten.

Insofern wächst die Zahl derer, die sagen, ein Trainerwechsel greife in Leverkusen letztlich zu kurz. Der Kader selbst gehöre zuvorderst auf den Prüfstand.

(RP)
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