Bayer Leverkusen Bayer nach Pokal-Aus: Wut, Unverständnis, Ratlosigkeit

Leverkusen · Es war ein Akt sportlicher Höflichkeit, aber gemessen an dem Spielausgang, den in Leverkusen in den Tagen jeder vollmundig als quasi garantiert angesehen hatte, muteten die Worte von Bayer Leverkusens Sprecher Dirk Mesch an wie aus einem bösen Bayer-Traum.

DFB-Pokal 13/14, Bayer - Lautern: Einzelkritik
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"Wir wünschen dem 1. FC Kaiserslautern eine gute Heimreise und weiterhin viel Erfolg im DFB-Pokal", sagte Mesch am Ende der Pressekonferenz nach dem blamablem 0:1 der Werkself im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen die Pfälzer. Es war aus Leverkusener Sicht ein grausamer Abend, der alle in negativen Gemütslagen zurückließ: die Fans in nachhaltiger Wut, die Spieler selbst in Ratlosigkeit ob des (nicht) Gezeigten und die Verantwortlichen in verärgerter Fassungslosigkeit.

"Es war mit Sicherheit unsere schlechteste Leistung in der ganzen Saison", sagte Kapitän Simon Rolfes kleinlaut nach 120 Minuten, in denen er und seine Kollegen weit mehr getan hatten als ein Spiel zu verlieren. Sie hatten für sich, den Verein und das Umfeld den Traum vom Finale in Berlin grob fahrlässig, manche würden sagen mutwillig, aus der Hand gegeben. Und das, wo der Pokal realistisch gesehen auf Jahre, ja Jahrzehnte, der einzige Wettbewerb ist, in dem eine Leverkusener Mannschaft die Sehnsucht nach einem Titel wird stillen können. "Wir haben gesagt, wir wollen nach Berlin, aber das habe ich heute nicht gesehen", sagte ein spürbar mitgenommener Trainer Sami Hyypiä.

Langsam und ideenlos

Er hatte ein Spiel miterleben müssen, in dem die Werkself nichts abrief, was sie sonst stark machte: Sie spielte zu langsam und ideenlos in der Offensive, verteidigte stümperhaft und ließ Emotionen ganz und gar vermissen. "Wenn wir uns jede Menge Chancen erarbeiten und deren Torwart hält überragend, kannst du so ein Spiel verlieren — aber nicht auf so eine Art und Weise", echauffierte sich Sportdirektor Rudi Völler darüber, dass ein zarter Kopfball von Eren Derdiyok in der Anfangsphase die einzige (!) Torchance des Tabellenzweiten der Bundesliga gegen einen Zweitligisten in 120 Minuten gewesen war. "Die Einstellung war der größte Grund, warum wir nicht gewonnen haben", sagte Hyypiä. Es klang wie ein Offenbarungseid für seine Spieler.

Was vom Tage übrigbleibt, ist Schaden. Ein finanzieller Schaden in Form von Einnahmen in Höhe von deutlich mehr als zwei Millionen Euro, die ein Einzug ins Halbfinale gebracht hätte. Ein mentaler Schaden, denn die Beteiligten haben nur drei Tage Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten, bis Schalke 04 am Samstag (18.30 Uhr/Live-Ticker) zum Liga-Top-Spiel anreist. Und ein Imageschaden, weil sich all die Unkenrufer wieder einmal bestätigt sehen, die darauf beharren, dass Bayer 04 dann doch dieses gewisse Etwas fehlt, um den letzten Schritt zu ganz Großem zu machen.

"Sprechen bringt uns nicht weiter. Was uns weiter bringt, ist das, was wir auf dem Trainingsplatz machen", sagte Hyypiä. Dort muss nun nach vier Niederlagen aus den vergangenen sechs Pflichtspielen noch intensiver daran gearbeitet werden, wie man gegen eine massierte Abwehr produktiveren Ballbesitz bestreitet. Denn dass jetzt schon ein couragiert verteidigender Zweitligist ausreichen kann, um Leverkusen offensiv allen Wind aus den Segeln zu nehmen, dürfte alle Alarmglocken schrillen lassen.

(RP)
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