Stühlerücken in der Chefetage Bayer Leverkusen sortiert sich neu

Leverkusen · Fernando Carro wird Geschäftsführer und Rudi Völler erhält einen anderen Job.

Das ist Rudi Völler
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Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Fernando Carro wird Geschäftsführer bei Bayer 04 Leverkusen. Der bisherige Sportdirektor Rudi Völler erhält einen anderen Job.

Eine besondere Verbindung zum Fußball knüpfte Fernando Carro bereits in seiner Kindheit. Der gebürtige Spanier wuchs in Barcelona auf und besuchte in der katalonischen Hauptstadt eine deutsche Schule, die er 1982 mit dem Abitur abschloss. Bei seiner Vorstellung als neuer Geschäftsführer von Bayer Leverkusen hatte er aus dieser Zeit eine Anekdote parat: "Vielleicht erinnern Sie sich an das Tor von Córdoba durch Hans Krankl. Er hat damals in Barcelona gespielt, ich war 14, und meine Mutter hat ihm Spanischunterricht gegeben. Später habe ich in den Semesterferien bei ihm in Wien gewohnt", erzählte der 53-Jährige. Er sei inzwischen wie ein "älterer Sohn" für den österreichischen Ex-Profi und einstigen Nationaltrainer.

Die Installation des ehemaligen Managers bei Bertelsmann, dessen Vita auch Tätigkeiten als Sportjournalist umfasst, löst eine Kettenreaktion in der Chefetage von Bayer Leverkusen aus. Carro folgt am 1. Juli auf Michael Schade, der wie geplant nach fünf Jahren mit 65 sein Amt niederlegt und in den Gesellschafterausschuss wechselt - also in das mächtige Gremium um den Vorsitzenden Werner Wennig, der die Personalrochade in Gang gebracht hat. Sportdirektor Rudi Völler steigt zum neu geschaffenen "Geschäftsführer Sport" auf und Manager Jonas Boldt wird Sportdirektor. Dessen dann vakanter Posten soll ebenfalls neu besetzt werden.

Ein Grund für das Stühlerücken in der Chefetage könnte - neben den Spätfolgen der missratenen Vorsaison - der ehemalige Chefscout Boldt sein, der sich als Manager sowie Kaderplaner durch gelungene Transfers einen Namen gemacht hat. Nicht umsonst umrankten den 36-Jährigen in den vergangenen Monaten Wechselgerüchte. Unter anderem wurde er als neuer Sportdirektor beim Hamburger SV gehandelt. Nun übernimmt er dieses Ruder bei der Werkself, was auch seinen persönlichen Ambitionen entsprechen dürfte. Ob sein dem Vernehmen nach bis 2019 laufender Vertrag im Zuge der Beförderung verlängert wurde, blieb offen. Boldt habe sich seine neue Position verdient, sagte Völler.

Wie genau die Arbeitsteilung aussehen soll, ist noch ungewiss. Carro spricht davon, seine Kompetenzen als Manager in der freien Wirtschaft in den Verein tragen zu wollen. Er sei ein Netzwerker, der auf Kommunikation und Personalführung großen Wert lege - und ein Teamspieler.

Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann und dem Studium zum Wirtschaftsingenieur in Karlsruhe wechselte er 1993 zur Bertelsmann AG in Gütersloh, wo er verschiedene Positionen der Geschäftsführung übernahm. 2015 wurde er Vorsitzender der Bertelsmann-Tochter Arvato mit rund 70.000 Angestellten und in den Vorstand der Bertelsmann Management SE berufen. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

"Fußball ist ein Mannschaftssport, und ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Rudi Völler. Wir ergänzen uns in unseren Erfahrungen und Kompetenzen sehr gut", sagte Carro. Da ist er sich mit Völler einig, der außerdem für Schades Amtszeit viele lobende Worte übrig hatte: "Fernando Carro wird neue Ideen, Innovationen und Erfahrungen in unseren Klub bringen und einiges verändern. Das muss er auch - und wir müssen dafür offen sein."

(RP)
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