Schmerzhafte Niederlage für Bayer 04 Der Dortmunder Stachel sitzt tief

Leverkusen · Die 2:4-Niederlage gegen Borussia Dortmund ist für die Profis der Werkself nur schwer zu verkraften – und noch schwerer zu erklären. Die gründliche Aufarbeitung des Spiels dürfte für alle Beteiligten ungemütlich werden.

 Nicht nur Kai Havertz war nach dem Schlusspfiff fassungslos über das Ergebnis des Samstagabendspiels.

Nicht nur Kai Havertz war nach dem Schlusspfiff fassungslos über das Ergebnis des Samstagabendspiels.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Schwarz und Gelb sind seit Jahrzehnten die Farben von Borussia Dortmund. Nicht umsonst ist die Biene „Emma“ das Maskottchen des BVB. Insofern waren die vier Dortmunder Tore ab der 65. Minute überaus schmerzhafte Stiche, die aus einer 2:0-Halbzeitführung der Werkself eine 2:4-Niederlage machten. Es ist eine Pleite, die wohl keiner der Beteiligten einfach abschütteln kann. Sie tut weh. Der Stachel sitzt tief.

So überlegen Bayer 04 in den ersten 60 Minuten auftrat, so desolat präsentierte sich das Team von Trainer Heiko Herrlich im Anschluss. Dominik Kohr, der wie der Rest seiner Mitspieler eine Stunde lang ein richtig gutes Bundesligaspiel absolvierte, war nach dem Schlusspfiff dennoch gefasst. „Das müssen wir jetzt aufarbeiten“, sagte er seelenruhig und referierte über die ausgelassenen Chancen, die das 3:0 hätten bringen können. „Wir haben eine hohe Intensität in den ersten 60 Minuten gefahren. Ich weiß nicht, ob die Kräfte dann ein bisschen geschwunden sind“, erklärte Kohr. „Wir hatten innerhalb von zehn Tagen vier Spiele.“

Bundesliga 18/19: Bayer 04 - Dortmund: die Werkself in der Einzelkritik
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Foto: dpa/Federico Gambarini

Kräfteverschleiß ist sicher ein Ansatz, um den Leistungseinbruch zu erklären, aber er ist bei weitem nicht der einzige. Das ist auch Kohr bewusst. Als Mittel gegen den kompletten Kontrollverlust fiel ihm eine defensivere Ausrichtung ein: „Wir hätten uns auch tiefer stellen können, damit die Dortmunder mehr kommen müssen und wir mehr aus der Ordnung verteidigen.“

Das lässt sich als Kritik unter anderem an seinem Mitspieler Wendell deuten, der nicht nur vor dem 2:2 vogelwild irgendwo in der gegnerischen Spielfeldhälfte „verteidigte“, locker ausgespielt wurde und so seine linke Seite defensiv völlig freigab. Jadon Sancho und Marco Reus bedankten sich in vollem Tempo und doppelpassend für die großzügig gewährten Freiräume mit einem sehenswerten Tor des Nationalspielers und Dortmunder Kapitäns.

Bundesliga 18/19: Bayer Leverkusen - Borussia Dortmund: die Bilder des Spiels
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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Das wird eine der vielen Szenen vom Samstagabend sein, die Trainer Heiko Herrlich am Montag mit seinen Spielern durchgeht – im Idealfall in Zeitlupe und aus mehreren Perspektiven. Die Lehre daraus dürfte klar sein: So verteidigt man auf gar keinen Fall gegen ein Topteam der Bundesliga. Schon gar nicht, wenn man 2:1 führt.

„Die Dortmunder haben eine Riesenqualität und haben ihre Chancen sehr, sehr gut genutzt“, erkannte Julian Brandt den furiosen Sturmlauf der letzten 25 Spielminuten an. „Wir machen zu viele leichtfertige Fehler und müssen langsam mal erwachsen im Kopf werden“, forderte er. Das ziehe sich wie ein roter Faden durch die bisherige Saison. Die „zittrigen Knie“ nach dem ersten Gegentor könne er indes nicht erklären. Auch das dürfte Gegenstand etwaiger Analysen im Nachgang sein. „Wir können aus solchen Spielen nur lernen“, sagte Brandt. „Ich habe immer noch die Hoffnung, dass aus unserer jungen Truppe noch eine erwachsene Mannschaft wird, die solche Spiele dann gewinnt.“

Immerhin: Auch die schmerzhaftesten Bienenstiche heilen irgendwann. Diese Erkenntnis gehört wohl zum Erwachsenwerden dazu.

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