Aufwärtstrend beim Leverkusener Demirbays Tor macht Lust auf mehr

Leverkusen · Bayers Rekordtransfer hat sich für sein zweites Jahr in Leverkusen offenbar viel vorgenommen. Nicht nur sein Traumtor beim 1:1 gegen Leipzig dient dafür als Beleg. Dafür gibt es Lob von Trainer Peter Bosz, aber auch dezente Kritik.

 Sven Bender und Florian Wirtz feiern nach dem Treffer zum 1:1 gegen Leipzig mit Kerem Demirbay (r.).

Sven Bender und Florian Wirtz feiern nach dem Treffer zum 1:1 gegen Leipzig mit Kerem Demirbay (r.).

Foto: dpa/Federico Gambarini

Plötzlich ging es schnell. Leipzigs Angelino versuchte, den Ball möglichst weit weg vom eigenen Strafraum zu befördern, doch er landete über den Umweg Lars Bender bei Kerem Demirbay. Bayers Mittelfeldspieler lief noch ein, zwei Schritte, visierte aus rund 22 Metern das Tor der Gäste an und ließ einen Linksschuss folgen, der mit optimaler Flugbahn über Torwart Peter Gulasci hinweg an die Unterkante der Latte prallte – und von da ins Netz. Es war ein Treffer wie ein Statement. Wenige Minuten nachdem Emil Forsberg den direkten Konkurrenten im Kampf um die Champions-League-Plätze in Führung gebracht hatte, folgte die sehenswerte Antwort von Demirbay.

Bundesliga, 2. Spieltag: Remis gegen Leipzig  Bayer 04 in der Einzelkritik
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Remis gegen Leipzig – die Werkself in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Das Traumtor war gleichzeitig der Auftakt für die stärkste Phase der Werkself im Topspiel. Die Mannschaft von Trainer Peter Bosz drückte Leipzig tief in die eigene Hälfte, kam aber trotz einiger guter Gelegenheiten wie etwa Patrik Schicks Kopfball kurz vor der Halbzeit nicht zum Erfolg. Gästetrainer Julian Nagelsmann hatte einige bange Momente zu überstehen. „Ich habe ein paar Mal auf die Videowand geschaut, aber gemerkt, dass die Uhr in Leverkusen auch nicht schneller als bei uns läuft.“ Leverkusen sei vor der Halbzeit „klar die bessere Mannschaft“ gewesen. Nach einigen taktischen Umstellungen zur Pause habe sein Team wieder mehr Zugriff gehabt und die Partie ausgeglichen gestalten können. So blieb es trotz guter Chancen auf beiden Seiten beim letztlich leistungsgerechten Remis.

„Kerem hat ein gutes Spiel und ein super Tor gemacht“, lobte Bosz seinen Schützling, schränkte aber ein: „Als Trainer bin ich immer kritisch und habe auch ein paar Sachen gesehen, die er besser machen muss. Er ist aber auf dem Weg in die richtige Richtung.“ Das gelte auch für seine Mannschaft insgesamt. Keine Frage: Die Werkself hat nach dem 0:0 in Wolfsburg zum Ligastart in allen Bereichen Fortschritte gemacht. „Nach den ersten 15 Minuten haben wir das Spiel gut dominiert, aber das zweite Tor ist uns nicht gelungen“; sagte Demirbay. „Auch nach der Halbzeit kommen wir raus, zwingen Leipzig unser Spiel auf und haben die ein oder andere Konterchance, die wir vielleicht besser ausspielen müssen.“

Dass Demirbay nach dem Rückstand Verantwortung übernahm, sich gegen die drohende Niederlage stemmte und insgesamt ein gutes Spiel machte, ist sicher auch Simon Rolfes aufgefallen. Bayers Sportdirektor forderte vor dem Saisonstart, dass nach dem Abgang von Kai Havertz andere Spieler umso mehr gefordert seien, einen Schritt nach vorne zu machen – Demirbay war einer der damit Gemeinten.

Seinen Treffer beschreibt er mit eher knappen Worten: „Ich kriege einen guten Ball, drehe auf, sehe relativ früh, dass ich ihn schießen kann und denke mir, dass ich es riskiere – das ist mir in dem Fall sehr gut gelungen.“ Auch sonst ist ihm der Start in die Spielzeit gut gelungen. Der 32-Millionen-Euro-Rekordzugang der Werkself hat sich offenbar vorgenommen, seine mäßige Debütsaison unterm Bayer-Kreuz vergessen zu machen.

Besonders habe er sich aber über die teilweise Rückkehr der Fans in die BayArena gefreut. Rund 6000 Zuschauer verfolgten das Duell und sorgten zumindest im Ansatz für Spieltagsatmosphäre. Als „überragend“ ordnete der 27-Jährige das Gefühl ein, wieder mit Publikum zu spielen. „Es tut gut und das macht den Fußball aus.“

Das gilt freilich auch für seinen Distanztreffer, der Teil der Wahl des kommenden „Tor des Monats“ sein dürfte.

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