Dauerbelastung der dezimierten Werkself Müdigkeit ist für Tah eine Kopfsache

Leverkusen · Innenverteidiger Jonathan Tah zieht nach dem 0:0 von Bayer Leverkusen gegen Hertha BSC eine verhalten positive Bilanz. Dass die Werkself gerade im Dauerspielbetrieb ist, empfindet er nicht als große Bürde – trotz des heftigen Verletzungspechs im Kader.

 Leverkusens Jonathan Tah (l.) und Berlins Dedryck Boyata liefern sich ein Duell um die Lufthoheit.

Leverkusens Jonathan Tah (l.) und Berlins Dedryck Boyata liefern sich ein Duell um die Lufthoheit.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Jonathan Tah erlebte einen merkwürdigen Sonntagnachmittag in der BayArena. Gegen defensiv extrem gut organisierte Gäste aus Berlin hatte er vergleichsweise wenig zu tun – und doch musste er über 90 Minuten hellwach bleiben, weil Hertha BSC immer wieder auf Konter lauerte. In Kooperation mit seinem Nebenmann Aleksandar Dragovic ließ der Nationalspieler in der Innenverteidigung nichts anbrennen. Weil das allerdings auch für die Gegenseite galt, blieb es bei einem 0:0.

Nach zuletzt einigen Torfestivals gegen OGC Nizza (6:2), Freiburg (4:2), Möchengladbach (4:3) oder Beer Sheva (4:1) blieb es nun also bei einer kargen Nullnummer. Fußballerisch war die Partie dennoch keine Magerkost, denn es war interessant zu sehen, wie sich beide Teams weitgehend neutralisierten. Zwischen den Strafräumen liefen viele intensive Duelle, Räume für Kreativität und Spielwitz waren hingegen kaum gegeben. „Man muss wohl sagen, dass fast nicht mehr drin war“, räumte Tah anschließend ein. „Hertha stand sehr gut hinten. Leider müssen wir uns jetzt mit diesem Punkt abfinden – auch, wenn es natürlich immer unser Ziel ist, zu gewinnen.“

Als Trostpflaster bleibt die Tatsache, dass Bayer nach wie vor ungeschlagen in der Liga ist und Platz drei belegt. Für den 24-Jährigen ist die Tabelle aber derzeit komplett uninteressant, wie er betont. „Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wo wir gerade stehen. Das sollte uns nicht so viel interessieren. Wir sollten weiter nur auf uns schauen.“

Bayer 04 Leverkusen: Einzelkritik gegen Hertha BSC
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Bayer - Hertha: die Werkself in der Einzelkritik

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Und da gibt es viel zu sehen – vor allem eine stetig länger werdende Verletztenliste, die vor dem Anpfiff gegen Berlin um die Namen Nadiem Amiri (Magen-Darm), Karim Bellarabi (Oberschenkelprobleme) und Lucas Alario (Knieprobleme) ergänzt werden musste. Dragovic wurde zudem wegen Schmezren in der Leistengegend vorsichtshalber ausgewechselt. Immerhin: Keiner der neuen Ausfälle sollte allzu lange dauern – und Edmond Tapsoba hat die Quarantäne nach positivem Corona-Test in ein paar Tagen hinter sich, dann aber mit Trainingsrückstand.

Schwerer wiegen die langfristigen Ausfälle von Santiago Arias, Exequiel Palacios oder Paulinho. Bei Sven Bender, der beim 2:1 in Bielefeld mit einer Prellung am Sprunggelenk ausgewechselt werden musste, ist indes noch unklar, wann er wieder einsteigen kann. Bei Kapitän Charles Aránguiz herrscht ebenfalls Ungewissheit, wann er wieder helfen kann. Sicher ist, dass neun Ausfälle mit dem ohnehin schmalen Kader nicht dauerhaft zu kompensieren sind.

Von Überlastung oder Müdigkeit der Mannschaft will Tah aber trotz des Englische-Wochen-Marathons nichts wissen. „Das hat viel mit dem Kopf zu tun. Wenn du dir einredest, dass du Müdigkeit spürst, spürst du sie auch – und wenn nicht, dann nicht.“ Freilich sei es schwierig, wenn es kaum Wechselspieler gebe, die der Mannschaft helfen könnten, vor allem in der Offensive. „Es ist natürlich keine gute Situation, wenn die Jungs vorne jedes Spiel machen müssen“, sagt der Innenverteidiger. Vor allem für die derzeit alternativlosen Flügelspieler Moussa Diaby und Leon Bailey sei das hart. „Da kann es sein, dass sie ab der 70. Minute ein bisschen ins Schwimmen kommen.“ Für die Werkself insgesamt gilt das bislang nicht, trotz der mageren Nullnummer gegen Berlin.

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