Weiter als Özil und Ballack Kai Havertz ist der Unvergleichbare

Leverkusen · Sportgeschäftsführer Rudi Völler fühlt sich bei seinem Youngster an Michael Ballack und Mesut Özil erinnert. Ein Blick auf die Karrieren der Profis zeigt jedoch: Bayers Mittelfeldspieler ist ihnen in seiner Entwicklung weit voraus.

 Bayer Leverkusens Ausnahmekönner Kai Havertz (l.) bereitet sich derzeit mit Timo Werner und der deutschen Nationalmannschaft in den Niederlanden auf die EM-Qualifikationsspiele vor.

Bayer Leverkusens Ausnahmekönner Kai Havertz (l.) bereitet sich derzeit mit Timo Werner und der deutschen Nationalmannschaft in den Niederlanden auf die EM-Qualifikationsspiele vor.

Foto: dpa/Marius Becker

Die Karriere von Kai Havertz kennt bislang nur einen Weg: steil nach oben. Seit seinem Profi-Debüt am 15. Oktober 2016 gegen Werder Bremen, als er zum jüngsten je eingesetzten Profi der Werkself avancierte, hat sich der inzwischen 19-jährige Mittelfeldspieler kontinuierlich gesteigert. Mit 17 Treffern führte er in der vergangenen Saison bereits die mannschaftsinterne Torjägerliste an, entschied Partien bisweilen im Alleingang und absolvierte seine ersten Länderspiele für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes. Bei den Top-Klubs Europas steht der Youngster längst auf den Wunschzetteln.

Spricht Bayers Sportgeschäftsführer Rudi Völler über den in Leverkusen ausgebildeten Profi, spart der 59-Jährige nicht mit Superlativen. Im „Kicker“ bezeichnete er Havertz unlängst und auch nicht zum ersten Mal als „einen Mix aus Michael Ballack und Mesut Özil“. Havertz erinnere Völler hinsichtlich seines Laufstils und seiner Eleganz an den Spieler des FC Arsenal – und „von der körperlichen Entwicklung, der Robustheit, der Kopfballstärke und der Torgefährlichkeit“ an Ex-Profi Ballack zu dessen besten Zeiten.

Ein Blick auf die Karrieren der drei Fußballer zeigt jedoch: Havertz ist in seiner Entwicklung deutlich weiter, als es Ballack und Özil im selben Alter waren. Während der in Mariadorf bei Aachen aufgewachsene Havertz schon als A-Jugendlicher für den Werksklub in Bundesliga und Champions League ran durfte, benötigten die beiden anderen deutlich länger, um durchzustarten.

Der ehemalige Leverkusener Ballack gab erst eine Woche vor seinem 21. Geburtstag sein Erstliga-Debüt. Sein endgültiger sportlicher Durchbruch gelang dem Kreativspieler dann nach seinem Wechsel 1999 von Kaiserslautern nach Leverkusen, wo er vor allem unter den Trainern Christoph Daum und Klaus Toppmöller viele Freiheiten genoss. In seinen ersten vier Jahren in der Bundesliga gelangen Ballack 14 Tore. Havertz hingegen steht schon jetzt bei 24 nach drei Spielzeiten. Darüber hinaus erzielte Ballack in seiner Laufbahn nie mehr als 17 Tore in einer Bundesliga-Saison.

Özils Karriere in der höchsten deutschen Spielklasse begann nach der WM 2006. Für den FC Schalke bestritt der Edeltechniker seine ersten Partien, wechselte nach zwei Saisons aber nach Bremen. Dort benötigte der zu diesem Zeitpunkt 19-Jährige allerdings ein weiteres Jahr Eingewöhnungszeit. Erst in seinem vierten Jahr in der Beletage des deutschen Fußballs zeigte Özil konstant starke Leistungen und glänzte mit 15 Torvorlagen in 28 Partien.

Was das Arbeitspensum betrifft, ist Havertz seinen beiden Vorgängern im Mittelfeld des DFB-Teams ebenfalls deutlich voraus. Rund 108 Stunden stand er in seinen ersten drei Profi-Jahren für Bayer 04 in der Bundesliga auf dem Rasen. Das sind mehr Stunden, als Özil und Ballack in ihren ersten drei Bundesliga-Jahren zusammengerechnet verbucht haben.

Völlers Vergleiche mit den beiden ehemaligen DFB-Größen mögen bisweilen zutreffen, doch zeigen die Zahlen, dass Havertz eigentlich unvergleichbar ist.

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