Zwei Spiele ohne Tor Bayer kontert 0:1 mit Gray-Transfer

Leipzig · Beim 0:1 in Leipzig bleibt die Werkself abermals ohne eigenes Tor. Demarai Gray, der von Leicester City unters Bayer-Kreuz wechselt, soll die Offensivprobleme lindern. Leverkusens Profis verblüffen derweil mit eigenwilligen Analysen.

 Der ehemalige englische U-Nationalspieler Demarai Gray wechselt von Leicester City zu Bayer Leverkusen.

Der ehemalige englische U-Nationalspieler Demarai Gray wechselt von Leicester City zu Bayer Leverkusen.

Foto: AP/Marc Atkins

Peter Bosz hatte es angedeutet. Mit dem ihm eigenen Humor beantwortete er die Frage, ob Demarai Gray aus der englischen Premier League nach Leverkusen wechseln würde, auf Englisch: „I don‘t know. I have no idea.“ Zwischen den Zeilen zu lesen, war nicht nötig. Der Niederländer bestätigte indirekt den bevorstehenden Wechsel des 24-jährigen Linksaußen von Leicester City. Keine 24 Stunden später folgte die Bestätigung von Bayer 04. Gray unterschreibt einen Vertrag bis 2022. Eine konkrete Ablöse soll Leverkusen wohl nicht zahlen, dafür aber erfolgsabhängige Boni.

Gray ist der dritte Wintertransfer des Werksklubs, nachdem bereits die beiden Rechtsverteidiger Timothy Fosu-Mensah (23/Manchester United) und Jeremie Frimpong (20/Celtic Glasgow) bei den Rheinländern angeheuert hatten. Frisches Personal braucht Bayer dringend. Beim 0:1 in Leipzig überzeugten vor allem die Defensivreihen, nach vorne ging bei den Gästen indes nicht viel. „Das war ein Topspiel, aber kein Topfußball“, resümierte Bosz nach der Niederlage.

Beide Teams setzten an der Grenze zur Fairness aufs Physische, zwischendurch drohte Schiedsrichter Harm Osmers die zunehmend nickelige Partie zu entgleiten. In den zweiten 45 Minuten wurde dann auch wieder Fußball gespielt – und wie: Christopher Nkunkus letztlich spielentscheidendes Tor (51.) war die Folge einer ebenso gedankenschnellen wie starken Aktion des Franzosen. Leipzig hatte im Anschluss weitere Großchancen, scheiterte aber am Pfosten, an Lukas Hradecky und am Querbalken. Auf Bayers Seite war vor allem die Möglichkeit von Lucas Alario erwähnenswert, der in der 88. Minute an RB-Schlussmann Peter Gulasci scheiterte.

RB Leipzig – Bayer Leverkusen: die Werkself in der Einzelkritik - Noten
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Leipzig – Leverkusen: die Werkself in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Jan Woitas

So blieb es bei einem verdienten Sieg für die Gastgeber, die ihren zweiten Platz zementierten. „Es war ein intensives Spiel. Uns hat ein wenig das Glück gefehlt“, sagte etwa Leon Bailey, der als Mittelstürmer aufgeboten eine Stunde lang weitgehend abgemeldet war, ehe Patrik Schick eingewechselt wurde. Zur anhaltenden Ergebniskrise der Werkself sagte er: „Es ist hart momentan, aber so ist Fußball: Es gibt bessere und es gibt schlechtere Momente.“

Kerem Demirbay, der einen schwachen Auftritt bei den Sachsen zeigte, verblüffte nach der Partie mit einer eigenwilligen Analyse. „Ein sehr, sehr gutes Spiel“ habe Bayer gemacht – und überhaupt: „Wir stehen in der Tabelle gut da und werden auch am Ende gut dastehen.“ Die Momentaufnahme (32 Punkte, Platz fünf) bestätigt den Mittelfeldmann, aber weitet sich die zeitliche Perspektive (vier Punkte aus den vergangenen sieben Ligaspielen), sieht es recht düster aus. Denn die Konkurrenz schläft nicht und der Abstand auf Platz acht beträgt nur noch drei Punkte. „Wir müssen unsere Kontermöglichkeiten besser ausspielen und damit gefährlicher werden.“ Es gehe darum, Torabschlüsse „zu erzwingen“, betonte Demirbay, der darüber hinaus Nkunkus Treffer nicht ganz so sehenswert fand: „Ein Geniestreich ist etwas anderes. Am Ende macht es RB mit dieser einen Möglichkeit sehr gut.“

Nur, dass es eben nicht die einzige gute Möglichkeit der Leipziger war. Insofern passt auch Jonathan Tahs Einschätzung nicht wirklich zu den 90 Minuten auf dem Rasen. „Die Niederlage war unverdient. Wir hätten auch ein Tor schießen können und der Treffer, den wir bekommen haben, war schon etwas unglücklich“, sagte der Nationalspieler großzügig über die Aluminiumtreffer des Gegners hinwegsehend. „Es war kein schlechtes Spiel von uns, aber uns hat das Glück gefehlt.“

Das allein war es freilich nicht. Ob mit Gray nun das Glück zurückkehrt, wird sich zeigen. Ebenso gut wäre, wenn die Offensive ihre Durchschlagskraft wiederfinden würde. Dabei kann der Engländer mit jamaikanischen Wurzeln durchaus hilfreich sein. „Er ist ein trickreicher, sehr schneller und durchsetzungsfähiger Außenbahnspieler, der unser Angriffsspiel zusätzlich beleben wird“, beschreibt Sportdirektor Simon Rolfes den Rechtsfuß, der 2016 mit Leicester die englische Meisterschaft gewonnen hat. „Er ist in der Lage, in hohem Tempo 1:1-Situationen zu lösen und seine Mitspieler gut einzusetzen. Dank seiner Erfahrungen aus der Premier League ist Demarai ein Spieler, der uns sofort weiterhelfen kann.“

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