Bayer Leverkusen Havertz ist Bayers Juniorchef

Wolfsburg · Kai Havertz hat nicht nur beim 3:0 in Wolfsburg Führungsaufgaben übernommen. Längst hat sich der 19-Jährige in den Fokus zahlreicher Topklubs gespielt. Doch die Vertragssituation ist für Bayer komfortabel.

 So jung und schon so wichtig: Kai Havertz.

So jung und schon so wichtig: Kai Havertz.

Foto: dpa/Peter Steffen

Als Wolfsburgs William im Strafraum Kevin Volland auf den Fuß stieg und die Pfeife von Schiedsrichter Felix Zwayer ertönte, war zunächst unklar, wer den fälligen Elfmeter für Bayer Leverkusen schießen würde. Doch Kai Havertz schnappte sich den Ball, wartete geduldig die Diskussionen einiger VfL-Spieler mit dem Unparteiischen ab, legte ihn auf den Punkt, richtete sich kurz seine Frisur, trat an und verwandelte seinen ersten Strafstoß in der Bundesliga souverän ins rechte untere Eck (45.).

Es war die Initialzündung eines furiosen Sieges der Werkself, die in der zweiten Halbzeit die Drehzahl eines ohnehin schon temporeichen Spiels von beiden Seiten noch einmal hochschraubte. Die Tore von Kevin Volland (62.) und Julian Brandt (88.), der mit 22 Jahren sein 150. Bundesligaspiel absolvierte, münzten die Überlegenheit der Mannschaft von Trainer Peter Bosz in einen verdienten Sieg um.

Bayer 04 drohte im Falle einer Niederlage das nachhaltige Absacken ins triste Mittelmaß, doch nun bläst nicht nur Torhüter Lukas Hradecky munter zum Angriff. Der Rückstand auf einen Europa-League-Platz beträgt nur noch einen Punkt. „Das war eine überzeugende Leistung und ganz wichtig für unsere Aufholjagd“, sagte er. Kapitän Lars Bender ergänzte: „Drei Tore waren noch zu wenig.“

Havertz, der im System von Bosz gemeinsam mit Julian Brandt die Doppel-Acht bildet, bekam von seinen Teamkollegen besondere Coolness bescheinigt – nicht nur beim Elfmeter. Er ist längst Leistungsträger, Spielmacher, Abfangjäger, Torschütze und nun auch Führungsspieler. Für ihn hat der Niederländer die Elfmeter-Hierarchie geändert.

„Er ist unser erster Schütze“, betonte Bosz. Bislang waren es wahlweise Wendell, Lucas Alario oder Charles Aránguiz, die meist mehr schlecht als recht bei Strafstößen antraten. „Man muss kein Fußballkenner zu sein um zu sehen, dass Kai ein sehr guter Spieler ist“, sagte Bosz. Das scheint beinahe untertrieben, denn im Grunde ist das Eigengewächs unersetzbar für Bayer 04 geworden.

Völler schwärmte am Sonntag bei Sky vom „Jahrhunderttalent“ Havertz, das freilich längst bei Topklubs im In- und Ausland auf dem Zettel steht. Doch die Vertragssituation ist komfortabel für Bayer. Bis 2022 läuft das Arbeitspapier. Von Ausstiegsklauseln ist nichts bekannt. „Er wird im Sommer nicht gehen", betonte Völler, der am Vortag attestierte: „Man sieht, dass bei uns einiges funktioniert.“

Das hat auch Havertz erkannt. Er fühle sich sehr wohl in der Position, die Bosz ihm zugedacht hat – an der Seite seines Kumpels Brandt. „Zusammen mit Julian macht es schon Spaß“, sagte er. Das gelte auch für das neue, betont offensive und riskante System insgesamt. Beim Elfmeter habe er aber nicht lange nachgedacht. „Ich war mir relativ sicher, dass ich ihn reinmache. Deswegen hatte ich auch keinen hohen Puls oder so etwas.“ Mit so einer Leistung sei auch am kommenden Samstag gegen den FC Bayern München „einiges möglich“, ist sich der 19-Jährige sicher.

Das sind selbstbewusste Töne – und die eines Führungsspielers.

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