Bayer Leverkusen Baumgartlinger — mehr als ein Backup

Leverkusen · Zuletzt setzte Roger Schmidt auf den Österreicher - und der revanchierte sich mit guten Leistungen. Der Sommerzugang hat sich inzwischen in Leverkusen eingewöhnt. In den kommenden Wochen könnte er noch wichtiger für das Team werden.

 Julian Baumgartlinger im Spiel gegen Tottenham.

Julian Baumgartlinger im Spiel gegen Tottenham.

Foto: dpa, fg lof

Dass Länderspielpausen mit einem gewissen Risiko verbunden sind, weiß man auch bei Bayer 04. Zuletzt war es Vladlen Yurchenko, der sich bei der ukrainischen Nationalmannschaft im September einen Haarriss im Wadenbein zuzog. Nun könnte es auch Charles Aránguiz erwischt haben. Der Chilene musste beim WM-Qualifikationsspiel gegen Kolumbien (0:0) am Donnerstag mit "muskulären Problemen" ausgewechselt werden. Eine genauere Diagnose ist bislang nicht bekannt.

Wegen seiner späten Rückkehr wäre Aránguiz wohl ohnehin nicht für die Startelf gegen RB Leipzig am kommenden Freitag (20.30 Uhr) in Frage gekommen - auch wenn sich der 27-Jährige laut Roger Schmidt von Reisestrapazen nicht weiter beeindrucken lässt und "sowieso immer" spielen will. Chicharito, der mit Mexikos Auswahl unterwegs ist, kehrt erst am Donnerstag zurück. Bei Aránguiz könnte der Rückflug nun aber nicht nur wegen seiner Verletzung früher als geplant stattfinden. Er ist nach seiner Gelben Karte gegen Kolumbien für das anstehende Spiel gegen Uruguay gesperrt. Ob er das Team früher verlassen darf, ist aber eine Entscheidung des chilenischen Verbandes. Entsprechende Verhandlungen laufen.

Für den womöglich länger ausfallenden Chilenen deutete sich in Julian Baumgartliner zuletzt adäquater Ersatz im zentralen Mittelfeld an. Der Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft, die heute gegen Irland um die WM-Qualifikation spielt, zeigte sich nach Anlaufschwierigkeiten bei der Werkself zuletzt stark verbessert. Der Sommer-Zugang vom FSV Mainz 05, bei dem er ebenfalls die Kapitänsbinde trug, scheint angekommen. Das ist auch Jonas Boldt aufgefallen. "Wenn ein Spieler den Verein wechselt, muss man ihm auch Eingewöhnung zugestehen", sagt der Manager von Bayer 04. Das sei völlig normal. "Wie wichtig Julian für uns sein kann, gerade im Spiel gegen den Ball, hat man in Tottenham und auch gegen Darmstadt gesehen."

Beim 3:2-Heimerfolg gegen den Bundesligisten bereitete Baumgartlinger das 2:1 von Julian Brandt sehenswert vor. Auch sonst war er eine der prägenden Figuren des Spiels. In London war der 28-Jährige ein Garant für das stabile Mittelfeld - eine der Grundlagen für den 1:0-Erfolg im Wembley-Stadion.

Auch im Hinspiel brachte seine Hereinnahme mehr Struktur in die Zentrale. Laufbereitschaft, Zweikampfstärke, physische Präsenz - das sind Baumgartlingers Kernkompetenzen. Angefangen hat er einst in der Leichtathletik. Im Sommer sagte er gegenüber der RP, dass er sicher auch einen guten Zehnkämpfer abgegeben hätte. Er entschied sich für den Fußball.

Sein Start in Leverkusen war nicht einfach. Verglichen mit seiner Zeit in Mainz, wo er gesetzt war, blieb ihm zunächst oft nur ein Platz auf der Bank. Der seit Wochen gut aufgelegte, aber derzeit verletzte Kevin Kampl (Fußprellung), sowie Charles Aránguiz sind starke Konkurrenz. Hinzu kommt Kapitän Lars Bender, den eine Einblutung an der Ferse ausbremste. "Dass er nach seinem Wechsel zu uns möglicherweise weniger Einsatzzeit haben würde, haben wir vorher besprochen", sagt Boldt. "Julian sieht diesen Wechsel als Herausforderung, den nächsten Schritt zu gehen - und die hat er angenommen." Ein großer Reiz war dabei die Champions League. Das hat Baumgartlinger selbst mehrfach betont. Dem Konkurrenzdruck will er sich stellen.

Die Länderspielpause kommt dem Österreicher nach Bayers sportlicher Achterbahnfahrt gerade recht. "Diese kurze Zäsur tut vielleicht auch gut, um den Kopf ein bisschen frei zu bekommen", sagt er. "Wir sind uns bewusst, dass es auch wieder in die andere Richtung gehen kann." Die Erwartungshaltung bei Bayer 04 sei hoch, geradezu "greifbar", aber das Positive müsse nach der Pause im Vordergrund stehen - auch bei ihm.

"Jeder Spieler lebt vom Rhythmus und von regelmäßigen Einsätzen. Die habe ich in den letzten Wochen bekommen, und das war wichtig für mich." Er sehe sich auf dem "richtigen Weg". Die Ziele für Bayer 04 bringt Baumgartlinger auf eine simple Formel: "konstant so weiter machen und Ergebnisse einfahren."

(RP)
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