Aus in der ersten Pokalrunde Bayer Leverkusen scheitert spektakulär in Elversberg

Elversberg · Zwei Rückstände konnte die Werkself gegen die forsch auftretenden Saarländer noch ausgleichen, doch letztlich verliert die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane 3:4 beim Drittligisten SV Elversberg. Das Aus in der ersten Runde ist ein herber Dämpfer für Leverkusen.

 Leverkusens Robert Andrich (hinten) und Elversbergs Thore Jacobsen kämpfen um den Ball.

Leverkusens Robert Andrich (hinten) und Elversbergs Thore Jacobsen kämpfen um den Ball.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Die Erwartungshaltung war groß. Die rund 1300 mitgereisten Fans der Werkself entrollten vor dem Pokalspiel beim Drittligisten SV Elversberg ein großes Transparent entlang des Gästeblocks. „Macht es nochmal – holt den Pokal“ war darauf zu lesen, in Anspielung auf Bayers Triumph im Jahr 1993. Seitdem warten die Rheinländer sehnsüchtig auf weitere Titel. Gelegenheiten gab es in den vergangenen knapp 30 Jahren einige, genutzt wurde keine. Nun ist auch die nächste Chance dahin, denn Leverkusen verabschiedet sich nach dem 3:4 (2.3) im Saarland aus dem Pokal, ehe er richtig begonnen hat.

Bereits in den vergangenen beiden Saisons bekleckerte sich die Werkself nicht mit Ruhm. Nach dem Geister-Finale 2020 gegen den FC Bayern (2:4) gab es das Aus im Achtelfinale gegen den Regionalligisten Rot-Weiss Essen (1:2 nach Verlängerung) sowie die Pleite in der zweiten Runde gegen den Zweitligisten Karlsruher SC (1:2). Diese Saison sollte es eigentlich wieder besser laufen. Auch Seoane sprach davon, das Maximum aus dem Wettbewerb holen zu wollen.

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Der Coach verzichtete in der Startelf etwas überraschend auf Jonathan Tah und setzte stattdessen auf Odilon Kossounou in der Innenverteidigung. Die Doppel-Sechs bildeten Robert Andrich und Charles Aránguiz, zudem Stand in Adam Hlozek der bislang einzige Zugang der Leverkusener in der Anfangsformation. Nach einer Gedenkminute für die kürzlich verstorbene Fußball-Ikone Uwe Seeler konnte es losgehen und Bayers erstes Pflichtspiel in der neuen Saison wurde mit ein paar Minuten Verspätung angepfiffen.

Ob es daran lag, dass die Hintermannschaft der Gäste in der Anfangsphase schläfrig wirkte, ist unklar. Sicher ist aber, dass der Elversberger Jannik Rochelt das zu nutzen wusste. Nach gutem Zusammenspiel kam er im Zentrum an den Ball, machte noch ein paar Meter und wurde erstaunlicherweise nicht attackiert. Also fasste sich der 22-Jährige ein Herz und suchte den Abschluss – von halblinks platziert ins rechte lange Eck (3.). Lange währte die Freude der Saarländer aber nicht. Denn Hlozek setzte aus etwa 18 Metern nach einer Körpertäuschung zu einem Schuss an, der zwar zentral aufs Tor kam und haltbar wirkte, aber doch irgendwie an SVE-Schlussmann Nicolas Kristof vorbei ins Netz flatterte (5.).

Das gab der Werkself etwas Auftrieb. Andrich versuchte es aus der zweiten Reihe – knapp rechts vorbei (9.), Patrik Schick scheiterte kurz danach an der glänzenden Fußabwehr von Kristof (11.). Wer nun aber dachte, der Bundesligist sei richtig gut im Spiel, sah sich getäuscht. Die Leverkusener wirkten schludrig, ließen dem Drittligisten zu viel Raum und fanden ihre Linie nicht. Beinahe schon folgerichtig war das Foul von Aránguiz am vorbeiziehenden Rochelt im Strafraum, das zum von Kevin Koffi verwandelten Elfmeter führte (17.).

Elversberg spielte keineswegs wie ein Außenseiter, sondern mutig und forsch. Das Team von Trainer Horst Steffen stand hoch, störte früh, machte die Räume eng und arbeitete gut gegen den Ball. Bayer tat sich schwer, kam aber durch seine individuelle Klasse weiterhin zu Chancen – etwa durch Schick (19./23.), der aber an Kristofs Reflexen scheiterte. Aránguiz schaffte es aber noch vor der Halbzeit, seinen Fauxpas beim Elfmeter auszubügeln und das 2:2 zu erzielen – nach kongenialer Vorarbeit von Sardar Azmoun (30.), der kurz danach die nächste Großchance an den linken Innenpfosten setzte (32.).

Es folgte eine kuriose Szene: Aránguiz rannte kurz danach im Eifer des Gefechts Schiedsrichter Martin Petersen um. Der Unparteiische musste kurz am Rücken behandelt werden, ehe es weiterging. Wie leicht Leverkusen an diesem sonnigen Nachmittag im Saarland auszuspielen war, zeigte das 3:2 der Elversberger. Kossounou spielte einen Fehlpass ins Zentrum, einen langen Ball später legte Koffi auf Luca Schnellbacher quer, der aus wenigen Metern keine Mühe hatte (37.). So ging es mit einem vielleicht schmeichelhaften, aber nicht unverdienten 3:2 für die Gastgeber in die Kabinen.

Nach dem Wiederanpfiff testete der für Azmoun eingewechselte Kerem Demirbay Kristof mit einem Distanzschuss (48.), auch Elversberg hatte weiterhin seine Möglichkeiten, wie etwa durch Robin Fellhauer, der nach einem einfachen, aber effektiven Spielzug knapp am Kasten von Lukas Hradecky vorbei zielte (51.). Es ging hin und her, die Uhr lief allerdings spätestens nach einer Stunde Spielzeit gnadenlos gegen die Gäste aus dem Rheinland. Daran änderte auch der schöne, aber wegen vermeintlicher Abseitsstellung aberkannte Treffer von Schick nichts (59.).

Je näher der Schlusspfiff rückte, desto zerfahrener wurde die Partie, die Bayer zu keiner Minute wirklich im Griff hatte. Elversberg verteidigte nun naturgemäß etwas tiefer, Leverkusen drückte zeitweise, kam aber nicht zu zwingenden Gelegenheiten. Für die Entscheidung sorgte letztlich Kevin Conrad – vergleichsweise simpel mit einem Kopfball nach einer Ecke (75).

„Einer geht noch, einer geht noch rein“ und „Oh, wie ist das schön...“, stimmten die heiteren Heimfans an. Das Transparent im Gästeblock war da schon längst wieder eingerollt. Schick traf zwar spät sogar noch zum 3:4 (89.), doch der dritte Ausgleich des turbulenten Pokal-Nachmittags gelang den Leverkusenern nicht mehr. Am Samstag startet Bayer in Dortmund in die Bundesliga (18.30 Uhr).

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