Bayer-Profi in Tokio dabei Rolfes hofft bei Amiri auf den Olympia-Effekt
Leverkusen · Bayer Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes setzt darauf, dass Werkself-Profi Nadiem Amiri beim Fußballturnier in Japan wertvolle Erfahrungen sammelt.
Stefan Kuntz und Nadiem Amiri wissen, wie es sich anfühlt, gemeinsam Erfolg zu haben. 2017 holten der Junioren-Trainer des DFB und der Profi von Bayer 04 bei der U21-Europameisterschaft in Polen den Titel. Zwei Jahre später schafften sie es mit dem deutschen Nachwuchs erneut ins Finale, scheiterten dieses Mal aber knapp an Spanien. Jetzt folgt ihr dritter gemeinsamer Anlauf: bei den Olympischen Spielen in Tokio (22. Juli bis 7. August).
Als einer von drei Spielern, die älter als 23 Jahre sind, berief Kuntz Anfang der Woche Amiri in den Olympia-Kader des DFB. Neben dem Mittelfeldspieler der Werkself erhielten auch Maximilian Arnold (Wolfsburg) und Max Kruse (Union Berlin) als erfahrene Profis eine Einladung für die Chance auf eine Medaille. Eine Abstellungspflicht für die Klubs gibt es im Gegensatz zu den Turnieren der Kontinentalverbände bei Olympia nicht. „Die Bereitschaft, das Olympiateam zu unterstützen, war in der Bundesliga unterschiedlich. Einige große Vereine wollten leider nicht so wie erhofft helfen“, sagte Kuntz.
Auch unter dem Bayer-Kreuz hatten sich die Verantwortlichen Gedanken gemacht, welchen Profis sie die Chance ermöglichen wollten, die Reise anzutreten. Für Sportdirektor Simon Rolfes war lediglich klar, dass es aufgrund der Belastungssteuerung nicht dazu kommen würde, dass ein Profi des Werksklubs zwei Turniere in diesem Sommer bestreiten würde. Für Florian Wirtz, der Anfang Juni mit Coach Kuntz und der deutschen U21 erneut den EM-Titel holte, waren die Spiele in Japan also von vornherein kein Thema.
Grünes Licht für das Turnier erhielten somit neben Amiri nur Paulinho (Brasilien) und Lucas Alario (Argentinien). Letzterer verpasst die Spiele allerdings verletzt und wird schon bald in Leverkusen zurückerwartet. Was Amiri betrifft, hat Rolfes die Hoffnung, dass der 24-Jährige viel Einsatzzeit erhält und gestärkt zurückkommt. „Nadiem hatte einen langen Urlaub“, sagte Rolfes. „Er wird bei den Spielen seine Wettkampfpraxis bekommen und bis zum Saisonstart wieder zurück sein – somit passt das in seinem Fall.“ Der 39-Jährige betonte noch einmal: „Ich glaube, dass die Klubs – auch wenn es keine Abstellungspflicht gibt – in der Pflicht stehen, das Olympia-Team zu unterstützen.“
Amiri war stark in seine zweite Saison beim Werksklub gestartet, ehe ihn eine Coronainfektion im Januar zurückwarf und er in der Folge nicht mehr an die guten Auftritte in der Hinrunde anknüpfen konnte. Wenig überraschend wurde er im Anschluss auch nicht von Bundestrainer Joachim Löw für die aktuelle EM nominiert. Rolfes wertet die Olympia-Teilnahme von Amiri auch als persönliche Chance für den gebürtigen Ludwigshafener. „Eine Olympia-Mannschaft muss sich sehr schnell finden, da es keine lange Vorbereitung gibt“, erklärte Rolfes. „Deswegen sind Spieler gefragt, die das Heft in die Hand nehmen, um erfolgreich zu sein.“ In dieser Hinsicht habe Amiri in der vergangenen Saison schon Schritte nach vorne gemacht, „aber in dem Bereich hat er noch viel mehr Potenzial. Olympia ist für ihn eine sehr gute Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln.“
Die Leistungsdiagnostik und die ersten Trainingseinheiten unter Neu-Coach Gerardo Seoane hat Amiri in dieser Woche noch mitgemacht. Am Montag bricht er mit der deutschen Auswahl gen Asien auf. In Wakayama wird das Olympia-Team ein Trainingslager beziehen und am 17. Juli (Samstag, 10 Uhr MESZ) ein Testspiel gegen Honduras absolvieren. In der Vorrunde des Olympischen Turniers treffen Amiri, Kuntz und Co. in Yokohama auf Brasilien mit Paulinho (22. Juli, 13.30 Uhr), Saudi-Arabien (25. Juli, 13.30 Uhr) und zum Abschluss in Miyagi auf die Elfenbeinküste (28. Juli, 10 Uhr).
Große Teile der Vorbereitung mit Leverkusen wird Amiri somit verpassen – unter anderem wird er keines der Testspiele absolvieren können. Was die betrifft, hat der Werksklub am Donnerstag eine Änderung mitgeteilt: Statt wie zunächst geplant gegen den russischen Klub Dynamo Moskau anzutreten, trifft Seoanes Mannschaft am Tag der Rückreise aus dem Trainingslager in Zell am See/Kaprun (16. bis 23. Juli) im österreichischen Wattens (23. Juli, 14 Uhr) auf den Ligakonkurrenten SC Freiburg.
Weitere Testspielgegner sind der Drittligist SV Wehen-Wiesbaden (Mittwoch, 14. Juli, 17 Uhr, Kurtekotten oder Haberland-Stadion), der niederländische Erstligist FC Utrecht (29. Juli, 16 Uhr, Haberland-Stadion) und der spanische Erstligist Celta Vigo (31. Juli, 16 Uhr, Haberland).