„Ein Geschenk des Himmels“ Völler und Bosz nehmen Havertz nach Pfiffen der Fans in Schutz

Leverkusen · Der Nationalspieler wurde beim 0:1 gegen Hertha BSC bei seiner Auswechslung ausgepfiffen. Sein Trainer Peter Bosz und Bayer Leverkusens Sportgeschäftsführer Rudi Völler können die Kritik an dem 20-Jährigen nicht verstehen – und geben ihm volle Rückendeckung.

 Leverkusens Kai Havertz.

Leverkusens Kai Havertz.

Foto: dpa/Marijan Murat

Im Profifußball gehören gefühlsduselige Slogans inzwischen zum Alltag. Sie sollen der Anhängerschaft ein Gefühl von Verbundenheit, Identifikation und sportlicher Heimat erzeugen. Das klappt mal mehr, mal weniger gut. „Echte Liebe“ ist es demnach, wenn man Fan von Borussia Dortmund ist, als „spürbar anders“ beschreibt sich der 1. FC Köln und der VfB Stuttgart ist gar „furchtlos und treu.“ Die Werkself hat sich selbst das Motto „die andere Familie“ verpasst.

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Das ist Kai Havertz

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Foto: AP/Jose Coelho

Trainer Peter Bosz hat das vor dem letzten Spiel des Jahres beim FSV Mainz am Samstag (15.30 Uhr) aufgegriffen, um Kai Havertz in Schutz zu nehmen. Der 20-Jährige wurde nach zuletzt schwachen Leistungen beim 0:1 gegen Berlin ausgepfiffen als er ausgewechselt wurde. Der Niederländer ist damit überhaupt nicht einverstanden.

„Man redet immer von der Familie Bayer 04“, sagte Bosz. „Das sind die Fans, die Spieler, die Mitarbeiter – alle zusammen. Aber ich würde meine Familie nie so beschimpfen.“ Dann hob der 56-Jährige die besondere Geschichte des Nationalspielers hervor, der beim 0:2 in Köln vor einer Woche als jüngster Spieler der Geschichte mit 20 Jahren und 186 Tagen die Marke von 100 Bundesligaspielen erreicht hat.

„Der Junge kommt hier aus der Jugend, ist inzwischen schon in seinem elften Jahr im Verein und er hat schon so viel für Bayer Leverkusen gegeben. Er darf auch mal schlecht spielen“, betonte Bosz. Wenn Havertz sich von seinem Formtief erhole, sei er stärker als vorher, ist sich der Trainer sicher. „Ich verstehe die Fans nicht. Wenn sie der Mannschaft helfen wollen, pfeift man nicht einen einzelnen Spieler aus: Das hat er nicht verdient.“

Sportgeschäftsführer Rudi Völler wählt nach der Fan-Kritik an Havertz, der seit Wochen unter seinen Möglichkeiten spielt, ebenfalls deutliche Worte. „Ich habe in meiner Zeit bei Bayer Leverkusen so viele Spieler erlebt – und da waren auch einige echte Raketen dabei. Aber Kai ist ein Geschenk des Himmels für uns.“ Auch er könne die Pfiffe gegen den wohl talentiertesten deutschen Spieler seiner Generation nicht nachvollziehen. Leistungsschwankungen seien bei einem trotz aller Erfahrung noch so jungen Spieler völlig normal.

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