Bayers Stammkeeper Hradecky ist als Kapitän angekommen

Leverkusen · Bayer Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky stellt sich nach seinem ersten Jahr als Spielführer der Werkself ein positives Zeugnis aus. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie unterschiedlich Fußballer das wichtige Amt in der Mannschaft mit Leben füllen.

 Lukas Hradecky klatscht in die Hände und treibt seine Mitspieler an.

Lukas Hradecky klatscht in die Hände und treibt seine Mitspieler an.

Foto: Imago/Zink/Daniel Marr

Das Amt des Kapitäns einer Fußballmannschaft hat viele Zuschreibungen. Als verlängerter Arm des Trainers auf dem Platz galt der Träger der Binde einst, doch das ist im modernen und taktisch immer komplexer werdenden Fußball ein Mythos vergangener Tage. Die Rolle als Leitwolf und Vorbild gehört aber noch bis heute zum Anforderungsprofil, dazu sollte der Spielführer ein gewisses Standing haben – intern wie extern. Seit der Saison 2021/22 ist Lukas Hradecky Kapitän der Werkself. Wir blicken im Vergleich auf seine Vorgänger zurück.

Lars Bender Kaum einer steht für die klassischen Tugenden des Fußballs wie der ehemalige Profi, der 2009 vom TSV 1860 München zur Werkself wechselte, von 2015 bis 2020 Bayers Kapitän war und 2021 seine Karriere in Leverkusen beendet hat. Bei den Fans genießt der gebürtige Rosenheimer Kultstatus. Das liegt nicht nur an seiner ungewöhnlichen Loyalität zum Werksklub, sondern auch an seiner unprätentiösen Art. Dass er im flecktarnfarbenen Ferrari zum Training kommt, war undenkbar. Stattdessen entwickelte er sich in seiner Zeit in Leverkusen zu einer nach außen hin eher ruhig wirkenden Führungsfigur, doch in der Kabine und auf dem Rasen fand er klare Worte. Auch wenn ihn in den letzten Jahren seiner Karriere Verletzungen immer wieder außer Gefecht setzten, war er mit seinem Willen und seiner stets selbstbewussten Körpersprache ein Fixpunkt für jüngere Spieler, auch in Sachen Bodenständigkeit.

Charles Aránguiz Als im Sommer 2020 klar war, dass Lars Bender das Amt im Spätherbst seiner Karriere zur Verfügung stellen würde, entschied sich der damalige Trainer Peter Bosz für den Chilenen als Nachfolger. Auf den ersten Blick schien der Mittelfeldspieler eine gute Wahl zu sein. Er war zu dem Zeitpunkt bereits fünf Jahre im Verein und gilt bis heute als Kämpfer mit vorbildlicher Einstellung. Als „aggressive Leader“ konnte er allerdings nur bedingt vorangehen. Zum einen bremste ihn eine Muskelverletzung über weite Teile der Hinrunde bis ins neue Jahr aus, zum anderen war die Sprachbarriere doch zu hoch – zumal der Nationalspieler noch nie ein Mann der lauten Töne war, schon gar nicht neben dem Platz. Interviews mit ihm sind extrem selten, eine mitreißende Ansprache in der Kabine ist von ihm nur schwer vorstellbar. Im Nachhinein war seine einjährige Schaffenszeit als Kapitän eher ein Missverständnis. Die Ankündigung von Bosz, dass Aránguiz nicht viel sprechen müsse, sondern seine Füße sprechen lasse, erfüllte sich nur bedingt. Der Trainer musste im März 2021 nach einer Ergebniskrise gehen.

Lukas Hradecky Der Finne trägt seit vergangener Saison die Binde und ist ein völlig anderer Charakter als seine Vorgänger. Der Torwart gilt als Frohnatur, ist immer für einen guten Spruch zu haben und stellt sich auch nach missratenen Spielen der Werkself kritischen Fragen. Dazu ist er bei Fans und Mitspielern beliebt und hat nicht nur durch seinen Pokalsieg mit Eintracht Frankfurt 2018 ein gewisses Standing im Team. Die Erfahrungen aus dem ersten Jahr als Kapitän will er mit ins zweite nehmen. „Ich habe persönlich gemerkt, dass ich auch mehr Druck und Kritik kriege, wenn es nicht mehr so gut bei uns läuft“, sagt der 32-Jährige. „Ich bin als Kapitän mehr im Mittelpunkt, auch bei den Interviews nach den Spielen.“ Eine der Lehren aus der Vorsaison sei, damit lockerer umzugehen. „Aber mannschaftlich bleibe ich so, wie ich bin und werde auch so weiter machen wie bisher. Wenn ich in den Spiegel schaue, habe ich es glaube ich ganz gut gemacht bis jetzt.“