Neue defensive Identität Simon Rolfes lobt Entwicklung der Werkself

Leverkusen · Bayers Sportdirektor Simon Rolfes hat sich positiv über die neue Defensivstärke der Werkself geäußert. Darüber hinaus erklärte der 38-Jährige, wie Leverkusen den Verlust der Bender-Zwillinge als Identifikationsfiguren auffangen will.

 Bayer Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes ist seit 2018 im Amt.

Bayer Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes ist seit 2018 im Amt.

Foto: dpa/Marius Becker

Die späte Niederlage gegen München war auch für die Verantwortlichen von Bayer 04 eine leidvolle Erfahrung. Das ebenso ärgerliche wie vermeidbare 1:2 im letzten Spiel vor der Weihnachtspause ist für Simon Rolfes jedoch kein Grund, lange zu hadern – im Gegenteil. Am Montag, zum Trainingsauftakt der Werkself und dem Start in die Vorbereitung auf die Partie am Samstag (15.30 Uhr) in Frankfurt, präsentierte sich der Sportdirektor von Bayer 04 schon wieder gutgelaunt und erklärte in einer Medienrunde, warum er mit der Entwicklung der Mannschaft im Kalenderjahr 2020 insgesamt sehr zufrieden ist.

66 Treffer hat die Mannschaft von Trainer Peter Bosz in den vergangenen zwölf Monaten in 30 Bundesliga-Partien erzielt. Das sind 2,2 Tore pro Spiel. Nie zuvor traf ein Leverkusener Team häufiger. Für Rolfes ist aber ein anderer Grund wesentlich entscheidender für den Aufschwung: die Defensive. „In diesem Bereich haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht“, sagte der 38-Jährige. Das gehe schon bei den Stürmern los. „Alles ist viel abgestimmter, im besten Rhythmus und insgesamt stabiler als im letzten Jahr.“ Rolfes: „Und das hilft am Ende auch unserem Offensivspiel.“

Lediglich zwölf Mal musste Bayers Schlussmann Lukas Hradecky in dieser Saison hinter sich greifen. Nur Leipzig hat sich mit erst neun Gegentreffern bislang etwas stabiler präsentiert. Als einen Faktor für die neue defensive Identität der Werkself nannte Rolfes beispielhaft Flügelstürmer Leon Bailey. Der wiedererstarkte Jamaikaner gehört zu den torgefährlichsten Bayer-Angreifern in dieser Spielzeit und ist einer der Gründe dafür, warum das Bosz-Team aktuell auf dem zweiten Tabellenplatz steht. „Seit Beginn der Saison hat er die meisten Sprints, ackert viel nach hinten und läuft und läuft und läuft. Er hat sich das erarbeitet“, betonte Rolfes. „Dass er auch ein ganz guter Fußballer ist, über eine starke Technik verfügt und einen tollen Schuss hat, wissen wir schon länger.“

Der Werksklub weiß freilich auch um die Wichtigkeit von Lars und Sven Bender. Doch sowohl der langjährige Kapitän als auch der Abwehrchef werden ihre Karrieren nach dieser Saison beenden. Rolfes betonte noch einmal, dass Bayer 04 gerne mit beiden Routiniers verlängert hätte. „Trotzdem kann ich ihre Beweggründe nachvollziehen.“ Sowohl aus sportlicher als auch aus Fan-Sicht wiegt der Verlust der Identifikationsfiguren schwer. Zuletzt hatte Leverkusen bereits die Abgänge von Stefan Kießling (2018, Karriereende), Julian Brandt (2019, Wechsel nach Dortmund) sowie die von Kai Havertz und Kevin Volland (2020, Wechsel zu Chelsea bzw. Monaco) verkraften müssen.

„In Sven und Lars Bender werden wieder zwei wichtige Säulen die Mannschaft verlassen“, sagte Rolfes. Vor allem Lars gehöre „zur Geschichte von Bayer 04. Er hat viele Jahre extrem erfolgreich hier in Leverkusen gespielt.“ Das sei etwas Besonderes und freilich eine Wunschkonstellation. „Und das macht einen Klub natürlich auch aus.“ Jetzt müsse Leverkusen „zusehen, dass wir junge Spieler heranziehen, die in diese Rollen hineinwachsen können.“

Diese könnten bereits im jetzigen Kader sein. Auch wenn Rolfes keine Namen nannte, wird er damit Profis wie den deutschen Nationalspieler Nadiem Amiri gemeint haben: jung, ehrgeizig und talentiert genug, um eine eigene Ära unter dem Bayer-Kreuz zu prägen. „Auch in der Hierarchie innerhalb des Teams entstehen Freiräume, wenn ältere Spieler gehen“, betonte Rolfes.

Am Samstag, 2. Januar, dem Tag des Frankfurt-Spiels, öffnet in Deutschland das Winter-Transferfenster. Bayers Scoutingabteilung beobachte intensiv den Markt, doch große Veränderungen dürfte es nicht geben. „Der Kader hat es trotz hoher Belastung und vieler Englischer Wochen gut gemacht. Deswegen werden wir schon mit dem nötigen Fingerspitzengefühl vorgehen. Denn die Spieler, die jetzt da sind, haben sich unser Vertrauen verdient“, sagte Rolfes mit Blick auf die Transferphase. Profis wie Aleksandar Dragovic, der zu überraschend vielen Einsätzen kam, hätten sehr gute Leistungen gezeigt. „Das werden wir bei unserer Planung schon berücksichtigen.“

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