Olympionike der Werkself Paulinho ist plötzlich Bayers Hoffnungsträger

Leverkusen · Der 21 Jahre alte Brasilianer und Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele in Tokio ist nur wenige Tage nach seiner Rückkehr aus Japan ein Kandidat für die Startelf. Am Samstag tritt die Werkself zum Auftakt bei Union Berlin an.

 Ist erst in dieser Woche zur Mannschaft gestoßen: Bayers Offensiv-Allrounder Paulinho.

Ist erst in dieser Woche zur Mannschaft gestoßen: Bayers Offensiv-Allrounder Paulinho.

Foto: Jörg Schüler/Bayer 04 Leverkusen/Jörg Schüler

Bei seinem ersten Training mit der Werkself hatte Paulinho in dieser Woche ein ganz besonderes Schmuckstück dabei: eine Goldmedaille von den Olympischen Spielen in Tokio. Stolz präsentierte er seinen Teamkollegen das in diesem Jahr aus recyceltem Material von Elektrogeräten hergestellte, mindestens sechs Gramm Gold enthaltende und insgesamt 556 Gramm schwere Exemplar, das er wenige Tage zuvor mit Brasilien durch ein 2:1 im Finale von Yokohama gegen Spanien errungen hatte. „Für mich steht diese Medaille für das Ende meines Heilungsprozesses“, sagte der 21-Jährige im klubeigenen TV. Ein im Training erlittener Kreuzbandriss hatte den Linksfuß beinahe die gesamte vergangene Saison verpassen lassen. Mit dem Olympiasieg im Rücken will er jetzt endlich auch in Leverkusen durchstarten.

An diesem Samstag beginnt für die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane die neue Bundesliga-Saison mit einer Auswärtspartie bei Union Berlin. Anstoß im Stadion an der Alten Försterei ist um 15.30 Uhr. Wenn rund eine Stunde vor Spielbeginn die Startaufstellungen veröffentlicht werden, ist es gut möglich, dass auch der Name von Paulinho auf dem Zettel steht. „Er ist absolut ein Thema“, betonte Seoane mit Blick auf die erste Elf. In den vergangenen Tagen habe der Offensivspieler dosiert trainiert. In den Einheiten habe das in Rio de Janeiro geborene und 2018 für 18,5 Millionen Euro von Vasco da Gama unters Bayer-Kreuz gewechselte Talent von Tag zu Tag einen immer besseren Eindruck hinterlassen. „Er ist ein Spieler, der uns guttut, weil er technisch sehr begabt und fähig ist, Eins-gegen-Eins-Situationen zu lösen“, lobte Bayers Trainer.

Dass Paulinho nach nur wenigen Tagen mit der Mannschaft schon ein Kandidat für die Anfangsformation ist, liegt freilich auch an dem nach wie vor knappem Personal, das dem Schweizer Coach zum Liga-Start zur Verfügung steht. Für die Offensive fallen in Florian Wirtz (Adduktorenprobleme), Karim Bellarabi (Muskelhüllenverletzung im Oberschenkel) und Lucas Alario (Faserriss) gleich drei Profis aus. Zudem hat Flügelstürmer Leon Bailey den Werksklub für rund 32 Millionen Euro in Richtung England zu Aston Villa verlassen. Einzig verbliebener Spezialist für die Außenpositionen ist damit Moussa Diaby. Paulinho hingegen kann sowohl als Zehner als auch auf dem rechten oder linken Flügel eingesetzt werden. „Es ist erfreulich, dass er mit der Goldmedaille und viel positiver Energie zurückgekommen ist“, betonte Seoane.

Während der Coach und auch die Klubverantwortlichen dem 1,77-Meter-Mann zutrauen, in der neuen Saison eine wichtige Rolle im Team einzunehmen, musste sich Paulinho im Kreis der Olympia-Auswahl noch mit etwas weniger zufrieden geben. In vier der sechs Partien bei den Sommerspielen wurde er eingewechselt, seinen einzigen Startelfeinsatz erhielt er im Halbfinale gegen Mexiko. Insgesamt 136 Minuten stand er in Japan für Brasilien auf dem Rasen – genug Einsatzzeit, um Spielpraxis zu sammeln, ohne nach der schweren Verletzung gleich wieder an die Belastungsgrenze zu gehen. Sowohl aus Sicht von Bayer 04 als auch aus der des Spielers selbst hätte die Olympia-Abstellung in diesem Sommer kaum besser laufen können.

Dass Paulinho Torgefahr ausstrahlt, hat er indes beim Turnier in Japan erneut bewiesen: Gegen die mit Nadiem Amiri angetretene deutsche Auswahl vollendete er in der Gruppenphase in der Nachspielzeit einen Konter sehenswert zum 4:2-Endstand. Seine nächsten Tore will er nun im Trikot der Werkself folgen lassen – am liebsten schon bei den „Eisernen“ aus der Hauptstadt.

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