„Es war noch mehr möglich“ Bayers Sportdirektor Simon Rolfes mit geteilter Meinung zur Hinrunde

Leverkusen · Bayer Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes im Gespräch über die ersten sechs Monate mit dem neuen Trainer Gerardo Seoane und die Wichtigkeit von Lukas Hradecky für die Mannschaft und den Klub.

Seit Ende 2018 ist Simon Rolfes Sportdirektor beim Werksklub, ab Sommer tritt er die Nachfolge von Rudi Völler als Sportgeschäftsführer an.

Seit Ende 2018 ist Simon Rolfes Sportdirektor beim Werksklub, ab Sommer tritt er die Nachfolge von Rudi Völler als Sportgeschäftsführer an.

Foto: dpa/Andreas Gora

Es ist Halbzeit in der Bundesliga. Nach 17 von 34 Spieltagen belegt Bayer 04 hinter München, Dortmund und dem Überraschungsteam aus Freiburg den vierten Rang. „Unsere Platzierung in der Liga ist ordentlich, aber es hätten natürlich auch ein paar Punkte mehr sein können“, sagt Simon Rolfes im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Sportdirektor des Werksklubs sei zufrieden, dass das Team auf einem Champions-League-Platz überwintert, nicht jedoch mit der Ausbeute. „In der Tabelle ist hinter den Bayern alles relativ eng beisammen und wir hätten mehr Abstand zu anderen Mannschaften aufbauen können. Das haben wir uns selbst zuzuschreiben: Es war noch mehr möglich.“ Rolfes über:

. . .die Hinrunde: „Die Saison hatte Phasen, in denen es gut, und welche, in denen es weniger gut lief. Es war ein bisschen wie eine Wellenbewegung. Das ist auch normal, wenn man viele junge Spieler hat. Einige Spiele haben wir aber auch verloren oder aus der Hand gegeben, weil wir bestimmte Dinge nicht gut gemacht haben – und nicht, weil die Gegner so gut waren. Das Unentschieden in Köln ist so ein Beispiel oder auch das 2:2 gegen Hoffenheim.

. . .die Auftritte auf internationaler Bühne: „In der Europa League sind wir in einer schwierigen Gruppe mit Celtic Glasgow und Betis Sevilla souverän durchgekommen und haben es insgesamt in den Spielen auch richtig gut gemacht.“

. . .den Zweitrunden-K.o. im DFB-Pokal: „Das Aus im Pokal gegen Karlsruhe war extrem ärgerlich und tat weh, keine Frage. Aber es war auch ein Spiel, in dem wir im Grunde identisch viele und klare Torchancen wie in der Liga gegen Greuther Fürth hatten. Leider haben wir damit aber nicht 7:1 gewonnen, sondern 1:2 verloren.“

. . .die Arbeit von Trainer Gerardo Seoane: „Er hat viel bei uns bewegt. Wir sind variabler im Spiel nach vorne und machen sehr viele Tore, dazu entwickeln sich unsere jungen Spieler sehr gut. Unter anderem Florian Wirtz, Moussa Diaby und Jeremie Frimpong haben in dieser Saison einen klaren Schritt nach vorne gemacht. Ich sehe Gerardos erstes Halbjahr bei Bayer 04 Leverkusen positiv. In der Rückrunde gibt es aber noch viel zu tun. Wir müssen uns in allen Facetten entwickeln und verbessern. Mit diesem Gefühl gehen wir in die Winterpause.

. . .Steigerungspotenzial bei der Werkself: „Ein Punkt ist, dass wir mehr Kontrolle ins Spiel bringen müssen, wenn wir führen. Das ist uns nicht immer gelungen. Entweder müssen wir diese Spiele mit weiteren Toren endgültig entscheiden, oder mehr Kontrolle und Ruhe auf den Rasen bringen. Wenn uns beides nicht gelingen sollte, dann müssen wir es schaffen, konsequenter zu verteidigen. Dabei geht es zum Teil um Verhaltensweisen auf dem Platz, aber manches muss auch im Verbund gelöst werden. Über die Einstellung und den Willen müssen wir hier nicht reden. Die Mannschaft hat in den schwierigen Phasen der Hinrunde oft bewiesen, dass beides stimmt.“

. . .die Afrika-Cup-Abstellung von Edmond Tapsoba und Odilon Kossounou: „Sie reisen am 27. Dezember ab und werden uns je nach Turnierverlauf unter Umständen bis in den Februar hinein fehlen. Danach steigen sie aber sofort wieder bei uns ein. Natürlich ist es alles andere als optimal, dass uns die beiden fehlen – zumal sie ja auch noch auf der gleichen Position spielen. Aber das ist so, wenn man Nationalspieler in der Mannschaft hat. Wir müssen damit umgehen und das auffangen. Mit Piero Hincapie, Jonathan Tah und Panagiotis Retsos sind wir auch in diesen Wochen aufgestellt. Gerade für Panos ist diese Phase eine Chance, sich zu beweisen. Timothy Fosu-Mensah kommt nach seiner langen Verletzung auch noch dazu. Er ist gelernter Innenverteidiger. Bei ihm geht es aber erstmal darum, ihm mit Spielzeit wieder zu integrieren und ihm Praxis zu verschaffen.“

. . .Lukas Hradecky als Kapitän: „Er erfüllt seine Aufgabe als Kapitän sehr gut, ist authentisch und weiß, wie er mit den Jungs umzugehen hat. Er genießt im Team viel Respekt und Anerkennung und hat auch seine Meinung, die er klar vertritt. Er macht es auf seine Art, geht voran und will vorankommen. Die Mitspieler merken, dass er ihnen und der Mannschaft insgesamt helfen und sie verbessern will. Mit seiner kommunikativen Art schafft er es, das Team zusammenzuführen. In dieser Saison hat er sehr viele Bälle abgewehrt und hat eine gute Halbserie gespielt. Klar hängt er bei ein, zwei Gegentoren mit drin, aber Fehler passieren im Sport. Das ist ganz normal. Lukas Hradecky ist ein authentischer Typ und eine wichtige Identifikationsfigur für Bayer 04. Wir werden uns zu gegebener Zeit zusammensetzen, um uns seine Vorstellungen anzuhören. Es ist bei ihm natürlich eine andere Situation als bei einem jungen Spieler. Sein Vertrag bei uns läuft noch bis 2023. Wir können uns gut vorstellen, dass er auch darüber hinaus bei uns bleibt.“

. . .die Königsklassen-Ambitionen des Werksklubs: „Es ist ganz klar unser Ziel, wieder in die Champions League zu kommen. Das wäre nach zwei Jahren in der Europa League der nächste Schritt in der Entwicklung der Mannschaft. In der Champions League zu spielen, macht vieles einfacher und würde auf jeden Fall helfen, wichtige Spieler noch länger zu halten.“

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