Patzer im Finale Bayers Torwart Hradecky übt harsche Selbstkritik

Leverkusen · „Leider hat mein Fehler alles kaputt gemacht“, sagte Lukas Hradecky nach dem 2:4 gegen den FC Bayern im Pokalfinale. Peter Bosz nahm den Schlussmann in Schutz. Eine Analyse des Patzers mache keinen Sinn, betonte der Bayer-Trainer.

 Lukas Hradecky versucht, den Ball nach seinem Patzer noch irgendwie von der Linie zu kratzen – allerdings zu spät.

Lukas Hradecky versucht, den Ball nach seinem Patzer noch irgendwie von der Linie zu kratzen – allerdings zu spät.

Foto: dpa/Robert Michael

Torwart zu sein erfordert spezielle Eigenschaften. Toni Schumacher formulierte einst vergleichsweise uncharmant, dass man für den Posten zwischen den Pfosten auch ein bisschen verrückt sein müsse. Viele Kollegen aus dem Fachbereich Torhüten äußerten sich ähnlich. Die spezielle Position bringt es mit sich, dass man mit nur einer Aktion im Spiel zum Helden oder zum Deppen werden kann. Lukas Hradecky hat am Samstagabend letzteres erlebt. Sein Patzer, der zum 0:3 gegen den FC Bayern führte und letztlich die Niederlage der Werkself im Pokalfinale besiegelte, wird künftig in etwaigen Saisonrückschauen eine herausgehobene Rolle spielen.

Was war passiert? Manuel Neuer schlug einen sehr weiten Ball auf Robert Lewandowski, der vergleichsweise unbehelligt von der Leverkusener Defensive den Ball sehenswert annehmen konnte. Der polnische Torjäger versuchte etwas überraschend einen Volleyschuss aus der Distanz, aber der Ball schien eigentlich relativ unplatziert und damit ungefährlich zu sein.

Hradecky parierte, doch dann prallte die Kugel von seinen Händen an seine Beine und von da aus ins Tor. Es war insofern ein besonders bitterer Moment, weil die Werkself drauf und dran war, den Anschlusstreffer zu erzielen. Kevin Volland verpasste wenige Sekunden voher ähnlich unfreiwillig komisch eine Großchance auf das 1:2. Nach einer schwachen ersten Halbzeit war Bayer gut im Spiel, ehe Hradeckys Patzer die aufkeimende Hoffnung sabotierte.

DFB-Pokal-Finale: FC Bayern gegen Bayer Leverkusen - die Werkself in der Einzelkritik
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Bayern - Leverkusen: die Werkself in der Einzelkritik

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„Wir haben umgestellt, und unsere zweite Halbzeit war viel besser. Leider hat mein Fehler alles kaputt gemacht“, sagte der 30-Jährige. Es war ihm anzumerken, wie angefasst er von dem Moment war. „Er hat es gut gemacht und mich zu einem schlechten Zeitpunkt erwischt. Es tut mir leid, dass es in so einem Spiel passiert ist.“ Manchmal, fügte Hradecky hinzu, sehe man als Torwart eben „wie der größte Depp“ aus.

Trainer Peter Bosz wollte indes keine Kritik an seinem Torwart aufkommen lassen. „Lukas hat uns sehr oft unmögliche Bälle gehalten – zum Beispiel auch in der ersten Halbzeit. Wenn wir uns alle Gegentore anschauen, bin ich mir sicher, dass auch andere Spieler daran beteiligt wären.“ Bei einem Torhüter sehe es naturgemäß immer schlecht aus, wenn er sich einen Patzer leiste, „aber es macht keinen Sinn, das zu analysieren“.

Für Hradecky war es das dritte Pokalfinale innerhalb von vier Jahren. 2018 gewann er den Titel mit Eintracht Frankfurt, nachdem er 2017 den Sieg mit seinem ehemaligen Klub verpasst hatte. Nun folgte die Schlappe mit Bayer 04. Doch der finnische Nationalkeeper wollte lieber nach vorne schauen – genauer gesagt auf die Europa League, die im August fortgesetzt werden soll. Leverkusen hat nach dem 3:1-Hinspielerfolg bei den Glasgow Rangers gute Aussichten, das Viertelfinale zu erreichen. „Da können wir dann eine neue Geschichte schreiben“, sagte er. Und die Rolle, die er sich dabei wünscht, dürfte klar sein: wieder mehr Held als Depp.

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