Flaute im Angriff Bayer pendelt zwischen Frust und Zuversicht

Leverkusen · Nach der Niederlage gegen Leipzig findet Mittelfeldspieler Robert Andrich deutliche Worte. Innenverteidiger Jonathan Tah blickt hingegen trotz der jüngsten Rückschläge optimistisch auf den Rest der Saison.

 Leipzigs Dominik Szoboszlai und Leverkusens Robert Andrich (r.) im direkten Duell.

Leipzigs Dominik Szoboszlai und Leverkusens Robert Andrich (r.) im direkten Duell.

Foto: Imago/Beautiful Sports/Wunderlich

Robert Andrich steht für Klartext – auf und neben dem Platz. Das ist einer der Gründe, warum die Verantwortlichen des Werksklubs ihn im Sommer vergangenen Jahres von Union Berlin nach Leverkusen holten. Mehr Wucht sollte der gebürtige Potsdamer in die Mannschaft bringen, mehr Willenskraft und mehr Bissigkeit. Letztere beweist der 27-Jährige auch immer wieder neben dem Platz. So wie nach dem 0:1 gegen RB Leipzig. Sichtlich angefressen dozierte er, was genau das Problem im Duell gegen das formstärkste Team der Rückrunde war.

Es sei nach dem Spielverlauf in der ersten Halbzeit klar gewesen, dass die Mannschaft das Spiel verliere, die sich den ersten Fehler leiste. „Das waren wir, ansonsten wäre es 0:0 ausgegangen“, monierte Andrich. „Beide Mannschaften wollten nicht verlieren und waren bedacht, hinten gut zu stehen. Das haben wir bis dahin gemacht, aber dann waren wir wieder unkonzentriert am Ende.“

Gemeint ist die letztlich spielentscheidende Szene nach rund 70 Minuten, in der Odilon Kossounou den Ball durch einen fahrlässigen Fehlpass verlor. Leipzig nutzte die Situation, schaltete schnell um und ging durch Dominik Szoboszlai in Führung. „Wir verlieren den Ball unnötig im Mittelfeld – und das wollten wir als allererstes vermeiden gegen Leipzig“, sagte Andrich. Patzer dieser Art seien der Werkself nicht zum ersten Mal in dieser Saison unterlaufen. „Wir machen häufig schlampige Fehler, verteidigen schlampig und kriegen dadurch einfache Gegentore. Das war wieder so eins und daran müssen wir ganz klar arbeiten.“

Bayers defensive Anfälligkeit war kein Problem, so lange die Offensive Tore wie am Fließband produzierte. Doch seit dem Kreuzbandriss von Florian Wirtz und dem Syndesmoseriss im Sprunggelenk von Jeremie Frimpong ist Sand im Getriebe. Die Verletzungen von Amine Adli und Karim Bellarabi schränken die Optionen für den Angriff weiter ein. Zudem ist Patrik Schick nach seiner längeren Zwangspause noch nicht in Topform. Nach dem 0:0 in Bochum war das 0:1 gegen Leipzig das zweite Spiel in Folge ohne eigenen Treffer.

Jonathan Tah analysierte ebenfalls klar, was einem besseren Ergebnis gegen Leipzig im Weg stand. Die Konzentration habe in der zweiten Halbzeit nachgelassen, resümierte der Innenverteidiger. „Das haben sie gut ausgenutzt. Es gab zwei, drei Situationen, in denen wir den Ball zu einfach verlieren. Da müssen wir fokussierter sein und bleiben.“ Der Nationalspieler nahm zudem indirekt Kossounou in Schutz und blicke optimistisch auf den Rest der Spielzeit: „Fußball ist ein Fehlersport und jeder darf Fehler machen. Bis zum Ende der Saison werden wir das wieder ausbügeln.“

Das naht in großen Schritten. Vier Spiele bleiben der Werkself noch, um das erklärte Ziel zu erreichen und sich für die Champions League zu qualifizieren. Auf Platz vier hat Bayer nach wie vor gute Karten, das zu erreichen. Klar ist, dass Trainer Gerardo Seoane sein Team am Samstag in Fürth nicht erneut so defensiv wie gegen Leipzig auf den Rasen schicken wird. Alles andere als ein Sieg beim Schlusslicht wäre eine herbe Enttäuschung.

Angesprochen auf Bayers Torflaute entgegnete Tah auch mit Blick auf die gute Stimmung im Stadion gegen Leipzig: „Wir wollen jetzt nicht so negativ sein und müssen die positive Energie von den Fans mitnehmen. Dann bin ich guter Dinge, dass wir noch viele Punkte holen werden.“ In Fürth erwarte Leverkusen ein komplett anderes Spiel mit viel Ballbesitz und häufigen Umschaltsituationen. „Ich glaube, dass wir das gut nutzen können.“

Drei Punkte beim quasi feststehenden Absteiger wären freilich nicht nur für die Tabelle wichtig, sondern auch als Mittel gegen den Frust.

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