Wechsel von Bayer zum BVB Julian Brandt wagt den Schritt aus der Komfortzone

Meinung | Leverkusen · Nach fünfeinhalb Jahren in Leverkusen wechselt der Nationalspieler zu Borussia Dortmund, wo er einer der Topverdiener sein wird. Das ist aus verschiedenen Gründen nachvollziehbar, denn seine Aufgabe in Leverkusen ist erfüllt. Ein Kommentar.

 Julian Brandt.

Julian Brandt.

Foto: dpa/Paul Zinken

Sein erstes Bundesligaspiel für Bayer Leverkusen absolvierte Julian Brandt im Februar 2014 mit 17 Jahren. Seitdem hat er sich langsam, aber stetig zu einem gestandenen Profi entwickelt, der mit 23 bereits auf über 160 Einsätze in der höchsten Spielklasse und mehr als 30 im Europapokal zurückblicken kann. Hinzu kommen 24 A-Länderspiele. Er gilt längst als einer der talentiertesten Offensivspieler seiner Generation.

Dass er nun so kurz nach der ersehnten und geschafften Qualifikation für die Champions League aus dem Rheinland ins Ruhrgebiet wechselt, mag für viele Fans der Werkself enttäuschend sein, doch nüchtern betrachtet ist es der logische nächste Schritt – sportlich, finanziell und für seine Karriere. Leverkusen bot ihm in den vergangenen Jahren ideale Bedingungen, um sich zu entwickeln. Der Verein verzieh ihm auch schwächere Phasen und vertraute stets den Fähigkeiten des Blondschopfes, die über jeden Zweifel erhaben sind. Nur so konnte er zu dem werden, was er heute ist: Einer der besten Fußballer des Landes. Nicht nur seine starke Rückrunde dient dafür als Beleg.

Doch was hätte Brandt noch für Ziele mit Bayer 04 haben können? Platz vier ist erreicht. Die Mission, den Verein, dem er so viel zu verdanken hat, nach drei Jahren Abstinenz zurück in die Champions League zu führen, ist erfüllt. Die Chance, um Titel zu spielen, ist mit dem BVB sicherlich größer als in Leverkusen, wo der Anspruch der vergangenen Jahre war, international dabei zu sein, idealerweise in der Champions League. In der Königsklasse ist mit Dortmund mehr drin und gewollt, als die Gruppenphase zu überstehen.

Hinzu kommt die Strahlkraft des Vereins mit seinem Prestige, dem Umfeld, dem stets ausverkauften, riesigen Stadion, Mitspielern wie Marco Reus oder Jadon Sancho, und den finanziellen Möglichkeiten, die ihn zu einem Topverdiener der Branche machen dürften. Das alles bekommt er, ohne in die Ferne zu schweifen und bei Starensembles im Ausland sein Glück zu versuchen, in denen er vielleicht mittelfristig nur die zweite Geige spielen würde. Und das vergleichsweise beschauliche Leverkusen ist nach wie vor nah.

Er gilt als Wunschspieler von Dortmunds Trainer Lucien Favre, der mit Sicherheit schon einen guten Plan hat, wie er Brandts Fähigkeiten einsetzen will. Aber das lässt freilich auch die Ansprüche an den 23-Jährigen steigen, der nun auf einer der größten deutschen Fußballbühnen beweisen kann, dass er das Zeug zum absoluten Topstar hat. Er wird mehr Verantwortung übernehmen müssen und stärker im Fokus stehen. Denn in Dortmund ist alles zwei bis drei Nummern größer und lauter.

Dass ihn diese Herausforderung reizt, ist nachvollziehbar.

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