Leverkusen - Köln 2:1 Bayer 04 dreht hitziges Rheinderby und gewinnt knapp

Leverkusen · Das 2:1 (0:1) gegen den Erzrivalen aus Köln ist der dritte Pflichtspielsieg in Folge. Zuletzt gelang das der Werkself vor knapp einem Jahr. Der FC bleibt hingegen am Tabellenende hängen.

Bayer 04 Leverkusen - 1. FC Köln: Bilder des Spiels
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Foto: rtr

Markige Worte gab es vor dem 61. Bundesliga-Derby gegen den 1. FC Köln aus dem Lager der Leverkusener. Julian Brandt verkündete unter der Woche vollmundig, auf das am Boden liegende Schlusslicht der Tabelle "weiter drauftreten" und "keine Gnade zeigen" zu wollen. Der Nationalspieler und seine Teamkollegen ließen den Worten Taten folgen. Der FC nimmt nach dem 2:1 (0:1) keine Punkte mit über die Stadtgrenze. Aber es war ein hartes Stück Arbeit.

Vor dem Anpfiff gab es einige Fragezeichen bei der Werkself. Kapitän Lars Bender, der am Donnerstag im Training einen Schlag auf den Fuß abbekam, musste passen. Dafür rückte Julian Baumgartlinger in die Startelf, der mit Charles Aránguiz das Doppel-Sechs-Tandem im zentralen Mittelfeld bildete. Der argentinische Angreifer Lucas Alario saß zunächst nur auf der Bank. Kai Havertz und der rechtzeitig genesene Kevin Volland bildeten das Leverkusener Sturmduo. Der ebenfalls vorab fragliche Sven Bender bildete an der Seite von Jonathan Tah die Innenverteidigung.

Die Werkself presste von Anfang an gegen tief stehende Kölner, Wendell (6.) und Volland (8.) verfehlten jedoch den Kasten von Timo Horn. Erst danach gelang es den Gästen, sich etwas aus der Umklammerung zu lösen. Leonardo Bittencourts gefährliche Hereingabe fand jedoch keinen Abnehmer (13.). Ein eingesprungener Bodycheck von Sehrou Guirassy gegen Sven Bender im Mittelfeld blieb zum Entsetzen der Leverkusener ohne schiedsrichterliche Folgen (20.).

Drei Minuten später dann der Schock für die Werkself: Ein weiter Einwurf von Frederik Sörensen landete direkt bei Guirassy, der Tah mit seiner Ballannahme richtig alt aussehen ließ — und aus drei Metern an Bernd Leno vorbei zur Kölner Führung vollendete (23.). Die Gastgeber brauchten einige Minuten, um sich von dem Rückschlag zu erholen.

Das Derby ist bekanntlich immer auch ein kehliges Kräftemessen der Fanlager. Etwaige Schmähgesänge aus der Nordkurve konterten die knapp 6000 Gästefans unter anderem mit der melodisch eingängigen Prophezeiung, dass Bayer 04 "nie Deutscher Meister" werde. Über die Frage, wer die wahre "Macht am Rhein" ist, wird es also wohl in 100 Jahren noch lautstarke Differenzen geben. Daran änderte auch der Rückstand nichts — im Gegenteil.

Kai Havertz verpasste knapp zehn Minuten später den Ausgleich. Ein schöner Spielzug über Brandt und Wendell auf der linken Seite brachte den Ball schließlich vor die Füße des 18-Jährigen, dessen platzierter Schuss aus etwa zehn Metern von Dominique Heintz geblockt und zu einem Eckball wurde (32.). Letzterer blieb folgenlos.

Danach wurde es vorerst etwas zäher auf dem Rasen — und etwas ruhiger auf den Rängen. Ein unübersichtliches Getümmel nach einem Freistoß des FC ließ Sörensen ungenutzt (41.). Kurz vor der Halbzeit war es Simon Zollers Schuss, der beinahe das 0:2 aus Leverkusener Sicht gebracht hätte. Der Versuch zischte knapp am Tor vorbei.

Nach dem Wiederanpfiff bot sich ein ähnliches Bild. Die Werkself suchte nach Lücken im Kölner Abwehrverbund und der FC beschränkte sich darauf, auf gelegentliche Nadelstiche zu setzen. Auch eine gewagte Direktabnahme von Volland (51.) nach einer Flanke von Wendell brachte nicht den herbeigesehnten Ausgleich. Besser machte es Bailey kurz danach, der den Ball über den inzwischen eingewechselten Lucas Alario und Volland in den Lauf gespielt kam, Horn umkurvte und die Chance nutzte (54.). Auch danach blieb Bayer am Drücker, Köln blieb aber stabil und verteidigte geschlossen gegen die teilweise fünf- bis sechsköpfige Leverkusener Angriffsreihe. Erneut Bailey war es, der die Führung hätte erzielen können, doch nach seinem Schuss aus spitzem Winkel fand er in Horn seinen Meister (65.). Brandt scheiterte kurz danach ebenfalls am starken Kölner Schlussmann (67.). Aránguiz traf bei seinem Freistoß nur die Mauer (69.). Doch die Einschläge kamen zweifelsfrei näher.

Und Köln? Setzte einen seiner Nadelstiche. Doch Leno parierte den wuchtigen Schuss von Tim Handwerker (70.). Dass der Leverkusener Dauerdruck irgendwann Folgen haben würde, war allerdings klar. Und so war es nach einer Ecke Sven Bender, der das 2:1 markierte (74.). Die Kopfballvorlage ins Zentrum kam von Tah, der seinen Schnitzer aus der ersten Halbzeit damit wettmachte. Beinahe hätte der Abwehrchef einen Doppelpack daraus gemacht, doch Horn parierte erneut (77.).

Kevin Volland machte in der Schlussphase den dritten Pflichtspielsieg in Folge fix — dachten die 30.210 Zuschauer in der ausverkauften BayArena. Doch der Videoassistent machte zumindest der Leverkusener Fraktion einen Strich durch die Rechnung (85.). Bailey hatte zuvor den Ball mit dem Oberarm weitergeleitet. Es wurde noch einmal spannend, doch letztlich brachte das Team von Heiko Herrlich den Vorsprung über die vierminütige Nachspielzeit.

Einfallsreich war übrigens die Choreografie der Bayer-Fans vor der Partie, die im Stil eines Live-Ticker-Bandes am Oberrang zunächst den Schriftzug "Goatbusters for Hire! We're back!" ent- und die Nordkurve dann in Schwarz-Rot einhüllten — in Anspielung auf den Film "Ghostbusters", inklusive der weltweit bekannten Ohrwurmtitelmusik. Die Fans der Werkself gerierten sich als Ziegenjäger. Geißbock Hennes VIII. gefiel das sicher nicht — ebenso wenig, wie die neuerliche Niederlage des FC.

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