Bayer-Trainer bleibt kritisch Ein Kantersieg ist Peter Bosz nicht genug

Leverkusen · Der Trainer der Werkself schlägt nach dem 7:0-Sieg gegen Eintracht Noderstedt kritische Töne an. Seine Spieler sind nach dem klaren Erfolg hingegen froh, dass der erste Formcheck vor dem Ligastart am Sonntag gelungen ist.

 Peter Bosz gestikuliert mit bedingt zufriedener Mimik an der Seitenlinie.

Peter Bosz gestikuliert mit bedingt zufriedener Mimik an der Seitenlinie.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Nach dem 7:0 gegen Eintracht Norderstedt und dem souveränen Einzug in die zweite Pokalrunde klopften sich die Spieler der Werkself auf die Schulter. „Das war ein guter Start. Gegen einen Regionalligisten muss man erstmal sieben Tore machen“, sagte beispielsweise Doppeltorschütze Nadiem Amiri. Auch Debütant Patrik Schick, dem das Tor zum Endstand gelang, war nach dem Schlusspfiff froh. „Es war mein erstes Spiel, ich habe ein Tor gemacht. Ich bin sehr glücklich.“ Allerdings räumte der 26,5-Millionen-Euro Zugang auch ein, dass es ihm noch an Trainings- und Spielpraxis fehle. „Ich hoffe, dass ich zum Bundesligastart besser in Form bin“, sagte Schick nach seinem 45-minütigen Einsatz gegen die Amateure aus Norddeutschland.

DFB-Pokal: Eintracht Norderstedt gegen Bayer 04 Leverkusen - die Werkself in der Einzelkritik
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Eintracht Norderstedt - Bayer: die Werkself in der Einzelkritik

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Trainer Peter Bosz hatte eine deutlich kritischere Wahrnehmung des Geschehens auf dem Platz. „Wenn man nach einer halben Stunde 6:0 führt, muss das Endergebnis höher sein“, betonte der Niederländer, der nur phasenweise mit der Vorstellung seiner Mannschaft zufrieden war. „In den ersten 30 Minuten hat man gesehen: Wenn wir den Ball laufen lassen und alle in Bewegung sind, haben wir eine gute Mannschaft.“

Doch dann habe es Spielabschnitte gegeben, in denen die Intensität spürbar nachgelassen habe. „Das ist genau das, was ich nicht will. Der Ball muss laufen, nicht die Spieler mit dem Ball. Wenn man stillsteht und der Mann am Ball nicht mehr zwei, drei Optionen hat, wird alles schwieriger.“ Nach nur zweiwöchiger Vorbereitungszeit ist klar, dass die Werkself noch nicht über 90 Minuten bei 100 Prozent sein kann. Ebenso klar ist allerdings, dass zum Ligastart am Sonntag (18 Uhr) beim VfL Wolfsburg ein anderes Kaliber auf Bayer wartet, als ein formschwacher Viertligist aus Schleswig-Holstein.

Für Bosz führt kein Weg an weiteren Zugängen vorbei – auch für die Offensive. Patrik Schick allein könne die durch Kevin Volland und Kai Havertz abgewanderten rund 60 Scorerpunkte aus der Vorsaison nicht ausgleichen, monierte der Trainer vor dem Pokalspiel. „Ich brauche Qualität, nicht Quantität“ war seine Kernaussage – und gleichzeitig die deutliche Aufforderung an Sportgeschäftsführer Rudi Völler und Sportdirektor Simon Rolfes, in Sachen Transfers nachzulegen.

Doch nicht nur guter Rat, sondern auch gute Spieler sind teuer. Die 80 oder durch Boni bis knapp über 100 Millionen aus dem Havertz-Deal wird Bayer nicht komplett reinvestieren, zumal die Wintertransfers Edmond Tapsoba, Exequiel Palacios und Florian Wirtz bereits Vorgriffe auf die nun anstehende Saison waren. In Schick ist Bayers „Königstransfer“ wohl unter Dach und Fach, aber Geschäftsführer Fernando Carro sagte am Wochenende im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die Verantwortlichen „noch einiges“ machen wollen. Das Transferfenster ist noch bis zum 5. Oktober geöffnet.

Oder muss der Qualitätsverlust des Kaders letztlich im Kollektiv ausgeglichen werden? Für Neu-Kapitän Charles Aránguiz ist das ohnehin ein Grundpfeiler des Zusammenspiels. „Ich war schon immer der Meinung, dass sich die ganze Mannschaft verantwortlich fühlen muss. Wir müssen alle den Einsatz zeigen, der Mannschaft helfen zu wollen, um die besten Ergebnisse für den Verein und die Fans zu erzielen“, sagte der Chilene.

Der ein oder andere talentierte Zugang wäre dabei allerdings ebenfalls äußerst hilfreich.

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