Arias fehlt Bayer ein halbes Jahr Viele Optionen bleiben Peter Bosz nicht

Leverkusen · Nach dem Wadenbeinbruch von Bayer Leverkusens Leihspieler Santiago Arias sitzt der Schock bei den Verantwortlichen des Werksklubs tief. Neben Lars Bender steht in Mitchell Weiser nur noch ein Rechtsverteidiger im Kader – doch der ist nicht für die Europa League nominiert.

 Santiago Arias (2.v.r.) wird von seinen bestürzten Teamkollegen Camilo Vargas (r.) und James Rodriguez (2.v.l.) umsorgt. Der Unparteiische Guillermo Guerrero aus Ecuador steht hilfesuchend daneben. 

Santiago Arias (2.v.r.) wird von seinen bestürzten Teamkollegen Camilo Vargas (r.) und James Rodriguez (2.v.l.) umsorgt. Der Unparteiische Guillermo Guerrero aus Ecuador steht hilfesuchend daneben. 

Foto: AP/Gabriel Aponte

Das WM-Qualifikationsspiel im Estadio Metropolitano Roberto Meléndez zwischen Kolumbien und Venezuela war keine acht Minuten alt, da passierte das, was nicht passieren sollte – und aus Bayers Sicht nicht passieren durfte. Nach einem Zweikampf mit Venezuales Darwin Machis blieb Bayer-Profi Santiago Arias auf dem Rasen liegen und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen linken Fuß. Als Machis realisiert hatte, wie schwer die Verletzung des Leverkusener Profis offensichtlich war, schlug er die Hände über seinem Kopf zusammen. Arias’ Teamkollegen wie James Rodríguez sowie viele weitere, sichtlich geschockte Profis, taten es Machis gleich.

Ähnlich dürften auch die Reaktionen bei den Verantwortlichen des Werksklubs am Samstagmorgen gewesen sein, als sie vom Schicksal ihres Leihspielers von Atlético Madrid erfuhren. „Diese schlimme Verletzung tut uns sehr leid und trifft uns alle“, äußerte sich Sportdirektor Simon Rolfes. „Santiago ist ein toller Mensch und ist mit großen Ambitionen zu uns gekommen – das ist ein heftiger Schlag für ihn.“

Doch nicht nur für den Profi selbst, sondern auch für den Werksklub ist es eine Hiobsbotschaft. Denn die Diagnose bestätigte die schlimmsten Befürchtungen. Arias brach sich bei dem missglücktem Tackling das linke Wadenbein, riss sich das Syndesmoseband und zog sich weitere, komplexe Bandverletzungen im betroffenen Sprunggelenk zu. Wie Bayer 04 noch am Samstagabend mitteilte, wird er dem Werksklub mindestens ein halbes Jahr fehlen – und damit beinahe die komplette Saison verpassen.

Leverkusen werde alles tun, um dem 28-Jährigen bei dessen Heilungsprozess zu unterstützen, heißt es in der Klubmitteilung. „Für die Rehabilitation ist er nach der Operation und seiner Rückkehr bei uns in Leverkusen bestens aufgehoben. Unsere medizinische Abteilung und der ganze Verein stehen hinter ihm, damit er bald wieder auf den Platz zurückkehren kann“, sagte Rolfes.

Die Schwere der Verletzung erfordert eine zeitnahe Operation. Mitte der Woche soll Arias dafür von Kolumbien nach Madrid geflogen werden. Der Rechtsverteidiger, der erst vor etwas mehr als einer Woche beim 1:1 in Stuttgart ein verheißungsvolles Debüt für die Werkself gegeben hatte, wandte sich via Instagram mit einem emotionalen Posting an seine Fans. „Mein Herz tut mehr weh als mein Fuß“, schrieb Arias. „Ich möchte mich bei jedem Einzelnen bedanken und verspreche euch, dass ich hart daran arbeiten werde, bald wieder gestärkt für Kolumbien und Bayer 04 aufzulaufen.“

Das Verletzungspech bei den Zugängen bleibt Leverkusen somit treu. In Stuttgart hatte sich bereits der kostspieligste Sommereinkauf, Patrik Schick, einen Faserriss zugezogen. Während der Stürmer jedoch gegen Ende Oktober zurückerwartet wird, droht Arias seine Leihe komplett in der Reha zu verbringen. Eigentlich sollten er und Lars Bender das Duo für die rechte Position in der Abwehrkette für diese Spielzeit bilden. Nun bleibt Ex-Kapitän Lars Bender dort beinahe konkurrenzlos.

Der unter Trainer Peter Bosz zuletzt nicht einmal mehr in den Spieltagskader berufene Mitchell Weiser ist zwar eine Option für die Liga, nicht jedoch für die Europa League. Für den Wettbewerb wurde er am vergangenen Donnerstag – also einen Tag vor Arias’ Verletzung – nicht gemeldet. Sollte Bosz in den Duellen mit Nizza, Beer Sheva und Prag rotieren wollen, hat er für die rechte Defensivseite also kaum noch Optionen.

Aleksandar Dragovic, ein gelernter Innenverteidiger, hat zum Ende der vergangenen Saison zwar schon dort gespielt, sollte aber keine Dauerlösung sein. Ein weiterer Kandidat ist Tin Jedvaj. Der 24-Jährige, derzeit mit der kroatischen Nationalmannschaft auf Reisen, hat als Leihspieler des FC Augsburg immerhin fünf Partien als Rechtsverteidiger ausgeholfen.

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