„Ein richtig schlechtes Spiel“ Leverkusen gewinnt, Bosz hadert

Leverkusen · Es war ein hartes Stück Arbeit zum Saisonauftakt: Mit dem 3:2 gegen Paderborn ist der Trainer der Werkself alles andere als glücklich.

Bedingt zufrieden: Bayers Trainer Peter Bosz.

Bedingt zufrieden: Bayers Trainer Peter Bosz.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Als Kai Havertz nach 69 Minuten gegen den SC Paderborn in Strafraumnähe an den Ball kam, war bereits zu erahnen, dass ein Geniestreich folgen würde. Und tatsächlich setzte der 20-Jährige zu einem Pass an, der mit chirurgischer Präzision die bis dahin meist gut gestaffelte Abwehrreihe der Ostwestfalen auseinanderriss. Die Kugel landete bei Wendell, der von der linken Seite nur noch den vor dem Tor lauernden Kevin Volland bedienen musste – und es stand 3:2 für die Werkself. Es war der schönste und letztlich auch entscheidende Spielzug beim Auftaktsieg der Leverkusener.

Bereits in der mitreißenden ersten Halbzeit hatte Havertz bei seinem Treffer zum 2:1 Können und Coolness vereint, indem er den Ball lässig ins lange Eck lupfte. Der Nationalspieler hatte großen Anteil daran, dass Bayers Ligastart nach vier Jahren wieder mit drei Punkten endete. Anschließend war von dem Mann des Spiels allerdings nicht mehr viel zu sehen. Nach den verpflichtenden TV-Interviews verschwand er in die Kabine und überließ anderen die Einordnung des Spiels.

Die differierte je nach Ansprechpartner. Während sich Volland, Jonathan Tah und Lukas Hradecky größtenteils froh und erleichtert über den Erfolg zeigten, war ihr Trainer Peter Bosz überhaupt nicht zufrieden. Ein „richtig schlechtes Spiel“ habe er gesehen, moserte der Niederländer. Über das Ergebnis sei er freilich froh, aber über die Spielweise nicht. Gemeint sind damit vor allem die vielen unnötigen Ballverluste im Spielaufbau, die den 55-Jährigen im Grunde seit seinem Amtsantritt im Januar auf die Nerven gehen. Exemplarisch dafür steht Julian Baumgartlingers Katastrophen-Fehlpass, der nach Leon Baileys Führung (10.) Sven Michels Tor zum 1:1 nach sich zog (15.). Wenig später folgte das 2:1 durch Havertz (19.), das Paderborns Streli Mamba ausglich (26.).

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Auch das von Bosz geforderte Gegenpressing funktionierte zumindest in den ersten 45 Minuten nur bedingt. „In der ersten Halbzeit waren wir nicht kompakt genug. Paderborn war sehr mutig und hat es uns schwer gemacht“, sagte er und konstatierte: „Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns.“ Dass die Partie lange ein offener Schlagabtausch gewesen sei, habe ihn nachhaltig gestört. „Genau das wollten wir nicht. Wir haben es in Ballbesitz und gegen den Ball nicht gut gemacht.“ Aufmunternde Worte hatte der Trainer für sein Gegenüber Steffen Baumgart übrig, mit dem er 1998 gemeinsam für Hansa Rostock spielte: „Ich hoffe, dass sie schnell Punkte holen.“

Sportgeschäftsführer Rudi Völler war in seiner Nachbetrachtung etwas moderater. „Die Ergebnisse in der Vorbereitung waren bescheiden, aber wir sind im Pokal weitergekommen und haben nun das erste Spiel in der Liga gewonnen“, resümierte er. Er sehe aber ebenfalls noch deutlichen Verbesserungsbedarf: „Wir haben ein paar Fehler gemacht, die man in der Bundesliga nicht machen darf.“ Der Weltmeister von 1990 sei daher froh, dass die Werkself nicht 5:2 gewonnen habe, was angesichts der sich häufenden Torchancen mit fortschreitender Spieldauer durchaus möglich gewesen wäre. „Das hätte das Spiel nicht richtig widergespiegelt.“

Entwarnung gab es am Sonntag bei Lars Bender. Der Kapitän verletzte sich bei einem Luftzweikampf am Kopf, blutete stark aus der Nase, wurde behandelt und spielte bis zur Halbzeit weiter. Der Verdacht auf Nasenbeinbruch hat sich indes nicht bestätigt.

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