Bayer Leverkusen Kai Havertz' letzte Prüfung

Berlin · Der 17 Jahre alte Kai Havertz hat das Chaos unter dem Bayer-Kreuz zum persönlichen Durchbruch genutzt. Mit seinem ersten Bundesliga-Doppelpack beim 6:2 in Berlin hat der Abiturient erneut sein enormes Potenzial gezeigt. Doch ausruhen kann das Juwel der Werkself sich noch nicht – ein wichtiger Termin steht noch bevor.

 Kai Havertz jubelt gemeinsam mit Stefan Kießling in Berlin.

Kai Havertz jubelt gemeinsam mit Stefan Kießling in Berlin.

Foto: ap, SO

Der 17 Jahre alte Kai Havertz hat das Chaos unter dem Bayer-Kreuz zum persönlichen Durchbruch genutzt. Mit seinem ersten Bundesliga-Doppelpack beim 6:2 in Berlin hat der Abiturient erneut sein enormes Potenzial gezeigt. Doch ausruhen kann das Juwel der Werkself sich noch nicht — ein wichtiger Termin steht noch bevor.

In Wolfsburg hatte der Bahnmitarbeiter genug. Per Lautsprecherdurchsage ließ er die ausschließlich in schwarz und rot gekleide "Fußballfreunde" in Wagen 23 des ICE 842 von Berlin Richtung Köln am Samstagabend wissen: "Wenn Sie sich nicht ab sofort ruhig verhalten, werden Sie alle in Hannover aussteigen müssen." Zwar stimmten ein paar Bayer-Fans trotz aller Drohungen noch weitere Gesänge an, doch danach wurde es allmählich ruhig. Und niemand musste aussteigen.

Die Fans der Werkself hatten mal wieder etwas zu feiern - ein seltener Zustand in dieser Saison. Zum einen den unerwarteten Kantersieg beim künftigen Europa-League-Teilnehmer Hertha BSC. Und zum anderen natürlich Kai Havertz. In der Schlussphase der für den Werksklub enttäuschenden Spielzeit hat sich der Youngster zum Stammspieler entwickelt. Er ist die Entdeckung der Saison.

"Man hat gesehen, dass wir Fußball spielen können und einiges draufhaben. Es hat es einfach Spaß gemacht, auf dem Platz zu stehen", sagte das 1,83-Meter-Talent. Trotz seiner zwei Treffer war der gebürtige Aachener nicht restlos zufrieden. "Die Chance war da, sogar einen Hattrick zu erzielen." Eine bemerkenswert selbstkritische Aussage, schließlich landeten zwei seiner drei Torschüsse im Netz.

Für Havertz war es der Abschluss einer Spielzeit, in der er als einziger Bayer-Profi in fünf Wettbewerben zum Einsatz kam: Im der A-Junioren-Bundesliga, der UEFA Youth League, im Pokal, der Bundesliga und der Champions League.

Ex-Leverkusen-Coach Roger Schmidt hatte ihn am 7. Spieltag gegen Werder Bremen erstmals eingesetzt. Es folgten 23 weitere Auftritte, fünf Torvorlagen und vier Treffer — für den jüngsten Bundesliga-Spieler unterm Bayer-Kreuz eine Wahnsinnsbilanz. "Dass wir die Saison so abschließen, ist natürlich super", sagte Havertz nach dem versöhnlichen Saisonabschluss in Berlin. Er ist einer der wenigen Gewinner in einer Spielzeit, in der es beim Werksklub beinahe nur Verlierer gab. "Vor einem Jahr hätte ich es mir nicht erträumen können, dass es für mich so läuft", sagte Havertz. Für die Mannschaft sei das natürlich eine andere Geschichte. "Aber man sieht, was wir für eine Qualität haben. Das sollte uns Kraft geben, in der nächsten Saison wieder anzugreifen."

Eine wichtige Prüfung muss Havertz allerdings noch bestehen: Am 30. Mai hat Havertz, der seit 2010 das Bayer-Trikot trägt, seine mündliche Abiturprüfung in Mathematik am Landrat-Lucas-Gymnasium in Opladen. Erst danach geht es in den wohlverdienten Urlaub. Zur U19-EM, die ab Juli in Georgien ausgetragen wird, reist Havertz auf eigenen Wunsch nicht mit. "Ich versuche den Kopf freizubekommen, das wird mir guttun. Auch wegen der Doppelbelastung. So kann ich frisch in die neue Saison starten." Eine Aussage, die die Bayer-Verantwortlichen mit Freude zur Kenntnis nehmen werden.

(sbe)
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