Jokerrolle für Bayer-Angreifer Leon Bailey übt sich in Demut

Leverkusen · Leon Bailey hat zuletzt anderen den Vortritt lassen müssen. Das macht dem Flügelstürmer von Bayer 04 nach eigenem Bekunden nichts aus.

 Leon Bailey löst seinen Teamkollegen Kai Havertz (l.) im Spiel gegen Frankfurt ab.

Leon Bailey löst seinen Teamkollegen Kai Havertz (l.) im Spiel gegen Frankfurt ab.

Foto: imago images/RHR-Foto/RHR-FOTO / Dennis Ewert via www.imago-images.de

Als Leon Bailey den Rasen betritt, ist die Partie bereits entschieden. Es steht 4:0, als Trainer Peter Bosz den Jamaikaner 28 Minuten vor dem Schlusspfiff gegen Eintracht Frankfurt einwechselt. Eine Großchance verbucht der 22-Jährige noch, doch sein sechster Treffer in dieser Bundesliga-Saison gelingt ihm nicht mehr. Es mag Zeiten gegeben haben, da hätte dieser Umstand den impulsiven Nationalspieler aus dem Karibikstaat womöglich genervt, ihn aus der Fassung gebracht. In den vergangenen Wochen ist jedoch der Eindruck entstanden, als habe Bailey verstanden, worum es im Profi- und Mannschaftssport geht. Das vermitteln die Taten, aber auch die Worte des dribbelstarken Angreifers. „Ob ich starte oder von der Bank komme – jeder im Team weiß, dass er seine Rolle spielen muss. Und das ist, was wir aktuell machen“, sagt Bailey.

Persönlich läuft es für den linken Flügelstürmer auch in der Rückrunde weiterhin wechselhaft. Seit er seine zweite Rotsperre in dieser Spielzeit abgesessen hat, pendelt er zwischen Ersatzbank, Startelf und Jokerrolle. In der Liga durfte er seit dem Jahreswechsel erst zwei Mal von Anfang an spielen, kam aber mit Ausnahme des Augsburg-Spiels zumindest immer zum Zug. Dabei hatte der in der ersten Saisonhälfte für seine Undiszipliniertheiten sowohl von Mitspielern als auch Verantwortlichen Gescholtene durchaus seine Momente. So leitete er unter anderem mit seinem zwischenzeitlichen Treffer zum 3:3 die Wende gegen Dortmund ein (Endstand: 4:3) und verhalf dem Werksklub zuletzt mit einem Tor zum Punktgewinn in Leipzig (1:1). In der Hinrunde hatte Bailey die Werkself mit zwei Treffern zum 2:1-Überraschungssieg in München geführt – es war wieder einer dieser Momente.

Dass es bei Bayer 04 derzeit insgesamt so positiv laufe, habe Bailey zufolge einen einfachen Grund. „Die Chemie im Team stimmt“, sagt er. Die Mannschaft spiele guten Fußball und gewinne. „Und das gibt uns viel Selbstvertrauen.“ Der Anfang 2017 vom belgischen Erstligisten KRC Genk unters Bayer-Kreuz gewechselte Offensivspieler hat die Rotation, auf die Trainer Bosz angesichts der dreifachen Belastung für Bayer 04 mit DFB-Pokal, Europa League und Liga-Endspurt zuletzt verstärkt gesetzt hat, anscheinend akzeptiert zu haben. „Wir rotieren viel, da es das Beste für das Team ist“, sagt er. „Der Coach weiß genau, was er macht. Wir glauben alle an seine Ideen und machen das, was er uns vorgibt.“

Bayer 04 Leverkusen: Das ist Leon Bailey
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Das ist Leon Bailey

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Die jüngsten Erfolgserlebnisse des Werksklubs mit wettbewerbsübergreifend elf Siegen aus 13 Spielen helfen Bailey zufolge dabei, „den Geist zu entspannen. Und wenn der Geist entspannt ist, denkst du nicht an die Müdigkeit, die in deinem Körper steckt.“ Das sei Voraussetzung für den Erfolg. „Es ist wichtig, dass wir immer eine frische Mannschaft aufbieten.“ Die zeigte sich in den vergangenen Wochen nicht nur konstant „frisch“, sondern hat zudem bewiesen, dass sie selbst die Ausfälle wichtiger Stammkräfte wie den von Kevin Volland kompensieren kann. Dass plötzlich lange auf ihre Chance wartende Talente wie Paulinho, der gegen die Eintracht zwei Tore schoss und eines vorbereitete, aufhorchen lassen, zeigt nur, wie breit der Kader ist, den Sportdirektor Simon Rolfes und Bosz gebaut haben.

Was das für Bailey persönlich bedeutet, werden die folgenden Wochen und Monate zeigen. Seine Worte lassen aber darauf hoffen, dass er verstanden hat, wie die Werkself erfolgreich sein und bleiben kann.

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