Bayers Co-Trainer im Porträt Peter Hermann ist der emotionale Anker der Werkself

Leverkusen · Peter Hermann ist als Co-Trainer zurück bei seinem Herzensklub Bayer Leverkusen. Die Fans der Rheinländer verbinden mit dem 69-Jährigen viele positive Erinnerungen.

 Auf ihn hören die Bayer-Profis: Leverkusens Co-Trainer Peter Hermann.

Auf ihn hören die Bayer-Profis: Leverkusens Co-Trainer Peter Hermann.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Zaungäste der ersten Trainingseinheiten unter neuer Leitung haben es schon mitbekommen: Peter Hermann ist noch ganz der Alte. Der Co-Trainer von Bayer 04 ist wie bei seinem letzten Engagement in Leverkusen vor rund zehn Jahren weiterhin mittendrin statt nur dabei. Lautstark dirigiert er die Profis der Werkself auf dem Rasen nahe der BayArena, gibt Anweisungen, erklärt, lobt und tadelt. Mit 69 Jahren ist Hermann vor Münchens Hermann Gerland (66 Jahre) der derzeit älteste (Co-)Trainer der Bundesliga. Doch dass das Alter beim früheren Mittelfeldspieler wirklich nur eine Zahl ist, wird demjenigen deutlich, der den Rückkehrer in Aktion erlebt.

Die Zeichen unter dem Bayer-Kreuz stehen auf Neuanfang. Mit dem Rauswurf von Cheftrainer Peter Bosz vorige Woche mussten auch die Co-Trainer Hendrie Krüzen und Rob Maas sowie Athletiktrainer Terry Peters den Klub verlassen. Hannes Wolf und Peter Hermann kamen. In Miguel Moreira verpflichteten Leverkusens Verantwortliche um Sportgeschäftsführer Rudi Völler und Sportdirektor Simon Rolfes unter der Woche einen weiteren Co-Trainer bis Saisonende. Bei den Anhängern der Rheinländer sorgte allerdings vor allem die Verpflichtung von Klublegende Hermann für Freude.

118 seiner insgesamt 120 Bundesliga-Partien absolvierte Hermann für die Leverkusener, zwei Mal trug er das Trikot des Hamburger SV in der Ersten Liga. Fünf Jahre nach seinem letzten Bundesligaspiel kehrte der im rheinland-pfälzischen Kleinmaischeid geborene Fußballfachmann 1989 schließlich als Co-Trainer zum Werksklub zurück – und blieb beinahe zwei Jahrzehnte.

Die Liste der Trainer, unter denen Hermann assistierte, ist lang. Sowohl Jürgen Gelsdorf, Dragoslav Stepanovic, Erich Ribbeck, Christoph Daum, Berti Vogts, Klaus Toppmöller, Klaus Augenthaler, Michael Skibbe und – nach einem kurzen Intermezzo in Nürnberg – Jupp Heynckes stand er in Leverkusen beratend zur Seite. Von Zeit zu Zeit sprang er auch als Interimscoach oder Trainer der Reservemannschaft ein. 1996 löste er Ribbeck als Chef der Werkself ab und schaffte – damals noch mit Rudi Völler auf dem Platz – durch ein 1:1 am letzten Spieltag gegen Kaiserslautern den Klassenerhalt.

Im Rampenlicht zu stehen, war jedoch nie das, was Hermann wollte. Er gefiel und gefällt sich noch immer in der Rolle des ehrlichen Arbeiters im Hintergrund. Das Reden überlässt er lieber anderen. Hermann ist ein Mann, der anpackt und auch im Umgang mit Star-Spielern ein Händchen hat: 2013 gewann er an der Seite von Heynckes mit München das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League.

Über die Stationen Schalke, Hamburg, Düsseldorf und erneut München landete Hermann schließlich im Nachwuchs des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), für den er zuletzt als Co-Trainer bei der von Christian Wörns trainierten U19 verantwortlich zeichnete. Eine Rückkehr in die Bundesliga schloss Hermann noch vor einem Jahr beinahe gänzlich aus. Lediglich bei einem Anruf von Heynckes würde er wohl schwach werden, antwortete Hermann auf Nachfrage – bis jetzt die Anfrage aus Leverkusen kam. „Für mich schließt sich damit ein Kreis“, sagte Hermann. Er sei nun dort angekommen, wo seine Karriere so richtig begonnen hatte und er sich „einfach zu Hause“ fühle. „Ich bin glücklich, wenn ich diesem Verein helfen kann.“

Hermanns erneutes Engagement in Leverkusen ist zunächst befristet bis zum Saisonende. Danach könnten Wolf und Hermann zurück zu den Talenten des DFB. Sollte das ungleiche Duo – der Altersunterschied beträgt immerhin 30 Jahre – es aber schaffen, die zuletzt kriselnde Werkself wieder in die Spur zu bringen, ist vorstellbar, dass beide auch über die Spielzeit hinaus bei den Rheinländern bleiben. Hermanns großer Vorteil: Zuhause angekommen ist er ja bereits.

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